Ein bunter Nachmittag im Grünen – Hula Hoop Workshop

And the world goes round… vielleicht nicht gleich die ganze Welt aber zumindest im Wurzelwerk ging es rund, als wir mit Nelly verschiedenste Bewegungen mit dem Hula Hoop probierten. Doch bevor wir damit starteten den Hoop auf den Hüften zu halten, lernten wir die verschiedenen Reifen mit ihren Eigenschaften kennen. Je kleiner und leichter, desto schneller dreht er sich. Das macht es unter Umständen schwieriger neue Bewegungen zu erlernen. Nachdem jede die verschiedenen Hoops selbst beschnuppert und ausgetestet hatte, konnten wir uns unseren Favoriten für die ersten Versuche ausleihen. Wir starteten damit ihn auf den Hüften zu halten (oder es zu versuchen). Bevor uns langweilig oder der Frust zu groß wurde, wechselte Nelly zu weiteren Techniken und Tricks für die wir Hände und Arme nutzten. Nelly schaffte es immer wieder uns abzuholen und mitzunehmen und gestaltete einen bunten (oder um es mit ihren Worten zu sagen zauberhaften) Nachmittag im Wurzelwerk, der auch von einem Regenschauer nicht getrübt werden konnte, vor dem wir in den überdachten Workshop-Space flüchteten.

Aus alt mach neu – Do-it-yourself-Design aus Altholz

Neue Stühle für die alte Gärtnerei sollten her. Am besten schick, noch besser auch gemütlich und im besten aller Fälle möglichst ressourcenschonend. Wie passend, dass wir noch einen Haufen Altholz im Garten liegen hatten. Um zu Lernen wie man daraus stabile und handwerklich hochwertige Stühle baut, dafür hatten wir Christian eingeladen. Er begleitete eine energiegeladene Gruppe Teilnehmende mit seinem Wissen und seiner Unterstützung durch einen interessanten Tag voller Aha-Momente und guter Laune.

Entstehen sollte das Modell Sedia-Uno des italienischen Designers Enzo Mari. Er war der Meinung, dass gutes Design für alle verfügbar sein sollte, veröffentlichte mit dem Buch Autoprogettazione seine Baupläne und beeinflusste damit die Do-it-yourself-Bewegung. Da wir jedoch nicht einfach im Baumarkt alle entsprechenden Hölzer kaufen wollten, war die erste Aufgabe das vorhandene Holz zu sichten und den Bauplan an die Maße der vorhandenen Bretter anzupassen.

Nachdem diese gemeistert war und jede:r seine:n individuellen Konstruktionsplan erstellt hatte, ging es an die praktische Umsetzung. Christian hatte alle Werkzeuge dabei und wir begannen damit unsere Bretter zuzusägen, zu hobeln, schleifen, hämmern, bohren, schrauben… So kam es, dass die eine voller Stolz das erste Mal mit einer Stichsäge arbeitete, der andere lernte wie man einen Hobel verwendet und wiederum andere die Vorzüge einer Japansäge zu schätzen lernten. Diese sägt auf Zug, statt wie ein Fuchsschanz auf Druck. Wer den Unterschied einmal erfahren hat, wird sie nicht mehr missen wollen. Wahrscheinlich jede:r konnte ihre Kenntnisse erweitern und mit viel Begeisterung entstanden zehn neue Stühle für Wurzelwerk und Koko, sodass es sich jetzt noch schöner verweilen lässt.

Besten Dank an alle für einen anstrengenden Tag voller Lacher und guter Laune. Wer nicht dabei sein konnte: Kommt vorbei und sucht euch unter all den Unikaten euren Lieblingsstuhl. Ein kleiner Blick unter darunter verrät euch auch, wem ihr die Sitzmöglichkeit zu verdanken habt.

Endlich mal Strom verstehen – Solaranlagen selber bauen

Am Sonnabend fand unser Workshop rund um das Thema Solaranlagen-Selbstbau statt.
Marcus Heeg, Diplom-Ingenieur für Regenerative Energiesysteme, und begeisterter Selbst-Bastler, kam ins Wurzelwerk, um mit uns eine kleine Photovoltaik-Anlage aus gebrauchten Teilen zusammenzubauen.

Eigentlich hatten wir ihn eingeladen, um eine Micro-Windkraftanlage mit uns zu bauen, weil er damit ebenfalls schon Erfahrung hat. Nachdem er uns aber erklärt hatte, dass wir in Dresden in einem besonders schwachen Windgebiet leben, entschieden wir uns dann doch für Photovoltaik.

Im Workshop starteten wir mit einer Einführung in die Grundlagen der Elektrotechnik. Den meisten von uns wurde an der Stelle (mal wieder) klar, dass Strom uns überall umgibt – aber wir ihn so gut wie nicht verstehen. Alle hatten viele Fragen dazu, wie man beim Selbstbasteln Kabel richtig anschließt (stabile Verbindungen, + oder – zuerst, Schutzleiter etc.) wofür die verschiedenen Kenngrößen (Spannung, Stromstärke, Widerstand, Leistung etc.) stehen und was die Unterschiede zwischen den verschiedenen Stromarten sind (12V, 24V, 230V, Gleich- und Wechselstrom etc.).

Danach erklärte Marcus uns (fast) alles über Akkus: Welche verschiedenen Typen von Akkus es gibt, welche davon umweltschädlich sind (Lithium-Ionen, Blei-Säure, Cadmium usw.) und welche nicht so (Nickel-Eisen, Salzwasser u.a.) und wie man sie so nutzt, dass sie möglichst lange halten (richtiges Laden, nur teilweises Entladen etc.).

Mit diesem Vorwissen sprachen wir darüber, wie man das richtige Solarmodul und die richtigen Akkus für die jeweiligen Geräte findet, die man betreiben möchte und unter welchen Voraussetzungen Speicherung sinnvoll sein kann und wann man eher darüber nachdenken sollte, überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen.

Nachdem wir das Anschließen von Kabeln (Abisolieren, Löten, Crimpen usw.) ausprobieren konnten und gefühlt ein Dutzend verschiedene Crimpzangen kennengelernt hatten, konnten wir Marcus noch darüber ausfragen, welche rechtlichen Aspekte man bei der Netzeinspeisung beachten muss und welche technischen Voraussetzungen man dafür braucht. Dabei erklärte Marcus uns auch, warum es Steuerbetrug wäre, dabei nicht den richtigen Zähler zu verwenden (Strom aus der Steckdose ist offenbar offiziell mehr wert, als selbsterzeugter).

Dann bauten wir unsere Anlage zusammen: Ein 150-Watt-Solarmodul, ein Solarladeregler, ein Akku und zunächst eine Lampe zum Ausprobieren. Anhand der Anzeige eines angeschlossenen Multimeters konnten wir die Intensität des fließenden Stroms sehen. So konnten wir ausprobieren, was passiert, wenn Teile des Moduls verschattet werden: Der Stromfluss nimmt überproportional ab, weshalb es so wichtig ist, dass Solarmodule immer komplett schattenfrei und sauber sind. Als Erweiterung schlossen wir noch einen Spannungswandler und einen Heißluftföhn an, um auch hier den Stromfluss zu untersuchen.

Zu guter Letzt zeigte Marcus uns noch, wie man die Einspeisung ins Netz schaltet und erklärte uns, wie man die Qualität gebrauchter Solarmodule und Akkus erkennen kann, warum man für empfindliche Elektronik auf jeden Fall Spannungswandler mit sogenanntem “reinen (nicht modifizierten) Sinus” braucht und alles andere, was wir wissen wollten. Bei all dem ging Marcus immer sowohl darauf ein, wie Dinge laut Lehrbuch aus neuen Teilen gebaut werden, als auch darauf, wie man sie aus gebrauchten Teilen selbst basteln kann – und mit welchen Kosten man jeweils rechnen kann.

Bevor wir alles wieder vergessen haben, wollen wir jetzt die Anlage – um ein weiteres Modul auf 300W ergänzt – auf die neue Workshopküche, das Koko, bauen, sodass sie dort die Kühlschränke mit selbsterzeugtem Strom betreiben kann.

Vielen Dank an Marcus für die vielen guten Antworten, Schaubilder, Handouts und Erklärungen!
Wir empfehlen hiermit unbedingt, ihn für Seminare zu buchen ;-)

Und für alle, die sich zum Selberbasteln selbst weiter belesen möchten, empfehlen wir das Einfälle-statt-Abfälle-Heft “Solarstrom in 12-Volt-Anlagen” von Michael Daniek.

Permakultur ist mehr als Gärtnern

– Grafik: adaptiert von David Holmgren: holmgren.com.au –

Seit über vierzig Jahren gibt es jetzt die Idee der Permakultur, die kluge Methoden aus verschiedenen Bereichen mit ethischen Grundlagen zusammenbringt, um ganzheitlich nachhaltige Lebensumgebungen zu schaffen. Was die Begründer Bill Molisson und David Holmgren sich Ende der Siebziger Jahre vor allem in Bezug auf Landwirtschaft überlegt haben, wenden mittlerweile immer mehr Menschen auf alle Bereiche des menschlichen Lebens an. Kein Wunder: Die Klimakatastrophe, Energie- und Wirtschaftskrisen und nicht zuletzt Pandemien machen deutlich, dass wir als Gesellschaft alle unsere Lebensbereiche grundlegend verändern müssen, um weiter auf dem Planeten leben zu können.

Am Samstag hatten wir Vera Hemme von der Permakultur Akademie eingeladen, an einem Tag die Grundlagen des komplexen Ansatzes der Permakultur zu erklären. Der Workshop fand diesmal nicht im Wurzelwerk, sondern im hechtgruen statt – weil wir das Wurzelwerk für das ganze Wochenende der Permakultur Akademie für ein Kurs überlassen hatten: Im Rahmen der Weiterbildung Permakultur Design kam eine Kursgruppe, zusammengesetzt aus Teilnehmer:innen aus verschiedenen Regionen, von Donnerstag bis Sonntag in Wurzelwerk. Die Weiterbildung dauert ein bis drei Jahre und die Teilnehmer:innen haben die Grundlagen der Permakultur vorher schon in einem 72-Stunden-Kurs gelernt.

Nun hatte Vera bei unserem Workshop im hechtgruen die Aufgabe, das in acht Stunden zusammenzufassen. Sie erklärte zunächst, dass das Konzept auf den drei ethischen Grundlagen

  • Earth Care (Ökologische Nachhaltigkeit),
  • People Care (Soziale Nachhaltigkeit) und
  • Fair Share (Ökonomische Nachhaltigkeit)

beruht und wie dabei systemische, prozesshafte Gestaltungsansätze angewandt werden, um Gärten, genau wie Bildungsangebote, Wirtschaftssysteme oder das persönliche Leben so gestalten zu können, dass sie in Einklang mit der menschlichen und nichtmenschlichen Umwelt kommen können.

Grundlage einer nachhaltigen Gestaltung ist immer eine ausführliche Beobachtung: Wie funktioniert das System, das gestaltet werden soll, im Moment (was passiert zum Beispiel bisher auf der Fläche), welche Schwierigkeiten und Potenziale hat es, welche inneren Logiken – und welche Vorbilder gibt es in der Natur, solche Systeme nachhaltig zu gestalten.

Als Hilfsmittel für die anschließende Gestaltung sind verschiedene Permakultur-Gestaltungsprinzipien entstanden. Die Methoden, die man dabei für die Konzeption, Umsetzung und Verbesserung anwendet, wurden und werden aus hilfreichen Ansätzen des Projektmanagements, der Landschaftspflege, Psychologie und anderen Feldern adaptiert und in ganzheitliche Prozessmodelle gebracht.

Vera ging die Schritte eines ganzheitlichen Gestaltungsprozesses mit uns durch, wobei klar wurde, dass die Prozessmodelle nicht von irgendwoher kommen, sondern viel von dem widerspiegeln, was man oft “gesunder Menschenverstand” nennt, dabei aber Aspekte bewusst machen, die sonst oft hinten runter fallen.

Durch Beobachtungsübungen, Kleingruppenarbeiten, Übersicht gebende Tafelbilder, ergänzender Literatur und dem einen oder anderen erhellenden Pausengespräch (die werden in der Permakultur bewusst besonders unterstützt) konnten die Teilnehmenden das Konzept kennenlernen oder ihr Verständnis darüber vertiefen. Die Rückmeldungen waren sehr positiv, die Teilnehmer:innen haben viele Aha-Erlebniss gesammelt. Es scheint also gelungen zu sein, die wichtigsten Aspekte der Permakultur an einem Tag zu vermitteln.

Und da die Nachfrage drei mal so hoch war, wie die Anzahl der Plätze, die wir anbieten konnten, führte Vera den Workshop am Sonntag gleich nochmal mit einer neuen Gruppe durch :-)

Wer sein Verständnis der Permakultur vertiefen möchte, dem seien die dreitägigen Einführungskurse, oder die zehn- bis 14tägigen Permakultur-Design-Kurse empfohlen, die ihr im Kurskalender der Permakultur-Akademie findet.

Gärtnern ist politisch – und verbindend

Letzten Freitag machten wir uns auf zur Exkursion in die Internationalen Gärten in der Johannstadt.
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Christian Bärisch, selbst im Vorstand und Garten aktiv, führte uns durch den Gemeinschaftsgarten in dem das interkulturelle Gärtnern im Fokus steht. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Fluchterfahrung kümmern sich hier um ein ca. 4000 m² großes Stück ehemalige Brachfläche. Dabei gibt es neben gemeinschaftlicher Infrastruktur vor allem Einzelbeete. Jede*r soll die Möglichkeit haben, über das Gärtnern langsam anzukommen, selbst zu entscheiden, wann und wie viel man sich einbringt.
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Bei einer so bunten Mischung verlangen manchmal die alltäglichen Begegnungen im Garten Verhandlungsgeschick. Das Gärtnern ist dann schon Politik im kleinen Maßstab: Oft müssen erst die sozialen Fragen geklärt werden, bevor es auch um ökologische Aspekte gehen kann.
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Hauptsache Ertrag – gern auch mit mineralischem Dünger oder doch lieber ressourcenschonend und biologisch? Welche Regel wollen wir uns als Gemeinschaft geben und wie miteinander umgehen? Da heißt es andere Kulturen kennenlernen, bewusst aufeinander zugehen, auch mal Unterschiede aushalten können und dennoch eine gemeinsame Richtung finden. Dabei untereinander freundlich und offen bleiben: Das ist – auch wenn es meist erstaunlich konfliktfrei zugeht – laut Christian oft erstmal genug Herausforderung. Demokratie gelernt und gelebt im Kleinen.
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Vielen Dank für einen spannenden Abend voller neuer Einblicke. Besonders freut mich, dass wir durch die Führung einer Gruppe aus Pirna Einblick in den Garten geben konnten, die selbst gerade mit der Gründung eines Internationalen Gartens beschäftigt ist. Immer schön, wenn gute Ideen weiter getragen werden!

Warum mehrjähriges Gemüse so toll ist

Am Samstag fand endlich unser erster Workshop der Saison statt. Nachdem er coronabedingt um zwei Monate verschoben werden musste, konnten wir ihn jetzt unter strengen Hygiene-Regeln durchführen.

Unsere Referent*innen Christiane Kupfer und Volker Croy erzählten uns viel wissenswertes über mehrjährige Gemüsestauden und wie man sie unter Obstbäumen pflanzt, um sogenannte Obstbaumlebensgemeinschaften zu erzeugen.

Das faszinierende: Mehrjähriges Staudengemüse kann folgende Vorteile bieten:

  • jedes Jahr weniger Arbeit (wenn sie angewachsen und etabliert sind, werden sie von alleine größer, man muss sie nicht jedes Jahr neu aussähen, vorziehen, Boden vorbereiten, pflanzen usw.)
  • sie können über Stecklinge vermehrt werden (was viel schneller geht, als über Samen)
  • weniger Bodenbearbeitung (viele Mehrjährige verbessern den Boden kontinuierlich selbst, statt ihn auszulaugen, weil sie ja länger dort leben wollen)
  • der Boden ist ständig bedeckt, was dem wertvollen Bodenleben zu Guten kommt, vor Verdunstung schützt, kühlt und vielen verschiedenen Tierarten jederzeit Nahrung und Lebensraum bietet
  • sie sind meist weniger anspruchsvoll, als einjähriges Gemüse und können deshalb auch unter Obstbäumen wachsen
  • sie können junge Bäume davor schützen, von Gras umwuchert zu werden, dass ihnen das Leben schwer macht
  • da die meisten nicht so hochgezüchtet sind, wie unsere einjährigen Kulturgemüse, enthalten sie besonders viele gesunde Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe

Nach dem spannenden theoretischen Teil pflanzten wir gemeinsam auf dem Geländer des neuen UFER-Projekts “Alte Gärtnerei” die vielen mitgebrachten Stauden unter die Obstbäume.

Vielen Dank an alle, die dabei waren und geholfen haben!

Offene Gartenzeit und Bildungsangebote wieder möglich

Ab heute gilt eine neue Corona-Schutz-Verordnung in Sachsen.

Sie besagt grundsätzlich, dass das Bestreben bestehen bleibt, physische Kontakte zwischen Menschen, die nicht zusammen wohnen, auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Mindestens 1,5 Meter Abstand bleiben weiterhin geboten und in vielen geschlossenen Räumen Mund-Nasen-Bedeckungen wichtig.

Was für uns im Garten wichtig ist, sind die Neuerungen, dass folgendes jetzt auch wieder geht (Angaben ohne Gewähr):

  • Begegnungen (drinnen und draußen) zwischen zwei kompletten Hausständen ohne Abstand
  • der Besuch von Außenanlagen von Botanischen sowie Zoologischen Gärten
  • Bildungsangebote und soziale Beratung mit Hygienekonzept
  • notwendige Vereinssitzungen

Workshops wieder möglich

Wir können also wieder Workshops und andere Bildungsangebote für Erwachsene im Garten anbieten. Das werden wir mit dem Hygiene-Konzept verbinden, dass es die Möglichkeit zum Händewaschen oder -desinfizieren gibt, Abstand gehalten wird, Essen selbst mitgebracht wird, eventuell anwesende Kinder bei ihren Erziehungsberechtigten bleiben und evtl. Mund-Nasen-Schutz getragen wird.

Unser nächsten Workshops findet ihr hier.

Auch über Kinoabende mit Bildungsanspruch denken wir jetzt wieder nach.

Plenum im Garten?

Wir werden demnächst ein Treffen der UFER-Orga-Gruppe im Garten abhalten, weil die als erweiterter Vereinsvorstand ziemlich eindeutig unter “notwendige Vereinssitzungen” fällt.

Ob wir Plena im Garten abhalten dürfen, ist allerdings weiterhin unklar. Bis das nicht eindeutiger ist, bleiben wir damit lieber im digitalen Konferenzraum.

Offene Gartenzeit und Offene Beratung für alle Interessierten

Die Gartenzeit und die Beratung für soziale und Projektanliegen kann jetzt also, bis auf das nach wie vor wichtige Abstandhalten und Händewaschen, wieder normal laufen.

Wir schalten das Angebot der telefonischen Beratung also erst mal wieder ab und heißen euch im Garten willkommen:

Dienstags zwischen 15:30 – 19:30. (Für Beratungsanliegen ist es gut, einen Termin auszumachen, weil wir nicht immer die ganze Zeit da sein können und damit ihr nicht gleichzeitig kommt.)

Gemeinsames Entspannen im Garten

Mit Mitgliedern eures Hausstandes und denen eines weiteren Hausstandes könnt ihr euch im Garten entspannt aufhalten. Kommt nur den anderen Leuten im Garten bitte nicht zu nahe ;-)

Blog-Artikel zum nachhaltigen Selbermachen und zum solidarischen Umgang mit der Krise

Unsere Blog-Artikel aus den letzten Wochen könnt ihr natürlich weiterhin auf ufer-projekte.de lesen:

Klopapier: 12 historische und moderne Alternativen

Bei den UFER-Projekten arbeiten wir seit einigen Jahren daran, die Stadt krisenfester zu machen. Genügsamkeit, Selbstversorgung und Solidarität aufzubauen. Auch wenn wir jetzt keine praktischen Bildungsangebote mehr machen können, möchten wir hilfreiche Sachen, die wir in den letzten Jahren lernen und lehren durften, online weiter mit euch teilen. Deshalb könnt ihr an dieser Stelle jetzt immer wieder praktische Tipps für nachhaltiges, gesundes und solidarisches Leben – auch in der Krise – lesen. Wir hoffen, es hilft euch und freuen uns auf euer Feedback.

 

Heute: Alternativen zu Klopapier

von Gregor

 

Hier hat man damals beim Geschäftemachen nebeneinander gesessen: Antike Latrine in Ostia (Creative Commons: BY-SA AlMare)

 

Während 5% der Deutschen 93% der Klopapier-Vorräte gebunkert haben, fragen sich jetzt viele, wie sie ihren Hintern sauber kriegen können, wenn auch die Nachbarn keine Rollen mehr übrig haben, die sie gegen Milch und Seife tauschen.

 

Erfunden wurde das Hinternabwischen mit Papier wahrscheinlich im 14. Jahrhundert in China: Da wurden großformatige Papiertücher für den Kaiser hergestellt, der diese Form der Analhygiene scheinbar luxuriöser fand. Die erste Erwähnung in einer westlichen Gesellschaft findet sich erst im Frankreich des 16. Jahrhunderts.

 

Heute verbrauchen Deutsche durchschnittlich wohl um die 18 Kilo Toilettenpapierim Jahr. Das entspricht insgesamt fast 3 Milliarden Rollen. Genug, um die Erde rund 2000 mal zu umrunden.

 

Diesen März stieg die Nachfrage durch die Toilettenpapier-Krise auf das Dreifache – fragt man das ZDF, sogar auf das Siebenfache.

 

Wer vor leeren Regalen steht und sich nicht mehr anders zu helfen weiß, greift zu rabiaten Mitteln: Aus einer Kirche in Rösrath wurde Klopapier geklaut. Der Pfarrer brachte einen Zettel an der Tür an, dass er dem Dieb vergebe, ihm segensreiche Verwendung wünsche und die pastorale Absolution erteile. Allerdings möge er doch bitte mit anderen teilen.

 

Grund genug, uns mal nach Alternativen umzuschauen: Schließlich ist Klopapier ja eine ziemlich neue Erfindung in der menschlichen Geschichte – und wird auch heute in vielen Kulturen abgelehnt. Und dafür gibt es gute Gründe:

 

Toilettenpapier kann ungesund sein:

Vor allem, wenn es Chemikalien enthält, die allergische Reaktionen hervorrufen oder Hautreizungen bewirken können. Aber auch ohne die ist das trockene Wischen für viele Hintern nicht sehr gesund. Hautärzte raten schon länger dazu, Nassreinigung auszuprobieren, um schmerzhafte Stellen zu vermeiden.

 

Und es ist nicht gerade nachhaltig:

Wenn es nicht gerade Recyclingpapier ist, werden für die Herstellung frische Bäume gefällt. Oft wird das Holz sogar illegal geschlagen. Um daraus ein Kilo Papier herzustellen werden ungefähr 800 Gramm C02 in die Athmosphäre geblasen und um die 10 Liter Wasser verbraucht.

Toilettenpapier-Alternativen-Tester Daniel Hautmann meint dazu: „Man kann sich leicht vorstellen, dass bei diesen Arbeitsschritten Unmengen an […] Giftstoffen entstehen, gerodete Waldflächen zurück bleiben und reichlich Umverpackungen (ganz genau: Plastik) anfallen. Und wozu das alles? Ganz genau: fürn Arsch.“

Und dann wird es noch auf Schiffen, Lkw oder Zügen um die halbe Welt gefahren.

Ein engagiertes Plädoyer in dieser Sache findet ihr hier.

 

Wie aber kann man sonst seinen Hintern sauber bekommen und wie machen Leute das anderswo – oder wie machten sie es zu anderen Zeiten?

 

Historisch: Mit dem, was man in der Natur halt so finden konnte

  1. Schwämme: Die alten Römer*innen benutzten Schwämme (also abgestorbene Tiere aus dem Stamm der Schwämme. Die spießten sie auf Stöcke und nannten das Ganze Xylospongium. Nach dem Posaubermachen wurden sie in Salzwasser oder Essig getaucht, um sie zu reinigen. Historiker*innen vermuten, dass diese Praxis zur Ausbreitung von Krankheiten beigetragen hat, da die Schwämme gemeinschaftlich benutzt wurden (damals saß man ja auch noch nebeneinander auf den Donnerbalken, um sich dabei unterhalten zu können).
  2. Sand: Wüstenvölker nutzen heute noch Sand, aber sie haben auch genügend Platz, den benutzten zu entsorgen. Ihre Kolleg*innen in polnäher gelegenen Schneewüsten beutzen auch Schnee. Kann man nur hoffen, dass man immer genug unverharrschten Schnee findet.
  3. Blätter: Die alten German*innen sollen Mischungen aus Gras, Moos und Stroh benutzt haben, wobei Moos am besten klingt, aber zum fusseln neigt. In Südamerika ist es in manchen Gegenden noch üblich, die Hüllblätter von Maiskolben zu verwenden, hierzulande hat man früher auch die großen grünen Blätter der Pestwurz benutzt, weshalb sie in Bayern auch immernoch Arschwurz genannt werden (im englischen heißen sie übrigens butter burr, weil man die Butter darin eingewickelt hat).
  4. Stöckchen: Vor allem in Japan wurden früher die dort gānshǐjué (trockener Scheißstock) genannten Stöckchen benutzt, was manchmal einfache Zweige, manchmal aber auch extra angefertigte Spatel mit abgerundeten Ecken waren, ein bisschen schmaler, als die, die Ärzt*innen uns zur Rachenuntersuchung in den Mund stecken.
  5. Muscheln, Steine oder Keramik nutzten die alten Griech*innen. Archäolog*innen hatten besondere runde Steinchen mit Vertiefungen in der Mitte früher für antike Spielchips gehalten, nun weisen aber immer mehr Fundstücke darauf hin, dass sie dann doch vielleicht eher zum Hinternabwischen dienten.

 

Heute: Anderes Papier

  1. Küchenpapier zu verwenden ist siginikant teurer, als Klopapier, aber die naheliegendste Alternative. Am besten klein schneiden, denn es lässt sich schwer gerade reißen. Taschentücher oder Feuchttücher gehen natürlich auch, sie sollten aber bitte nicht im Klo landen, da sie viel reißfester sind und, wenn das zu viele Leute machen, die Leitungen oder die Pumpwerke verstopfen können, was zu einem ekligen Rückstau führen würde.
  2. Zeitungspapier oder Seiten von Telefonbüchern und Katalogen war früher üblich und sind es auch heute noch in vielen Gegenden der Welt, wo Toilettenpapier einfach zu teuer ist. Hochglanzmagazine funktionieren natürlich nicht so gut, weshalb es auch Geschichten darüber gibt, dass bei Herstellern bestimmter Kataloge, die früher regelmäßig in die meisten Haushalte geliefert wurden, Beschwerden eingingen, als diese auf Glanzpapier umstellten. Auch Zeitungspapier sollte man lieber nicht im Klo entsorgen, sondern in einem Eimerchen daneben, das regelmäßig geleert und gesäubert wird. In einigen Gegenden, auch in Europa, ist das übrigens auch mit Toilettenpapier üblich.

 

Waschen statt Wischen: Pohygiene mit Wasser

In vielen Gegenden der Welt, vor allem da, wo viele Muslime oder Japaner*innen leben, ist es üblich, sich den Hintern zu waschen, statt ihn abzuwischen. Auch in der Zero Waste Bewegung, oder überall, wo Menschen Naturressourcen sparen oder Abfall vermeiden wollen, setzt sich diese Alternative zunehmend durch. Mit Wasser soll der Hintern auch durchaus sauberer werden. Schließlich würden wir ja, wenn wir an irgendeiner Stelle unseres Körpers, außerhalb der Poritze Fäkalien hätten, sie auch nicht einfach nur mit Papier abwischen. Auch Eltern, die die Pos ihrer Babys und Kleinkinder statt mit Feuchttüchern unterm Wasserhahn sauber machen, sind sowieso schon lange mit der Praxis vertraut. Zum Waschen gibt es verschiedene Hilfsmittel:

  1. Becher, mit denen man Wasser am Po entlanggießt sind das simpelste, wenn auch nicht das einfachste in der Anwendung. Dabei wäscht man sich mit der jeweils freien Hand (traditionell meistens der linken, weil man die rechte ja zur Begrüßung gibt und damit isst – dort wo es Seife und sauberes Wasser zum Händewaschen gibt, ist das aber nicht mehr so wichtig – in Indien wusch man sich die Hände hinterher übrigens traditionell mit Wasser und Lehm, oder auch pulverisiertem Kuhdung, der im Ayurveda als antiseptisch gilt). Auf den Philipinen wurde kürzlich ein viral gegangenes Musikvideo zu dem dort Tabo genannten Becher gedreht, um der westlichen Gesellschaft zu zeigen, wie man sich ohne Klopapier viel besser den Hintern reinigt.
  2. Poduschen oder Handbidets sind kleine Fläschchen mit gebogenem Hals, aus denen man durch Drücken mit der einen Hand Wasser spritzen kann. Im einfachsten Fall kann man sich das außer einer kleinen Plastikflasche selber basteln, indem man ein Loch in den Rand des Deckels schneidet. Oder man nimmt einfach eine ausgediente Spülmittelflasche. In muslimischen Haushalten steht zu diesem Zweck oft auch eine kleine Gießkanne neben der Toilette. Wer es noch reinlicher mag, füllt in diese Poduschen Seifenwasser mit ätherischen Ölen oder alles, was sonst noch gut für die Haut ist.Ob man die Hand mit dem Wasser und die waschende Hand jeweils hinten oder vorne rum streckt, muss jede*r für sich rausfinden, aber eine vorne und eine hinten ist auf jeden Fall hilfreich. Wenn die Podusche genug Druck aufbringt, reicht Wasser allein aber oft auch schon aus und die zweite Hand muss gar nicht unbedingt aktiv werden.
  3. Bidets oder Dusch-WCs sind die technischsten Lösungen. Ein Bidet ist ein Sitzwaschbecken zur Reinigung, bei dem ein Wasserstrahl, dessen Intensität man einstellen kann, von schräg oben oder unten den Hintern reinigt. In Dusch-WCs, die in Japan üblich sind, ist der Spritzwasserhahn schon eingebaut. Bei den luxuriösesten Varianten kann man die Wassertemperatur einstellen und bekommt hinterher den Po geföhnt. Mit Bidet-Aufsätzen lässt sich das auch auf einer normalen Toilette nachrüsten. Low-Tech-Lösungen mit einem Schlauch den man z.B. unterm Wasschbecken anschließen kann, sind auch verbreitet.
  4. Sitzbäder mit Einsätzen für die Toilette, in die man Wasser, Seife und Öle geben kann, sind zur täglichen Powäsche nicht so verbreitet, aber eine gute Möglichkeit, wenn man sich den Umgang mit spritzendem Wasser nicht so richtig zutraut.

 

Stoff statt Papier

  1. Waschlappen sind eine weitere sehr einfache, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftige Version. Dazu muss man nicht die dicken flauschigen zweilagigen nehmen, sondern kann sich einfach viele kleine Stücke aus einem festen alten Stoff ausschneiden. Vor allem für die Hygiene nach dem Pipimachen sind sie super. Danach muss man sie nur kurz auswaschen und lufttrocknen (am besten in der Sonne, da die UV-Strahlen desinfizieren). Nach dem großen Geschäft kann man erstmal mit Wasser vorspülen und dann mit einem Waschläppchen nachtrocknen. Danach sollte man sie natürlich auswaschen, lufttrocknen und später heiß mitwaschen. Lisa Pfleger hat eine gute Anleitung zum nachhaltigen und hygienschen Umgang mit den Klotüchern geschrieben.Viele Leute, die sich nicht vorstellen können, die Stofflappen hinterher auszuwaschen, werfen sie weg. Das ist nicht gerade die ressourcenschonendste Praxis, aber wenn man ein Kompostklo hat, kann man sie immerhin zu fruchtbarem Humus werden lassen. Auf keinen Fall sollte man Stoff im Klo runterspülen, um die Leitungen nicht zu verstopfen.

 

Oder halt weniger Klopapier verbrauchen:

Wer sich all diese Varianten nicht als Ersatz vorstellen kann und noch Klopapier da hat, kann auch üben, weniger zu verbrauchen. Dazu helfen zum Beispiel folgende Techniken:

  • Blatt für Blatt: Statt das Klopapier vielfach übereinander zu falten, es zusammen zu knüllen, oder sich sogar um die Hand zu wickeln, kann man – vor allem mit reißfestem Klopapier (am besten dreilagig) vorsichtig ein Blatt nach dem anderen verwenden. Wischen, zusammenfalten, nochmal wischen, nochmal falten und wischen. Mit ein bisschen Übung kommt man mit ein bis drei Blättern pro großem Geschäft aus.
  • Ein einziges Blatt: Die Technik ist etwas für Hartgesottene. Die Legende erzählt, dass sie in Gefängnissen entwickelt wurde, in denen den Häftlingen nur wenig Papier zur Verfügung gestellt wird: Man nimmt ein einziges Blatt Klopapier, pikst mit dem Zeigefinger durch, macht sich mit dem Finger untenrum sauber und zieht dann das Blatt nach oben ab, um den Finger sauber zu wischen. In einer erweiterten Version reißt man am Anfang eine kleine Ecke von Klopapierblatt ab und benutzt sie hinterher, um den Fingernagel sauber zu machen. Dann doch lieber Wasser, oder?
  • Erst duschen, dann wischen: Dazu kann man eine der oben beschriebenen (eventuell selbstgebastelten) Poduschen zum Abspülen verwenden und dann mit wenig Klopapier nachwischen. Dann kann man sich das Wischen mit der nackten Hand ersparen und trotzdem weniger Klopapier verbrauchen. Auch danach ist gutes Händewaschen aber angesagt, da duch feuchtes Toilettenpapier Erreger viel leichter durchkommen.

 

Wenn man weiterhin Klopapier kauft, dann am besten recyceltes mit dem blauen Engel, denn damit geht man sicher, dass es nicht aus frischen Bäumen, sondern wenigstens ein bisschen energie- und wassersparend aus Altpapier hergestellt wurde und schadstoffarm ist.

 

Ob waschen oder wischen: Für all diese Varianten hilft es übrigens, die Füße beim Geschäft etwas erhöht zu stellen, z.B. auf einer Fußbank. Da wir von Natur aus ja dafür angelegt sind, es in der Hocke zu verrichten, wird wird in dieser Haltung der Darmausgang besser geöffnet, was nicht nur gesund ist, weil die Entleerung einfacher und vollständiger wird, sondern damit auch dafür sorgt, dass der Ausgang sauberer bleibt. Umso weniger muss man hinterher wegwaschen oder -wischen.

 

Unsere Angebote in der Corona-Zeit: Blog, Telefonberatung und Offene Gartenzeit

Da wir zur Zeit ja keine Veranstaltungen anbieten können, haben wir vom Projekt Qnoten überlegt, wie wir trotzdem Bildungsangebote schaffen können, die in die aktuelle Krise passen und wie wir Menschen beraten können, die gerade Unterstützung brauchen.

Dafür haben wir uns zwei neue Formate ausgedacht:

Blog-Artikel zum nachhaltigen Selbermachen und zum solidarischen Umgang mit der Krise

findet ihr jetzt regelmäßig auf ufer-projekte.de:

  • die ersten beiden beschäftigen sich mit essbaren Wildkräutern (Teil 1, Teil 2)
  • der dritte mit Vorschlägen dazu, was man, statt Langeweile zu schieben, sinnvolles tun und dabei auch anderen helfen kann
  • für den vierten haben wir einen Ausflug in frühere Zeiten und andere Ecken der Erde gewagt, um historische und moderne Alternativen zu Klopapier zu erforschen
  • und im nächsten wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, wie wir die komplexen Veränderungen, die wir als Gesellschaft und im Kleinen schaffen müssen, gut gestalten können.
  • Wenn ihr euch für den Newsletter anmelden möchtet, oder Ideen habt, worüber wir mal schreiben sollten, schreibt gern an email hidden; JavaScript is required.

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Telefon-Beratungszeit (meistens) dienstags 16-19 Uhr

Die Corona-Situation stellt uns alle vor ganz neue Herausforderungen. Wenn Du Probleme hast, bei denen es helfen könnte, drüber zu telefonieren, ruf gerne während unserer neuen Sprechzeit an.

0351 – 899 651 39 (Anrufe aus Pieschen und den umliegenden Stadtteilen werden bevorzugt in die Leitung genommen, da unsere Fördermittel dafür vorgesehen sind.)

Bei diesen Themen können wir Dir wahrscheinlich weiterhelfen:

  • Projektorganisation: Wenn du Ideen hast, wie du zusammen mit anderen Gutes tun kannst.
  • Soziale Probleme: Wenn du Stress mit Ämtern, Nachbarn, Familie, … hast.
  • Küche & Kochen: Wenn du plötzlich täglich selbst kochen musst und nicht so richtig weißt, wie. (Am liebsten natürlich mit Fokus auf veggie und regionale Küche, Vorratshaltung und Fermentation ;-)).

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Offene Gartenzeit (meistens) dienstags 15:30-19:30 Uhr

Die Offene Gartenzeit, bei der ihr den Garten besuchen, uns kennenlernen, bzw. im Garten aktiv sein könnt, findet auch weiterhin statt.

Allerdings dürfen sich höchstens fünf Personen gleichzeitig im Garten aufhalten. Wenn ihr am Gartentor steht und seht, dass der Garten schon voll ist, sagt bescheid, dass ihr auch rein möchtet und wartet bitte kurz vorm Tor. Wenn ihr drin seid und Leute am Tor warten, haltet euch bitte nicht zu lange im Garten auf.

Haltet bitte auch im Wurzelwerk mindestens 1,5m Abstand zu Menschen, die nicht zu eurem Haushalt gehören.

Mund-und-Nasenschutz, sowie Handschuhe sind außerdem gute Hilfsmittel, um Ansteckungen zu vermeiden.

Corona – Sinnvolles tun statt Serien gucken

Bei den UFER-Projekten arbeiten wir seit einigen Jahren daran, die Stadt krisenfester zu machen. Genügsamkeit, Selbstversorgung und Solidarität aufzubauen. Auch wenn wir jetzt keine praktischen Bildungsangebote mehr machen können, möchten wir hilfreiche Sachen, die wir in den letzten Jahren lernen und lehren durften, online weiter mit euch teilen. Deshalb könnt ihr an dieser Stelle jetzt immer wieder praktische Tipps für nachhaltiges, gesundes und solidarisches Leben – auch in der Krise – lesen. Wir hoffen, es hilft euch und freuen uns auf euer Feedback.

 

Heute: Zwölf Tipps für praktische Sachen gegen Langeweile, mit denen du auch anderen helfen kannst

 

Allerorten wird gerade von Langeweile gesprochen, die durch die Kontaktsperren entsteht. Die sozialen Medien sind voll von Fotos, Videos und Memes von Dingen, die Leute zu Hause machen, um sich zu unterhalten.

 

Viele von uns haben durch Corona nicht weniger, sondern eher mehr zu tun – weil die Arbeit umorganisiert werden will, die Kinder wieder zu Hause betreut werden müssen, oder es umso mehr zu tun gibt, die Welt zu retten – und folglich keine Langeweile.

 

Wenn ihr aber zum Beispiel keine Kinder habt und/oder normalerweise oft ausgeht, habt ihr jetzt möglicherweise plötzlich viiiel Zeit.
Das Internet ist gerade voll von Artikeln mit Vorschlägen, welche Virus-Epidemie-Filme, digitalisierten Museumsrundgänge, oder Orchester die über Skype zusammen spielen man sich jetzt anschauen könnte. Sogar Videospiele spielen wird jetzt von der WHO empfohlen, die das normalerweise als Gesundheitsrisiko thematisiert.

 

„Ja, jeeeetzt wollen alle plötzlich wissen, was Introvertierte machen, um Spaß zu haben.“

 

Nun finde ich es einerseits gut, dass mal große Teile des öffentlichen Lebens still stehen und viele Menschen mal Zeit haben, sich auszuruhen, zu reflektieren und andere Perspektiven zu entwickeln. Gleichzeitig finde ich es ehrlich gesagt schade, wenn Leute sich langweilen, oder nur um Langeweile zu vermeiden, sinnlosen, womöglich sogar so energieintensiven Beschäftigungen nachgehen, wie Videostreaming im Netz – während anderswo dringend Unterstützung gebraucht wird.

 

Wenn euch das auch nicht so anmachen sollte (und auch die Vorstellung, die neuesten T-Shirts mit Aufdrucken wie STBNHCKR oder PROF. DROSTEN ULTRAS zu konsumieren, nicht wie eine befriedigende Strategie gegen Langeweile erscheint), sondern ihr stattdessen Lust habt, was Sinnvolles zu tun, sind hier mal zwölf Vorschläge:

 

1. Sport machen mit sinnvollen Sachen verbinden

Da es eine der wenigen Ausnahmen ist, um sich legal draußen aufzuhalten, machen jetzt alle Sport. Nun denken viele, um ein*e richtig coole*r Sportler*in zu sein, brauche man auf jeden Fall super enge Plastikklamotten, smarte Schrittzähler und andere teure Ausrüstung. Richtig cool ist es aber tatsächlich, wenn man die Fahrrad-Spritztour nutzt, um für die alten Leute von nebenan einzukaufen, beim Joggen Infozettel für Nachbarschaftshilfe verteilt, oder beim Spazierengehen Wildkräuter pflückt. Vielleicht fällt dir auch was ein, was du mit deiner Bewegung draußen verbinden kannst.

 

2. Besonders belastete Menschen anrufen

Für viele Menschen ist der Lock-Down eine Extremsituation, weil sie z.B. durch psychische Probleme vorbelastet sind, von Veränderungen verängstigt werden, alleine in der Wohnung einsam sind, oder unter häuslicher Gewalt leiden. Wenn du Menschen kennst, denen es so oder anders geht, und Zeit übrig hast, ruf sie mal an. Es geht dabei nicht unbedingt darum, alle ihre Probleme zu lösen, meistens hilft es schon, einfach darüber sprechen zu können, um sich zu entlasten. Deshalb: Hör einfach zu und sei für Sorgen da. Beschwichtige nicht, mach keine Witze über die Gefühle deines Gesprächspartners. Wenn er große Ängste, frag nach: Wovor hast du genau Angst, was könnte passieren? Oftmals hilft das Aussprechen schon, Ängste aufzulösen oder kleiner werden zu lassen. Hier noch ein empfehlenswerter Artikel dazu.

 

3. Nachbarn kennenlernen

In Krisenzeiten ist es immer gut, die eigenen Nachbarn zu kennen. Wenn man sich vertraut ist, hilft man sich womöglich mehr und weiß, wobei man um Hilfe fragen kann. Habt ihr einen Hinterhof, einen Balkon oder ein großes Treppenhaus? Dann kannst du ein lustiges gemeinsames Essen organisieren, bei dem ihr in mindestens zwei Metern Abstand zueinander sitzt, eigenes Essen esst und euch unterhaltet. Ein Gesprächsthema gibt es ja gerade auf jeden Fall ;-) Vielleicht wollt ihr euch dazu auch auf Musik einigen, die ihr währenddessen hören könnt, um die Situation ein bisschen zu entspannen. Oder du klingelst bei den Nachbarn und fragst, ob du was für sie mitbringen kannst, wenn du einkaufen gehst, …

 

4. Kinder-Fernbetreuung

Wenn ihr Eltern kennt, deren Kinder gerade nicht mehr in Einrichtungen gehen können und die durch die Doppelbelastung mit Heimarbeit gerade überlastet sind, bietet an, die Kinder mal für eine kurze Zeit von weitem zu unterhalten: Fußballspielen mit mindestens zwei Meter Abstand und ohne den Ball anzufassen, Geschichten übers Telefon vorlesen, oder spannende Lern-Aufgaben per mail schreiben, bei denen die Kinder selbst Detektiv spielen können, mögen verrückte Ideen sein und nicht mit jedem Kind funktionieren, aber außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhliche Maßnahmen. Und Eltern sind froh über jede Minute, die sie mal für sich haben können.

 

5. Gärtnern

Wenn alles abgesagt ist, geht Gärtnern immer noch. Frag in Gemeinschaftsgärten in deiner Nähe nach, ob sie noch Platz oder Hilfebedarf haben, wende dich mal wieder den Pflanzen im Hinterhof zu, oder schnapp dir irgendein altes Gefäß, das aufs Fensterbrett passt, fülle es mit Gartenerde und steck ein paar Samen. (Und – wenn das Fensterbrett tatsächlich dein favorisierter Ort zum Gärtnern ist – binde deine Pflanzgefäße gut fest, damit sie nicht jemandem auf den Kopf fallen.) Wie klein- oder großformatig auch immer, Pflanzen beim Wachsen zu helfen ist nicht nur eine beruhigende Beschäftigung, sondern bringt auch noch Ernte. Oder zumindest wertvolle Erfahrungen. Für Unerfahrene empfehlen sich z.B. Kapuzinerkresse, Radieschen oder Salate, die alle auch mit wenig Erde klarkommen. Saatgut bekommst du, während alles andere geschlossen ist, in Bio-Lebensmittelläden. Du solltest nur lieber nicht aus Langeweile drei mal am Tag gießen!

 

6. Krisenvorsorge

Es wird uns oft erst in einer Krise bewusst, aber Zusammenbrüche, die unser Leben einschränken, können jederzeit passieren. Vorsorge zu treffen ist ein altes Menschheitsprinzip, das durch die trügerische Allzeit-Verfügbarkeit von Waren heutzutage in Vergessenheit geraten ist. Meistens spricht es sich darüber nicht so leicht, weil es vielen Menschen verständlicherweise schwer fällt, die reale Möglichkeit solcher Situationen bewusst anzuschauen. Aber im Moment öffnen sich ja Fenster für ungewohnte Gedanken. Das Gute daran ist, dass die unterbewusste, verdrängte Angst dabei bewusst gemacht wird und so kleiner werden kann. So kann man anfangen, rational zu handeln, statt nur Gefahren zu verdrängen.

Das Bundesamt für Bevökerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt schon immer ganz offiziell, Vorsorge zu treffen und sich für eventuelle Versorgungsausfälle zu Hause Vorräte für mindestens zwei Wochen anzulegen: Lebensmittel, Wasser, Hygieneprodukte, Hausapotheke, Bargeld, sowie Koch- und Heizmöglichkeiten, für die man keinen Strom und keine Gasleitungen braucht (hier eine kurze Checkliste). Nun sollen hier keine Hamsterkäufe angeregt werden, die ja Versorgungskrisen auch befeuern können (wie in der aktuellen Klopapiersituation). Aber wie wäre es, jetzt Zeit zu nutzen, immermal ein paar Gläschen Essen einzukochen, auf den gerade noch laufenden Heizungen Kräuter und Obst zu trocken, den sowieso laufenden Tiefkühler aufzufüllen (je mehr Luft da drin ist, umso mehr Strom verbraucht er), sich einen einfachen, aber effizienten Holzkocher (für den Balkon) zu basteln, oder über Möglichkeiten zur Wasserfilterung im Notfall nachzudenken.

 

7. Unterstützung in der Landwirtschaft

Mittlerweile dürfen Menschen aus anderen Ländern wieder unter Auflagen einreisen, um als landwirtschaftliche Helfer*innen zu arbeiten. Im Moment ist zwar (außer für Spargel) nicht die intensivste Erntesaison, aber es gibt auch Beete zu pflegen, Drähte zu spannen usw. Wenn du Zeit und Lust hast, auf dem Feld zu helfen, schau mal unter www.daslandhilft.de (deutschlandweit), land-arbeit.com (in Brandenburg), oder melde dich bei den Marktschwärmern fanny@marktschwärmer-dresden.de für die Koordination mit regionalen Erzeugern.

 

8. Spenden: Blut, Gesichtsmasken, Gabenzäune, …

  • Blutspenden werden weiterhin zum Beispiel für die Versorgung von Krebspatienten gebraucht, die Spendezahlen dürften abet zurück gehen, weil viele Menschen, die normalerweise spenden würden, jetzt zu Hause bleiben und in den nächsten Wochen vermutlich zunehmend Menschen in Quarantäne müssen. Deshalb sind Blutspenden nicht nur weiterhin erlaubt, sonder auch dringend erwünscht. Bitte informiert euch über die Webseiten von DRK und Haema.
  • Wenn du nähen kannst (und wenn nicht, ist jetzt vielleicht eine gute Gelegenheit, es zu lernen), kannst du einfache Gesichtsmasken nähen und sie an Kliniken und Pflegeeinrichtungen spenden. Dann können die professionellen Masken auf den Corona-Stationen benutzt werden und die Selbstgemachten für alle anderen da sind, die Schutz in die eine oder die andere Richtung brauchen. Nähanleitungen gibt es mittlerweile überall, ich verlinke hier mal die bei Smarticular, einfach weil diese Website sowieso sehr empfehlenswert zum Schmökern ist.
  • Obdachlose und Menschen ohne fest Unterkunft haben es aktuell noch schwerer, als sonst schon: In Sammelunterkünften für kalte Nächte kann man keinen Abstand halten, öffentliche Stellen bei denen man Hilfe beantragen könnte sind nur noch notbesetzt und in der Innenstadt sind kaum noch Menschen, die man um eine Spende bitten könnte. Eine einfache Möglichkeit, zu helfen, sind sogenannte Gabenzäune: Zäune also, an die man regensicher verpackt Kleidung, Decken, Hygiene-Artikel oder Lebensmittel hängen kann, sodass Bedüftige sie mitnehmen können. Wo es die in Dresden gibt, könnt ihr hier lesen. Natürlich sind Spenden an Vereine und Hilfsorganisationen auch sinnvoll (nur bei Kleidertonnen sollte man aufpassen).
  • Und auch Geldspenden sind natürlich hilfreich, z.B. an Organisationen, die Geflüchtete unterstützen (bspw. Unicef), oder Hilfe zur Selbsthilfe in ausgebeuteten Ländern leisten (z.B. Inkota) denn auch sie trifft die Krise noch härter, als viele andere.

 

9. Verschwörungstheorien und Rassismen widersprechen:

Wenn einschneidende Sachen passieren, die uns belasten, neigen wir oft dazu, erstmal eine*n Schuldige*n zu suchen: Wenn wir jemandem die Schuld geben können, müssen wir uns nicht damit auseinandersetzen, ob wir selber vielleicht mehr Verantwortung übernehmen könnten, um unangenehme Ereignisse zu vermeiden. Bei Corona ist es nicht anders.

In den sozialen Medien wachsen die Hassposts gegen China und seine als exotisch angesehenen Essgewohnheiten, die zur Corona-Pandemie geführt haben sollen (der erste Covid-19-Fall soll ja vom Verzehr einer Fledermaus gekommen sein). Zu der Zeit als Veranstaltungen noch erlaubt waren, wurden mancherorts Menschen wahllos am Eingang abgewiesen, einfach nur weil sie asiatisch aussahen und die AfD will zwar ältere Menschen schützen, aber Asylsuchende nicht mehr ins Land lassen (gegen Helfer für die Spargelernte hat sie dann aber doch nichts mehr). Aber auch die tatsächliche staatliche Behandlung Geflüchteter ist leider vielfach offener Rassismus, wenn sie z.B. in Lagern eingesperrt sind und dort keine Möglichkeiten zu einer auch vor Ansteckungen schützenden Privatsphäre haben. Ob nun in sozialen Medien, mit Verwandten am Telefon, oder im politischen Diskurs, sollten wir rassistischen Aussagen und Verhaltensweisen konsequent widersprechen. Auch und gerade jetzt in einer Krisensituation, die sonst für die von Ausgrenzung betroffenen noch schlimmer werden könnte.

Und auch Verschwörungstheorien blühen im Umfeld von Corona natürlich. Da wird behauptet, Covid-19 sei nicht gefährlicher als eine Grippe, Angela Merkel hätte schon vor dem Ausbruch davon gewusst oder die Corona-Kranken existierten gar nicht und die ganze Aufregung wäre geplant, um wahlweise von der Aufnahme Geflüchteter, oder einer sowieso schon vorhandenen Wirtschaftskrise abzulenken und ähnliches. Ich will gar nicht behaupten, dass es keine Verschwörungen gibt, oder in den Nachrichten immer die einzig wahre Wahrheit gesagt würde. Verschwörungstheorien, sind aber dann nicht nur verwirrend, sondern auch gefährlich, v.a. dann wenn sie dazu führen, Unschuldigen den Schwarzen Peter zuzuschieben, oder Kontaktsperren zu ignorieren. Deshalb werden Faktenchecks durchgeführt (z.B. vom correctiv), auf die wir verweisen sollten, wenn wir mit merkwürdigen Theorien konfrontiert werden.

 

10. Datensicherungen und Fernarbeitssysteme

Im Moment haben viele Schwierigkeiten damit, von zu Hause zu arbeiten, weil ihre Daten nur im Büro liegen. Andere haben zu Hause nur ein Smartphone, die Betriebe müssen gerade überstürzt so viele Laptops und Headsets kaufen, dass die Preise nach oben schnellen. Für Vorbereitungen ist es jetzt also zu spät, aber spätestens ab jetzt kann man ja überlegen, wie man die Handhabung von Daten so gestalten kann, dass man von verschiedenen Orten arbeiten kann. Dafür gibt es viele kostenlose Online-Tools. Wenn wir aus der Krise rauskommen und merken, dass viele Leute sich das tägliche Hin- und Herfahren in s Büro (oder sogar das Fliegen zu Konferenzen) eigentlich sparen können, wäre das doch eine Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Auf jeden Fall ist es für jede*n zu jeder Zeit empfehlenswert, wichtige Daten auf mindestens ein unabhängiges Speichermedium zu kopieren (vorausgesetzt, man verletzt damit nicht Vorschriften hinsichtlich Datenschutz oder Betriebsgeheimnissen). Zum Beispiel auf eine externe Festplatte, einen USB-Stick, eine SD-Karte, oder wenigstens vom Handy auf den Computer oder andersrum. Manchmal hilft es auch, Kopien in einer Online-Cloud zu speichern, das sollte man aber im Sinne der Umwelt möglichst gering halten, weil Onlinedaten im Vergleich mit lokal gespeicherten bei jeder Abfrage ein Mehrfaches des Stroms verbrauchen. Vielleicht hast du jetzt gerade auch Zeit, deine Vorgehensweisen beim Abspeichern so zu verändern, dass doppeltes Speichern dein neuer Standard wird. Dafür gibt es auch Backup-Software und Automatisierungen. Eine gute Überlegung kann auch sein: Welche Daten würde ich selbst bei einem Stromausfall noch dringend brauchen, davon möglichst kurze Zusammenfassungen zu erstellen und sie auszudrucken. Auch Dateien endlich mal sortieren könnte jetzt eine gute Idee sein.

 

11. Reparieren

Online-Shopping boomt während der Krise, weil viele einen Ausgleich zum Einkaufen brauchen. Aber vielleicht ist ja genau jetzt mal die Zeit, das Vorhaben wahrzumachen, weniger neu zu kaufen und mehr zu reparieren. Das Fahrrad im Keller, den alte Toaster aus der Abstellkammer oder der alte Stuhl vom Dachboden warten seit Ewigkeiten darauf, dass du mal schaust, ob sie nicht noch zu retten sind. Und wenn du sie dann nicht selber brauchen solltest, freuen sich andere, denen du sie spenden oder gebraucht verkaufen kannst. Das hilft nicht nur deinem Geldbeutel, sondern auch der Umwelt, macht dich fitter für eine Zukunft in weniger Überfluss und ist oft verdammt befriedigend :-)

 

12. Visionen spinnen

Die Welt wird immer kaputter, ungerechter und düsterer werden – wenn wir keine besseren Ideen für Zukunft haben. Unser Leben kann aber auch ökologischer, gerechter, krisenfester und lustiger werden – wenn wir konkrete Visionen dafür entwickeln, wie das aussehen könnte. Positive Vorstellungen für die Zukunft geben uns nicht nur Hoffnung, sondern auch einen Anreiz, uns dafür einzusetzen. Um Visionen wachsen zu lassen, kann man Bilder malen, mit Freund*innen quatschen, oder auch Schlagzeilen oder ganze Artikel für eine „Zeitung aus der Zukunft“ schreiben (hier ein Beispiel). Meine Lieblingsschlagzeilen bisher sind:

  • Umstellung geglückt: Erste erfolgreiche Bananenernte in der Gläsernen Manufaktur
  • Produktiver als gedacht: Ein Rückblick auf 5 Jahre 30-Stunden-Woche
  • Abgasfrei – Wie Dresden seit einem Jahr ohne Verbrennungsmotoren lebt

Es geht also darum, wünschenswerte Vorstellungen so zu formulieren, als wären sie in der Zukunft schon wahr. Wie wir dahin kommen, können wir dann ja gemeinsam überlegen.

 

Und nicht vergessen: Abschalten und Ausruhen

Am besten findet man Visionen aber oft, wenn man einfach mal alle Medien ausmacht und in Ruhe ein Buch liest, spazieren geht, meditiert, oder (da wo das noch erlaubt, oder nicht kontrolliert ist) an einem Baum sitzt. Wenn du dich ausruhst, hilfst du damit auch deiner Umgebung: Du wirst entspannter, achtsamer, geduldiger und sammelst Energie, um anderen helfen zu können. Einfach mal nichts tun ist also auch sehr empfehlenswert – vor allem dann, wenn du dabei auch nichts konsumierst.

 

Ich hoffe, du konntest in den Tipps ein bisschen Inspiration finden, die nicht nur deine Langeweile vertreibt, sondern auch hilfreich für andere ist.

 

Und auch, wenn die Kontaktsperre wieder gelockert wird, gilt eine gute Nachricht, die in Nachhaltigkeitskreisen schon lange betont wird:

„Von jetzt an, muss nie wieder jemandem langweilig sein:

Wenn wir die Welt als einen lebenswerten Ort erhalten wollen,

gibt es mehr als genug für alle zu tun.“

 

Im nächsten Blogartikel wollen wir uns mit einem Nachhaltigkeits-Thema beschäftigen, das gerade viele umtreibt: Alternativen zu Klopapier.

 

Schaut also demnächst mal wieder hier vorbei.

(Beitragsbild: Creative Commons: BY-SA PersonaM023)

Gesund, kostenlos, lecker: Wildkräuter – Teil 2

Bei den UFER-Projekten arbeiten wir seit einigen Jahren daran, die Stadt krisenfester zu machen – Genügsamkeit, Selbstversorgung und Solidarität aufzubauen. Auch wenn wir jetzt keine praktischen Bildungsangebote mehr machen können, möchten wir hilfreiche Sachen, die wir in den letzten Jahren lernen und lehren durften, online weiter mit euch teilen. Deshalb könnt ihr an dieser Stelle jetzt immer wieder praktische Tipps für nachhaltiges, gesundes und solidarisches Leben – auch in der Krise – lesen. Wir hoffen, es hilft euch und freuen uns auf euer Feedback.

 

Heute: Essbare Wildpflanzen Teil 2

von Gregor
 

Creative Commons BY-SA: Yelkrokoyade

 

Im letzten Artikel habe ich ein bisschen von den Vorzügen von Wildkräutern und -früchten geschwärmt, allgemeine Sammelregeln erklärt und ein paar der leckersten und am einfachsten zu erkennenden vorgestellt.

In der Fortsetzung will ich euch jetzt ein paar weniger gut bekannte zeigen. Da ich hier kein Bestimmungsbuch ersetzen kann, sondern euch nur Inspiration geben will, gehe ich nicht ausführlich auf alle Erkennungsmerkmale ein. Die wichtigsten Unterschiede zu giften Pflanzen schreibe ich aber dazu.

Außerdem will ich auch ein bisschen auf mögliche Heilkräfte der Kräuter eingehen, denn die Erde schenkt uns nicht nur kostenloses Essen, sondern auch Medizin – und oft ist beides das gleiche. Da die Inhaltsstoffe von Kräutern nicht standardisiert sind, kann und darf man keine allgemeingültigen Aussagen über ihre Heilkräfte treffen. Deshalb kann ich euch nur davon berichten wofür dieses oder jenes Kraut „früher verwendet wurde“, oder wie sie bei mir gewirkt haben.

 

Eins der ersten Wildkräuter, die man im Frühjahr finden kann, ist das Scharbockskraut, das deshalb auch Frühsalat genannt wird. Dabei sollte man auch schnell sein, denn wenn es anfängt, gelb zu blühen, wird es leicht giftig (ich habe davon noch nichts gemerkt, aber mancher ist dafür empfindlich). Es bildet manchmal richtige Teppiche und hat keinen sehr auffälligen Geschmack, was es zu einem tollen Salatkraut macht. Früher wurde es gegen Frühjahrsmüdigkeit oder als Sitzbad bei unreiner Haut oder Hämorrhoiden angewendet. Aufpassen muss man, dass man es nicht mit der giftigen Sumpfdotterblume verwechselt, die aber nicht so sehr bodendeckend, sondern auch in die Höhe wächst und sich verzweigt. Ähnlich ist auch der ebenfalls giftige Haselwurz, der aber einen behaarten Stil und dunklere Blätter hat, die leicht ledrig aussehen und, wenn sie zerrieben werden unangenehm riechen.
Die Schafgarbe hat wunderschöne filigran gefiederte Blätter. Etwas später im Frühjahr blüht sie weiß auf. Sie ist nicht nur ein sehr aromatisches Salatkraut (natürlich auch in Smoothies, auf Brot etc. lecker), sondern wurde früher auch in Form von Tee als Arznei bei Bauchkrämpfen, v.a Menstruationsbeschwerden verwendet. Ich habe sie schon öfter zur Blutungsstillung genutzt: Zerkaut oder zerrieben auf blutende Wunde gelegt, hat sie die Blutung schnell gestoppt.

Achtung: Es gibt eine Reihe anderer Pflanzen mit gefiederten Blättern, die in die Familie der Doldenblütler gehören und giftig sind, wie Hundspetersilie oder Schierling. Diese riechen jedoch unangenehm und sind nicht so feingliedrig und zierlich wie die Scharfgarbe. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Die Blätter der Schafgarbe sind wechselständig, das heißt, sie zweigen jeweils abwechselnd seitlich vom Stängel der Pflanze ab.

Hier kommt einer dieser Doldenblütler, aber ein ziemlich leckerer: Giersch. Er ist der Erzfeind der meisten Gärtner*innen, dabei ist er das einfachste Gemüse, das es gibt: Ohne, dass man irgendwas dafür tun müsste, bildet er dichte Teppiche, treibt jedes Jahr wieder aus und ist robust gegen so ziemlich alles. Dabei hat er einen so unaufdringlichen und doch würzigen Geschmack, dass man ihn in jeglicher Zubereitungsart essen kann. Wie bei den meisten anderen Kräutern werden seine Blätter immer fester, umso älter das Jahr wird, aber er treibt auch immer wieder frische hellgrüne Blätter, die am leckersten sind. Er enthält viele Vitamine, Eisen und ätherische Öle und wurde früher bei Verspannungen, entzündungsbedingten Krankheiten, Sonnenbrand und Insektenstichen angewendet.

Achtung: Die oben schon erwähnten Doldenblütler, die dem Giersch oft noch ähnlicher sehen, als der Schafgarbe und giftig sein können, wie Hundspetersilie oder Schierling riechen wie gesagt unangenehm und vor allem haben sie keinen dreikantigen Stengel, wie der Giersch.

Auch die Vogelmiere bildet richtige Teppiche. Sie kann so ziemlich überall wachsen, wo es leicht feucht ist und wird je nach Nährstoffangebot zwischen wenigen Zentimetern bis zu 30 Zentimeter hoch. Da alle Teile genießbar sind und sie lecker leicht nach jungem Mais schmeckt, kann man sie auch in größeren Mengen im Salat oder Smoothie verwenden (Riesenmengen dagegen empfehlen sich wegen des Saponingehalts nicht, aber Riesenmengen sollte man eh von nichts essen, das die eigene Verdauung nicht gewöhnt ist).

Die Vogelmiere kann man von anderen Mieren (derer viele auch essbar sind) eindeutig dadurch unterscheiden, dass die feinen Härchen in einer einzigen Linie an ihrem Stengel entlang wachsen, bei anderen Arten sind es mehrere Linien.

Mein Liebling unter der Wildkräutern ist die Brennnessel. Von vielen verschrien und aus vielen Gärten rausgerissen, ist sie ein wunderbar aromatisches Gemüse, das von alleine wächst. Sie schmeckt nicht nur toll, sondern enthält auch ein vielfaches des Vitamin-C-Gehaltes von Zitrusfrüchten, sowie viele Mineralien und Eisen. Ich esse sie gerne als Stärkungsmittel für Körper, Energie und Nerven. Man sagt ihr potenzsteigernde und sogar haarwuchsfördernde Wirkung nach und sie wird auch als stoffwechselfördernd und zur Blutreinigung angewendet. Die Brennhaare kann man einfach brechen und dadurch entschärfen. Dazu walzt man die Blätter entweder mit einem Nudelholz, oder einer Flasche platt, oder steckt sie in einen Beutel und knetet den kräftig durch, oder man zerkleinert sie im Mixer. Trocknen funktioniert auch und auch mit heißem Wasser überbrühen, oder einfach mitkochen hilft, auch wenn dabei natürlich ein paar Vitamine verloren gehen. Um sie unterwegs zu essen, hilft es aber auch, die Blätter beim Pflücken nur von unten zu berühren (dort haben die meisten Sorten keine Brennhaare), nach oben zusammenzufalten, vom Stengel abzustreifen und sie dann zusammen zu knautschen und zwischen den Fingerspitzen zu rollen. Auch die Samenstände, die sie im Spätsommer bildet, kann man essen. Davon gibt es männliche (die von der Pflanze abstehen) und weibliche (die runterhängen). Sie sollen so ziemlich alles enthalten, was der Mensch braucht, auf jeden Fall aber Fett und Eiweiß, was ja bei Kräutern selten ist. Manche stört das eventuell leichte Brennen der Samen auf der Zunge nicht, wer es aber vermeiden will, legt sie auf Zeitungspapier und lässt sie einen Tag trocknen. Wenn man sie länger trocknet, kann fallen sie von den Stengeln ab und man kann sie dann einfach aussieben, in ein Schraubglas geben und aufbewahren.

Verwechseln kann man sie natürlich mit der Taubnessel, der Goldnessel, oder auch der Nesselblättrigen Glockenblume, die sind aber alle ebenfalls essbar.

Wer es noch würziger mag, sollte mal Knoblauchsrauke probieren. Ja, sie schmeckt tatsächlich ziemlich nach Knoblauch und Pfeffer, allerdings sollte man sie auch bei ihr beeilen, denn je später im Jahr man sie pflückt, umso bitterer wird sie auch. (Dann kann man sie aber auch eine Stunde in Salzwasser legen, das die Bitterstoffe rauszieht und das man dann weggießt.) Wegen ihres starken Geschmacks ist sie vor allem als Würzkraut in Quark, aufs Brot oder in kleinen Mengen im Salat zu empfehlen, in größerer Menge in frischem Pesto. Auch die Blüten kann man als essbare Dekoration verwenden. Das Aroma ist leider flüchtig und geht beim Kochen und Trocknen verloren. Dafür riecht man aber auch nach dem Rohverzehr nicht, so wie nach Knoblauch oder Bärlauch. Sie soll bei der Wundheilung, z.B. bei Zahnfleischentzündungen helfen.

Verwechseln kann man sie mit Gundermann, der auch essbar ist (manche finden ihn lecker, andere überhaupt nicht).

Und auch hier zum Abschluss noch eine Wildfrucht: die Mahonien-Beere: Sie sind eigentlich im Herbst reif und können dann geerntet werden, aber da kaum jemand weiß, dass sie essbar sind, findet man auch jetzt im Frühjahr noch viele, die jetzt leicht getrocknet am Strauch hängen. Durch die Einwirkung von Frost werden sie, wie Hagebutten, Schlehen und Mispeln auch, meist sogar süßer. Trotzdem sind sie echt sauer, was sie zu einem erfrischenden Snack oder einem leckeren Säurungsmittel für Obstmuße macht. Die anderen Pflanzenteile sind giftig und auch von den Beeren sollte man nur kleine Mengen roh essen, größere Mengen sind aber möglich, wenn man sie kocht und die Kerne entfernt. Die Ureinwohner Nordamerikas nutzen sie traditionell zur Stärkung und Verdauungsförderung.

Da die Mahonie aufrecht stehend wächst und gezahnte Blätter hat, ist sie gut von anderen Pflanzen mit blauen Beeren zu unterscheiden, wie den eher ungefährlichen Rauschbeeren, Weißwurz-Beeren und Kriech-Heckenkirschen, die alle bodennah wachsen, oder der giftigen Jungfernrebe, die rankt. Ähnlich sehen die Europäische Stechpalme und die Berberitze aus, aber deren Früchte sind rot.

 

Natürlich ist auch gerade Bärlauch-Zeit, aber da der in der Umgebung so schwer zu finden und auch bald durch ist, überlasse ich das mal den Kenner*innen.
 
Wenn ihr ein bisschen Englisch könnt, kann ich euch übrigens die Website von Plants for a Future pfaf.org sehr empfehlen. Das ist eine Datenbank aller möglichen essbaren und medizinischen Pflanzen, die stetig erweitert wird. Dort findet man auch oft Anwendungen von Pflanzen, die andere aus Unwissenheit als ungenießbar ansehen.
 
In unserer Übersicht der essbaren und medizinischen Naturprodukte könnt ihr nachlesen, was es im April noch alles zu entdecken gibt.
 
Im nächsten Artikel wollen wir ein paar Tipps für sinnvolles Tun statt Langeweile mit allen teilen, die durch Corona gerade mehr Zeit haben und noch unsicher sind, wohin damit.

Schaut also demnächst mal wieder hier vorbei.

Gesund, kostenlos, lecker: Wildkräuter für alle

Bei den UFER-Projekten arbeiten wir seit einigen Jahren daran, die Stadt krisenfester zu machen – Genügsamkeit, Selbstversorgung und Solidarität aufzubauen. Auch wenn wir jetzt keine praktischen Bildungsangebote mehr machen können, möchten wir hilfreiche Sachen, die wir in den letzten Jahren lernen und lehren durften, online weiter mit euch teilen. Deshalb könnt ihr an dieser Stelle jetzt immer wieder praktische Tipps für nachhaltiges, gesundes und solidarisches Leben – auch in der Krise – lesen. Wir hoffen, es hilft euch und freuen uns auf euer Feedback.

 

Heute: Essbare Wildpflanzen

von Gregor
 

Creative Commons BY-SA: smoothie-mixer.de

 

Auch wenn alle Räder still stehen, produziert die Natur weiter Wunder.
Ich möchte euch heute ein paar davon vorstellen: Schöne grüne Wunder, die man essen kann, die gesund sind und das völlig kostenlos.

 

Der Vorfrühling ist eine natürliche Fastenzeit

Es ist Frühling, wir durften die die ersten Vorboten letzte Woche erleben, seit der Tag-und-Nacht-Gleiche am Samstag werden die Tage auch wieder länger, als die Nächte. Auf dem Acker und in den Gärten wächst in dieser Zeit noch kaum etwas kultiviertes. Für unsere Vorfahren waren Februar und März deshalb die Zeit des kärgsten Speiseplanes – deshalb fällt auch die Fastenzeit vor Ostern in diese Jahreszeit.

Aber für gesunde Ernährung in dieser Zeit hat die Erde gesorgt: Sie schenkt uns, auch jetzt schon, eine riesige Vielfalt leckerer und gesunder Sachen, für die wir keine Beete umgraben, keinen Dünger ausbringen und nicht jäten mussten: Essbare Wildpflanzen.

 

Hilfreich in der Corona-Zeit

Nicht nur, aber ganz besonders in der aktuellen Krise ist das natürlich hochspannend: Während die Lebensmittelpreise steigen und man vor Lebensmittelläden in der Schlange stehen muss, kann man frisches Grün auch auf umliegenden Wiesen finden. Und dabei das Immunsystem richtig gut stärken: Wildkräuter enthalten im Vergleich zu Kulturgemüse oft ein Vielfaches an Vitaminen und Mineralien. Und die Bewegung draußen, bringt den Körper in Schwung und den Geist in Verbindung mit der lebensspendenden Natur.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass essbare Wildpflanzen eine sehr kleine Ausnahme in einer sonst sehr gefährlichen Natur darstellen. Außer Sauerampfer und Blaubeeren sollte man lieber nichts von draußen essen – war so ungefähr mein Verständnis unserer Umwelt. Als ich vor ein paar Jahren angefangen habe, mich mit Wildkräuter zu beschäftigen, wurde mir nach und nach klar, wie viel eigentlich essbar ist.

 

Essbar ist das meiste in unserer Natur

Und mittlerweile sehe ich es tatsächlich eher anderherum: Man kann fast alles essen, wenn auch vieles nur in kleinen Mengen (da merkt man es dann aber auch am Geschmack und will gar nicht so viel davon) und wirklich giftige Pflanzen in Mitteleuropa kann man an zwei Händen abzählen.

Einziges Problem dabei ist die Industriegesellschaft. Überall dort, wo viele Autos vorbeifahren, Hunde ihre Ausscheidungen von Industriefutter hinterlassen oder immer wieder Müll landet, ist es natürlich nicht empfehlenswert, Kräuter zu pflücken. Deshalb:

 

Die wichtigsten Tipps zum Sammeln und Verarbeiten:

  • Ein paar Meter abseits der Straßen und Wege: Hier kommen nur noch wenig Feinstaub und wenige Hunde hin.
  • Abwaschen: Wenn man die Kräuter am besten vorm Essen nochmal abspült, ist Verschmutzung kein großes Problem mehr. Auch gegen den Fuchsbandwurm (der viel viel viel seltener auftritt, als man denken könnte) hilft abwaschen (und erhitzen).
  • Nur wenig pflücken: Pflückt immer höchstens ein Zehntel des Bestandes einer Pflanze an einem Ort, damit er sich gut regenerieren kann und nicht verschwindet.
  • Vorsichtig pflücken: Wenn ihr nicht gerade die Wurzel einer Pflanze braucht, brecht oder schneidet die Teile, die ihr sammeln wollt, vorsichtig ab, sodass ihr die Pflanze nicht aus dem Boden zieht.
  • Verlass dich auf deine Sinne: Die meisten Wildkräuter schmecken erstmal gewöhnungsbedürftig, v.a. weil aus unseren Küchenkräutern und Kulturgemüsen Bitterstoffe weitestgehend rausgezüchtet wurden und wir sie nicht mehr gewöhnt sind. Dabei sind sie aber eigentlich gesund. Wenn Sachen aus der Natur aber stark bitter sind, oder komisch riechen und du dir unsicher bist, ob sie essbar sind, nimm die Warnzeichen deines Körpers wahr und iss sie lieber nicht.
  • Iss nur, was du kennst: Wenn du dir unsicher bist, ziehe Nachschlagewerke (sehr empfehlenswert „Essbare Wildpflanzen“ von Fleischhauer u.a.) oder Kräuterexpert*innen zur Rate.
  • Die Dosis macht das Gift: Iss von Kräutern und Früchten, mit denen du noch nicht so viel Erfahrung hast, nur wenig. Es gilt nicht unbedingt viel hilft viel und das Verdauungssystem muss sich auch erstmal wieder an gute Sachen gewöhnen. Deshalb, iss nicht mehr, als dir schmeckt und gib auch in Smoothies, in denen der Geschmack gut versteckt werden kann, nicht viel mehr von einem Kraut, als du auch so davon essen würdest.
  • Je jünger desto leckerer: Frische grüne Blätter sind im allgemeinen zarter und sanfter im Geschmack, als ältere. Und die meisten Wildkräuter lagern, je später das Jahr wird, mehr Stoffe ein, die sie weniger lecker machen. Jetzt im Frühjahr sind die meisten Kräuter also am allerleckersten.

 

Anfangen soll unsere Reihe hier mit fünf leckeren und einfach zu erkennenden essbaren Wildpflanzen, die die jetzt auch schon in ausreichenden Mengen wachsen und die ich mal bei einem kleinen Spaziergang über nahegelegene Wiesen für euch fotografiert habe:

 

Löwenzahn kennen alle, aber viele wissen nicht, dass neben den gelben Blütenblättern auch die grünen Blätter essbar sind. Sie enthalten viele Bitterstoffe, die gut für die Verdauung sind. Wie die meisten Wildpflanzen sind sie jetzt am Anfang der Saison noch am mildesten. Einfach klein schneiden und in den Salat, Smoothie, in die Pfanne oder aufs Brot geben. Wer es weniger bitter mag, legt die Blätter ein paar Stunden in kaltes Wasser (etwas Salz darin zieht noch mehr Bitterstoffe aus den Blättern.) Aus den Wurzeln, die man im Herbst ausgraben kann, wurde früher in Krisenzeiten ein regionaler Kaffee-Ersatz gemacht. (Übrigens: Der gewöhnliche Löwenzahn gehört der Gattung Taraxacum an, Vertreter der Gattung Leontodon sehen oft sehr ähnlich aus und sind auch ähnlich gut essbar.)
Auch das Gänseblümchen ist bekannt, weniger allerdings, dass es eine mehrjährige Pflanze ist (der botanische Name lautet Bellis perennis, „das ausdauernde Schöne“), die immer wieder austreibt und dass seine Blüten essbar sind. Als Verzierung auf Broten, Salaten oder Suppen ist es außerdem auch noch eine Augenweide.
Sauerampfer, haben wohl viele schon als Kind geliebt: Er schmeckt erfrischend säuerlich und war deshalb auch vor der Globalisierung der Vorgänger von Zitronensaft auf Fischgerichten. Seine Blätter sind sehr eindeutig erkennbar, weil sie am Stiel stark eingewölbt sind, nicht am Pflanzenstängel anliegen. Oft haben sie leicht rötliche Ränder.
Auch Taubnesseln kennen wohl die meisten, manche haben als Kinder die weißen, gelben, rosa oder violetten Blüten ausgezutscht, die einen süßen Nektar produzieren. Aber auch die grünen Blätter sind hervorragend essbar. Sie haben einen leicht aromatischen, insgesamt aber nicht zu starken Geschmack, wodurch sie gut unauffällig und dabei gesund „Spinat“gerichte und Salate ergänzen können. Taubnesseln gehören, wie die meisten der wichtigen Küchenkräuter (Minzen, Oregano, Rosmarin usw.) zu den Lippenblütlern, die meist einen markanten vierkantigen Stängel haben und von denen kaum eine Vertreterin giftig ist. Verwechseln kann man sie evtl. mit dem Gemeinen Andorn, aber dessen Blätter sind stark bitter und nur in hohen Dosen giftig.
Als kleines Schmankerl noch eine essbare Wildfrucht: Hagebutten. Die Früchte der Hundsrose enthalten bis zu 25 mal so viel Vitamin C, wie Zitronen. Sie sind im Winter erst nach den ersten Frösten lecker, weil sie durch das Gefrieren weicher und süßer werden. Vereinzelt findet man jetzt noch Früchte, die die Vögel noch nicht gegessen haben. Man isst vorsichtig von außen das Fruchtfleisch ab und achtet darauf, die Kerne nicht mitzuessen, da sie reizende Häärchen haben. Wenn ihr nächsten Winter mehr davon ernten wollt: Ein wunderbares Küchengerät für ihre Verarbeitung ist die Flotte Lotte, mit der sich das Fruchtfleisch gut von den Kernen trennen lässt. Mit etwas Zucker und Salz wird aus dem entstehenden Mus zum Beispiel auch Hagebutten-Ketchup gemacht, der Kindern schmeckt und dabei viel gesünder ist, als normaler Ketchup.

 

In einem der nächsten Blogartikel stellen wir ein paar der weniger bekannten Wildkräuter und -früchte vor, die ihr jetzt draußen finden könnt.

Wir haben euch schon mal eine Übersicht zusammengestellt, was es da noch alles zu entdecken gibt.

Schaut also demnächst mal wieder hier vorbei.

Europäische Förderung im Wurzelwerk geht weiter

Liebe Freund*innen des Wurzelwerks,

in den letzten zwei Jahren konnten wir mit Förderung des Europäischen Sozialfonds und der Landeshauptstadt Dresden den Gemeinschaftsgarten aufbauen und hier die Nachbarschaft vernetzen, sowie regelmäßig Bildungsangebote zu gärtnerischen und anderen Nachhaltigkeits-Themen und Kulturveranstaltungen anbieten.

Da ihr, liebe Nachbarschaft, so tatkräftig mitgeholfen habt und das Projekt so erfolgreich gelaufen ist, wird die Förderung fortgesetzt.
Bis November 2021 können wir also weiter Bildungsangebote organisieren und die Nachbarschaft vernetzen.

Wir hoffen, ihr seid auch in der neuen Saison dabei.
Damit die interessant und hilfreich für euch werden kann, wünschen wir uns Feedback von euch.

Wir würden uns freuen, wenn ihr euch in den nächsten zwei Wochen mal ein paar Minuten nehmen und diese beiden Umfrageteile ausfüllen könntet:

Im ersten Teil geht es um Workshopthemen und die Qualität unserer Veranstaltungen und Treffen.
Im zweiten Teil geht es persönliche Wünsche uns Ressourcen.

 

Gelb, lila, braun, rot, orange, kariert: Alles Tomaten!

Am Freitag zeigte Birgit Kempe uns rund 100 Tomatensorten auf einer acht Meter langen Tafel. Gelb, lila, braun, rot, orange, kariert, geflammt und gestreift leuchten die Früchte.

Beim Workshop „Rund und Bunt – Vielfalt der Tomaten“ gab sie uns wertvolle Tipps für die eigene Anpflanzung.

Als Kind konnte Frau Kempe die typische Supermarkttomate im Geschmackstest nicht überzeugen.

Deshalb hat sie damit angefangen die Früchtchen selber anzubauen. Für die Expertin schmecken die Tomatenfrüchte aus eigenem Anbau sehr viel aromatischer. Die Gärterin versucht auch, die verschiedenen Tomatengattungen zu erhalten.

Behandelt wurde das Aussäen, Pflanzen und Pflegen von Stab-, Spalier-, Busch und Ampeltomate. Dabei war der Vortrag von Frau Kempe alles andere als trocken. Erfrischend und spritzig vermittelte sie ihr Wissen mit vielen praktischen Beispielen. Dazu servierte sie die ein oder andere Anekdote.

Das Thema Krankheiten und Schädlinge an Tomatenpflanzen nahm Frau Kempe sehr ernst. Sie appelierte daran Hygiene im Garten einzuhalten, damit sich Pilzbefall nicht verbreitet.

Ich habe bereits jetzt große Erwartungen an das Tomatenjahr 2020. Dank der Tipps und Tricks der Tomaten Expertin mit Leib und Seele wird sich unser Ertrag mit Sicherheit verdreifachen.

“Das Kneten hat besonders viel Spaß gemacht” – der Fermentations-Workshop

von Mona

Am Samstag, habe ich einen Fermentationskurs im Wurzelwerk besucht. Fermentieren klang für mich nach Alkohol, Gären, Bier und altertümlichem Haltbarmachen. Von der Referentin Lisa (Zentrum für Fermentation Leipzig) habe ich gelernt, dass Fermentation in unserem Lebensmittelalltag bis heute ein ganz normaler Vorgang ist, um Lebensmittel reifen oder gar erst entstehen zu lassen – und manche auch haltbar zu machen.

Die Fermentation beschränkt sich also nicht nur auf die Herstellung von Sauerkraut oder Bier, sondern beschreibt ganz allgemein eine Umwandlung von Stoffen durch Bakterien, Pilze oder Enzyme. Dabei entstehen im Endprodukt oder während des Prozesses Gase, Alkohol und Säuren, letztere insbesondere sorgen dafür, dass Lebensmittel haltbar werden. In vielen Fällen befinden sich die benötigten Mikroorganismen schon auf der Oberfläche des Lebensmittels.

Lisa hat uns im praktischen Teil gezeigt wie man Kimchi, Chilisoße und Limo herstellt und vorab einen experimentierfreudigen und inspirierenden Einblick in die Theorie der Fermentation gegeben.

Beim troubleshooting war ich besonders beeindruckt von der Kahmhefe, die ensteht wenn du nicht hygienisch gearbeitet hast, das Gemüse nicht luftdicht unter Wasser war oder die Umgebungstemperatur so hoch (über 30°C), dass die erwünschten Milchsäurebakterien nicht optimal arbeiten können, schädliche Bakterien aber umso besser.

Das Kneten des Gemüses hat mir besonders viel Freunde bereitet.
Jetzt nur noch abwarten und die Mikroorganismen für uns arbeiten lassen.

Essbares Stadtgrün im Workshop

Am Samstag fand ein kulinarischer Workshop im Wurzelwerk statt:

Irina Krupper von der Wildnis-Herberge zeigte uns, welche Wildpflanzen im und um den Garten herum essbar sind.

Dabei erklärte sie nicht nur, wie man aus Eicheln Bolognese machen kann, sondern auch, wie man Rouladen mit Hopfenblättern einwickelt und Robinienblüten im Teigmantel bäckt.

Und da wir Goldrute im Übermaß im Garten haben, von der wenige wissen, dass man ziemlich harntreibenden Tee damit aufbrühen kann, aber noch weniger, dass man sie auch essen kann, bereiteten wir gleichmal lecker zu.

Dazu gab es Lindenblätter-Salat, Quiche sowie Blätterteig-Sticks mit Kräutern, Brennnessel-Kartoffel-Suppe und andere Leckereien, sodass alle satt wurden.

Vielen Dank für die interessante Führung und die leckeren Rezepte an Irina!