Gemeinschaftsgarten Johannstadt

Traum- und Planungswerkstatt 2013

14. März 2013 von Gregor

Dieser Beitrag ist ein Artikel über unsere Jahresauftakt-Veranstaltung.

Gleichzeitig ist er aber auch eine kurze Erklärung des Projektgestaltungs-Ansatzes Dragon Dreaming für alle, die sich gewünscht haben, aus unserer Gestaltung Inspiration ziehen zu können: der Kreis aus Träumen, Planen, Handeln und Würdigen.

Damit niemand die Dragon-Dreaming-Meta-Gedanken lesen muss, der sich nur für die Veranstaltung an sich interessiert, sind diese Abschnitte vom konkreten Bericht abgehoben. Wer’s in einem Satz haben will, kann einfach nur die Überschriften lesen. Also viel Spaß, bei was auch immer du liest.

Das erste, was mir machten, war das letzte Jahr zu Würdigen …

Als wir uns am Samstagnachmittag zur gemeinsamen Gestaltung des neuen Gartenjahres in der JohannStadthalle zusammen fanden, würdigten wir erst mal ganz bewusst das schon Geschaffte: Wir schauten uns an, was im letzten Jahr im Garten alles passiert ist, was wir umgesetzt haben, was uns begeistert und auch was wir bedauern.
Dazu gingen wir auf zwei verschiedene Reisen:
Ein Spaziergang durch den Garten und eine charmant kommentierte Diashow halfen den ca. 30 Teilnehmenden (zur Hälfte neue Mitmachende), anzukommen und die Fantasie sprießen zu lassen.

… denn das gehört dazu
Dieses Würdigen des Erreichten ist ein wichtiges Element für nachhaltige Projektgestaltung, durch das man Freude, Kraft und Weisheit aus dem ganzen Prozess ziehen und miteinander teilen kann. Der Projekt-Gestaltungs-Ansatz Dragon Dreaming setzt dieses Element in einen Kreislauf zusammen mit 3 anderen Schritten, die für jedes erfolgreiche soziale Projekt wichtig sind: Das Träumen, das Planen, das praktische Tun – und schließlich wieder die Würdigung. Über das Dragon-Dreaming-Netzwerk hat Sebastian auch die diesjährigen Moderatorinnen Andrea und Ela kennen gelernt und die drei haben unseren Jahresauftakt auf der Grundlage dieses Ansatzes großartig gestaltet.
Da das Dragon Dreaming kreisförmig verläuft, kann man anfangen, wo man will, aber da es für Veränderungen meist am nachhaltigsten ist, in sich selbst anzufangen (frei nach Gandhi), empfehlen sich das Würdigen oder das Träumen als Einstiegspunkte.

“Ich fand es toll, zu sehen, was bei der Würdigung alles sichtbar wurde, was uns 2012 so Freude bereitet und Kraft gegeben hat. Auch zu sehen, was nicht gut lief und wo Unklarheit herrschte, gab eine wichtige Basis, dann so richtig ins Träumen einzusteigen und so richtig loszulegen.“ (Sebastian)

… um das Erlebte in neue Träume fließen zu lassen
Danach konnten wir inspiriert träumen und diese Träume miteinander teilen. Da wir ungefähr 30 Leute waren, setzten wir uns in kleinen Kreisen von ungefähr 7 Leuten zusammen und stellten uns die Frage: Wie sieht das Leben im Garten und das Projekt aus, sodass ich Ende des Jahres sagen kann: “Wow, super, dass ich Teil dieses Projektes bin!”?

So eine Frage schiebt wohl für die meisten von uns ungewohnte Bewegungen in Kopf und Herzen an: Sie eröffnet uns die Möglichkeit, in uns selbst Bilder entstehen und Wünsche deutlich werden zu lassen – Träume von einem Projekt, das uns zum Wachsen anregt, unserer innersten Motivationen entspricht und uns gut tut. Dadurch, dass wir uns diesen Raum geben konnten, konnten unsere Träume zur Sprache kommen, ohne gleich unseren vorschnellen Urteilen anheim zu fallen, was ‘eigentlich’ möglich ist und was nicht. Erst mal auf den Tisch damit, sodass nichts untergeht.

… diese zu teilen
Nacheinander konnte jede Person jeweils einen Traum äußern und er wurde aufgeschrieben, ohne ihn zu diskutieren oder zu bewerten. So gingen wir – uns gegenseitig mit unseren Träumen inspirierend – solange im Kreis herum, bis alle Träume geäußert waren.

Durch den Grundsatz, dabei keine Kompromisse zu machen, halfen wir uns gegenseitig, eigene Träume nicht zu verschweigen, nur weil sie (scheinbar) widersprüchlich zu anderen sein könnten.

Danach schauten wir uns in der ganzen Gruppe zusammen alle Träume an, die in den kleinen Kreisen entstanden waren und gewannen dadurch ein Bild von allen Vorstellungen und Wünschen, die die Anwesenden in das Projekt bringen.

Dadurch, dass alle ihre Träume sichtbar gemacht haben, geht nichts verloren, man inspiriert sich gegenseitig und das Beste ist – jetzt können viele Köpfe darüber nachdenken, wie man sie wahr werden lassen kann. Die Möglichkeiten in einem Projekt sind nur begrenzt durch unsere Kreativität. Und die wird unglaublich viel größer, wenn wir Träume teilen. Daraus können sich so viel mehr Möglichkeiten ergeben, als wenn unser eigenes inneres Machbarkeitsurteil unsere Träume schon abwertet, bevor wir sie jemals jemandem erzählt haben.

Die entstandenen Traum-Manifeste werden das ganze Jahr lang vermutlich im Bauwagen sichtbar sein und uns immer wieder inspirieren können.

… davon inspiriert gemeinsam zu planen

Wenn man sich gemeinsame Zeit zum Teilen der Träume genommen hat, kann man los planen. Das Dragon Dreaming schlägt viele Möglichkeiten vor, wie die Planung kreativ und effizient ablaufen und das stärkste Fundament für die Umsetzung erzeugen kann.

In unserem Fall half uns ein World Café dabei: An verschiedenen Tischen, zwischen denen wir hin- und herlaufen konnten, sammelten wir konkrete Ideen zur Verwirklichung der sichtbar gewordenen Träume. Unter den Sparten ‘Gartengestaltung’, ‘Gemeinsame Aktionen’ und ‘Selbstorganisation’ kamen so unzählige Ideen zusammen: Von der Offenen Gartenzeit, über Online- und Offline-Versionen eines Schwarzen Brettes, Gartenkartierung, Jahreskalender, verschiedene Workshops, hin zum Brunnenbohren, Lastenrad und Ofen bauen, und der Gestaltung einer Sommerküche und Sitzrunde. Und auch an die Kinder kamen zu Wort, möchten den Sandkasten weiterentwickeln, andere möchten Seniorenbegegnungen gestalten, oder auch ein Rezeptbuch, ein Musikfestival und die Garagenrückwände.

… und sich der Traum-Erfüllung zu widmen:

Der spannende Knackpunkt hierbei ist, wer sich dann tatsächlich an die Umsetzung einer Idee oder eines Projektes wagt.

Gut tun kann es uns dabei, wenn wir uns auf eine Aufgabe einlassen und gleichzeitig deutlich machen können, mit welcher Bereitschaft, Kompetenz und Ressourcen wir das tun.Im Dragon Dreaming ist ein großartiges System entworfen worden, das uns hilft, uns dieses Einlassen gegenseitig sichtbar zu machen: Es gibt drei verschiedene Oberbegriffe unter denen man sich widmen kann, um den anderen Mitmachenden eine grobe Orientierung zu geben:
Ich widme mich einem Projekt als Enthusiast, wenn ich Zeit und Lust und einiges an Ahnung dafür habe. Wenn ich gerne mitmachen will, aber mir noch nicht so viel Kompetenz zutraue, kann ich mich als Lernender eingliedern. Wen ich viel Ahnung von dem Thema habe, jedoch nicht viel Zeit oder Lust, aber gerne meine Weisheit einfließen lasse, kann ich mich als Berater/ Unterstützer eintragen. So wird die Hürde kleiner, mich einer Aufgabe zuzuwenden, weil ich schon mal deutlich zeigen kann, wo meine eigenen Grenzen liegen und erkenne, wo andere mir helfen können.
Das hier ist eine gute Stelle, den Namen des Dragon Dreamings zu erklären: Die Drachen sind die Hindernisse und schwierigen Aufgaben, die wir auf unseren Wegen erkennen und die uns manchmal daran hindern, unsere Träume anzugehen. Das Dragon Dreaming hilft uns dabei, ihnen gemeinsam zu begegnen, sie kennen zu lernen, mit ihnen zu tanzen und an ihnen zu wachsen.

Und tatsächlich: Fast alle Ideen fanden schon Widmungen mehrerer Leute, die mit verschiedenfarbigen Namenszettel die Ideenwand pflasterten und damit gleich sichtbar machten, ob sie als Berater, Enthusiast oder Lernender ihre Energie einbringen wollen.
Davon ermutigt und mithilfe dieses Überblicks konnte sich jetzt für jedes Projekt jemand melden, der sich erst einmal dafür verantwortlich erklärte, ein Projektgruppentreffen anzuschieben.

Die Verantwortungsübernahme an diesem Punkt noch nicht viel weiter gehen zu lassen, ermöglicht, dass wir über all die entstandenen Ideen nochmal schlafen und daraufhin darüber nachdenken können, wie stark wir uns an welcher Stelle einsetzen wollen.

Ein Jegliches braucht seine Zeit …

Und wie beim Träumen lohnt es sich auch hier, sich diese Zeit zu nehmen, weil dadurch der spätere Verlauf des Projektes gut unterstützt und nachhaltig gestaltet werden kann. Am Ende spart es viel Energie und vermutlich auch Zeit und lässt um so bessere Ergebnisse entstehen.

Als wir all das geschafft und so hoffentlich eine gute Saat für die kommende Projektgestaltung ausgebracht und angegossen hatten, feierten und würdigten wir das.

Die Dragon Dreaming Theorie zeigt sehr schön, wie die vier Phasen Träumen, Planen, Handeln und Würdigen in jedem Groß-Projekt genau wie in jedem Teilprojekt vorkommen und sich ebenso in jeder einzelnen der Phasen wiederfinden. So kann man immer wieder ein bisschen Feiern, Weisheit aus dem Erlebten ziehen und Freude teilen.

Wir dankten dem Vorbereitungs-Team (und ich tue das auch hier nochmal mit großer Freude!), das uns einen kleinen Drachen schenkte, mit dem wir im kommenden Jahr tanzen können.
Wir wurden unser Feedback zur Veranstaltung los, was Freude ausdrücken und fürs nächste Mal inspirieren kann und verabschiedeten uns mit einem riesigen Wuuuuuuusch, der durch die abendliche Johannstadt schallte.
Eine Übersicht über die gesammelten Projektideen und Leute, die sich dafür engagieren möchten, ist noch in der Schöpfung und wird demnächst online wie auch im Garten verfügbar werden.

Also dann, auf ins Handeln (das in sich neue Runden des Träumens, Planens, Handelns und Würdigens einschließt) – packen wir’s an!
Allen Beteiligten ein riesiges Dankeschön!
Wir freuen uns auf all die Drachen, die demnächst im Gemeinschaftsgarten Johannstadt tanzen werden, auf wunderbare Projektverwirklichungen und aufs gemeinsame Wachsen.
Dazu sehen wir uns übrigens zur ersten offenen Gartenzeit am Mittwoch-Nachmittag, den 20. März und zum ersten Garten-Plenum am 7. April um 14 Uhr.

Ich erzähle gerne mehr übers Dragon Dreaming und nachhaltige Kooperation (u.a. am 24.4. in der SocialBar) und bin von Fragen darüber meistens begeistert

Gregor