9. Februar 2014 von Sebastian
Bevor wir uns all den bevorstehenden Freuden des neuen Jahres widmen, soll an dieser Stelle natürlich ebenfalls denen des vergangenen gedankt werden – ganz im Einklang mit lokalen Traditionen und dem Dresdner Zeitgeist durfte nämlich auch der Garten im letzten Jahr eine aufsehenerregende Großbaustelle beherbergen:
den UFER-Brunnen
Da dieses, für die Wasserversorgung essentielle, für die Bauarbeiter herausfordernde, für Besucher immer wieder spannende Projekt uns im letzten Jahr so angenehm auf Trab gehalten hat, soll hier nun nochmal die “Baustelle des Jahres 2013” gewürdigt werden.
Bilder sagen mehr als Tausend Worte, deshalb empfehlen wir zunächst einen Blick in diese Bildergalerie:
Außerdem freuen wir uns natürlich , die folgende Laudatio voller echtem Schweiß und Sand, aus dem Bohrer der Feder von Dirk in voller Länge veröffentlichen zu dürfen:
Der Lernprozess der UFER-Gärtner machte auch vor diesem Jahr nicht Halt und wir konnten viel über Wasserversorgung aus dem Untergrund lernen.
Ausgangspunkt: Ein Brunnen sollte her.
Gesagt, getan, zumindest angefangen, denn vieles im Leben ist unwegbarer als man denkt, sodass nach einem kleinen Rückschlag, ein “richtiger” Brunnen gebaut werden sollte, in dem – so würde sich bald zeigen – allerdings auch einiges mehr an Arbeit stecken sollte. (wir berichteten)Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, der Brunnen ist noch nicht komplett einsatzbereit, der gegenwärtige Zustand macht aber große Hoffnungen und ein Rückblick zeigt, was gemeinsam alles möglich ist.
Doch (halbwegs) der Reihe nach:Angeregt von Philip, der das Brunnenprojekt (welches Christoph ja schon im Jahr zuvor angeschoben hatte ) partout nicht aufgeben wollte, ging diesmal Tobias voran, arbeitete sich in die Materie ein und knüpfte allerlei Kontakte zu Geologen, Brunnenbauern und anderen fischelanten Menschen: Johannes Richter aus Radeberg teilte sein Wissen über Unter- und Hintergründe zum Grundwasser. Teilespenden und Beratung gab es von der Firma TPE GmbH aus Leipzig, Dieter F. lieh uns günstig Baugeräte und stand für Fragen, insbesondere zum Bohren, zur Verfügung, Brunnenbauer Horst J. beriet uns ebenfalls.
Diese Unterstützung allein baut noch keinen Brunnen-
es musste angepackt werden:
Erste Versuche, dem Johannstädter Boden ein bisschen Land abzugewinnen, führten zunächst in regelmäßiger Wiederkehr auf wahlweise sehr große oder sehr massive Steine, bzw verdichtete Schichten selbiger. Manch einem schwand der Mut mit wachsender Loch-Tiefe, bis jedoch Tom mit heldenhaftem händischem Ausschachten durch eine knapp 2 m(!) dicke Ziegelschuttschicht den Durchbruch (durch altes Kellergewölbe, scheinbar)schaffte. So konnte schließlich doch erfolgversprechend und substanziell gebohrt werden. Bei reichlich 5 m konnten wir erstmalig auf unserem Grundstück Grundwasser sehen, Stück für Stück auf dem Weg dahin das Bohrgestänge verlängert.
Danach kam Schwerstarbeit: Das Plünschen, der Kies mußte raus und das Brunnenrohr zugleich reingetrieben werden, Kies aus dem Untergrund ziehen, die Pumpe händisch säubern, um das Rohr zentimeterweise weiter hineinzutreiben. Bei finalen 8,50 m war auch hier Schluß, der Fluss-Kies im Untergrund ist dort so groß, daß er von der Pumpe nicht mehr aufgenommen werden konnte, weiterer Vortrieb ist mit den vorhandenen Mitteln nicht möglich, aber insgesamt eine respektable Tiefe, die hoffentlich auch bei abfallendem Grundwasserspiegel in trockenen Jahren unsere Wasserversorgung sichert.
Damit war es soweit: Das erste handgeförderte UFER-Wasser konnte verkostet werden und hat uns inzwischen auch schon die eine oder andere Suppenzubereitung im Kessel überm Feuer ermöglicht.
Doch damit noch nicht genug, eine Brunnenstube (als Einhausung) wurde aus im Untergrund gefundenen Ziegeln gemauert. Über die essentielle Wichtigkeit der Mondscheingründung lässt sich gewiss streiten, unstrittig ist das Ergebnis eine prima Brunnenstube.
Neben der Brunnenstube, die unseren “Wasseranschluss” enthält, entstand noch eine Brunnenbank, auf der Pumpe, Wasserbecken und dergleichen Platz finden sollen. Mit dem Herbst wurde zunächst ein Fundament erstellt und darauf sukzessive gemauert und ein Ablauf gebaut, der gleich ein Sumpfbeet speist. Das Fortschreiten des Jahres führte dazu, dass es zu “nicht viel mehr” als Mauern gekommen ist.
Krönender vorläufiger Abschluss war die Mosaikverzierung eines Ablagefaches. Es blieb erstmal nichts anderes übrig, als die Baustelle zunächst erstmal winterfest zu machen. Auf dem Weg dahin brachen allerdings sich schon zahlreiche (feuchte)Träume der abgeschließenden Ausgesteltung im nächsten Jahr bahn.
Es wird sich bestimmt noch einiges ändern, wir freuen uns aber sehr darauf, den Brunnen endlich fertigzustellen. Und zu zelebrieren, mit einer Feier, die der sagenhaften Brunnen-Soli-Party des Sommer ’13 in nichts nachsteht.Klar ist es ein bißchen schade, dass wir nicht fertig geworden sind, aber Dinge brauchen eben ihre Zeit und es soll auch Spaß machen.
Eine Erkenntnis eines solchen Projektes soll an dieser Stelle auch nicht unerwähnt sein – die Kesselsuppe wurde dann doch von begeisterter und zahlreicher genossen als die Baustelle teilweise Bauarbeiter hatte. Wenn Elan und Motivation (gerade bei körperlich so fordernder Arbeit) alleingelassen werden, dann zehrt das und zieht sich. Insofern würden wir uns wünschen, dass für weitere Projekte auch die anstrengende Suppe gemeinsam ausgelöffelt wird…Wenn man sich dann die Bilder so im Nachhinein anschaut, merkt man dennoch: Trotz mancher Reibungspunkte und Herausforderungen ein wirklich schönes Gemeinschaftserlebnis!
Dafür ist der Garten auch da und im nächsten Jahr kann es weitergehen – wir freuen uns darauf.Unser herzlicher Dank geht an
- Thomas & Dirk & Tobias, das Brunnenteam 2.0
- Johannes Richter, Geologe aus Radeberg, für ausführliches Coaching und Beratung
- Thomas Haugk und die Firma TPE GmbH für Sponsoring und Beratung
- Dieter Fritzsche aus Dresden für Geräteleihe und Beratung
- eine befreundete Werkstatt im Industriegelände für die Spende der Brunnenstuben-Abdeckung
- Ralf, Neuzugang im Brunnenprojekt, Erdarbeiter, Vielmaurer; die Unterstützung auf den letzten Metern.
- Markus, “unser Fahrer” (Materialranschaffer) und Kiespumper
- Christoph, den “Untergrundkämpfer”, für die ursprüngliche Brunneninspiration; Gerätebeschaffer für den ersten Anlauf, ohne den es keinen zweiten gegeben hätte
- Dirk L., Johannes, Hana, Harald und Fiete, Anpackende Gäste, Helfer beim Plünschen, Besorgungen machen und Kiesschaufel
- Tom, der Steinchen für Steinchen den Durchbruch durch eine zwei Meter dicke Trümmerschicht vollbrachte
- Horst J., Brunnenbauer für die geduldige Beratung
- Tina, die Dresdner Trümmerfrau, fürs Vorbereiten von Kriegsschutt zur Verwendung
- Erik, Maurer und Immerwiedermitanpacker
- Anne fürs Kiespumpen und Trümmerverwertung
- Naiara & Philipp, 2013er-Brunneninitiator und Trümmerwäscher
- Gregor & Sebastian, für die gewagte „Mondscheingründung“ – eine Selbsterfahrung in Blindmauern
- Hanna, für kreative Trümmerverwertung und das wunderbare Dämmerungsmosaik (abends legen – früh staunen)
- Karl (selbst auf Krücken) und Chris für die unkaputtbare Schachtabdeckung, für kreativen in-promptu-Gerüstbau, fürs Mauern und weil sie unsere „Turbos“ für Erd-, Fäll- und Rodungsarbeiten sind
- Marlen für Bohrarbeiten en miniature, die PE-Bohrspanproduktion
- Alice, Bohrgestängeputzerin
- Hanna & Ben fürs unermüdliche und hochmotivierte Organisieren der Brunnen-Soli-Party, unser Wunschbrunnen-Wassertanz-Tag
- allen Besuchern der Soliparty
- den Musikern von Kuma Um, Rashi und Debo, Danke Samba, Chief in the Garden sowie Yoann und Antonia für die künstlerische & musikalische Untermalung des Wassertanzes
- außerdem für großartige finanzielle Unterstützung Antje, Viktoria, Dirk, Eberhardt, Runa, Stefanie, John, Katrin, Jochens Schwestern, Werner und Brigitte, Juliana,
- sowie allen Soli-Getränke-Trinkern für den Durst
- Sebastian & Co. für die Organisation der Spendenaktionen
- Norbert, Andreas, Mandy für Elbtaler-Spenden
- Anja, Markus und Anne für geduldiges, verständiges Abrechnen und Gelderverwalten
- anstiftung & ertomis für die Teil-Förderung unseres Brunnenprojekts
- Thomas & Dirk für innovativen Armierungsbau, für salbungsvolle Einladungstexte und fürs Immer-Mit-Dabei-Sein
- Tobias für Kon-Struktives, für all das fachliche Know-how, die Anleitung und Einführung neuer Brunnenbauer und vor allem für die zielstrebige Koordination eines nicht immer geradlinigen Projektes.