19. September 2014 von Gregor
Und gleich nach der (etwas schiefgegangenen) Degrowth-Konferenz (siehe unten) kann ich von einer “Konferenz” berichten, die diesen Titel super ausgefüllt hätte, wenn sie nicht schon einen viel cooleren Titel tragen würde: Heute abend fand der Schwatzmarkt für Engagierte im Kulturbüro Dresden statt. Er sollte Engagierte der Kreativ-, Sozial- und Nachhaltigkeits- und Politik-Szene Dresdens die Möglichkeit geben, mit einander ins Gespräch zu kommen, Erfahrungsexpertise weiterzugeben bzw. zu erfragen.
Und das Veranstaltungsdesign des Abends hat genau das super ermöglicht: Es waren 18 Referenten da, um aus ihren Erfahrungs-Spezialgebieten zu berichten – aber eben nicht in Form von Vorträgen oder Podiumsdiskussionen, sondern in kleinen Gesprächsrunden, die uns tatsächlich miteinander ins Gespräch brachten. Und der Grund, warum das funktionierte und weshalb der Titel Degrowth-Konferenz hier auch passend gewesen wäre, war, dass die Veranstaltungsplaner den Mut hatten, konsequent auf Begrenzung und kleine menschliche Maßstäbe zu setzen. Da ging es eben nicht darum, möglichst viele Leute zusammen zu bringen, sondern darum, Leute möglichst effektiv zusammen zu bringen. Die Zahl der Teilnehmer war deswegen auch begrenzt: Neben den Referenten waren 36 Gäste da (darunter Thomas, Julia, Gesine und ich von UFER).
Und so saß man in jeder der drei 30minütigen Sessions mit jeweils nur zwei anderen Personen im Raum, von denen eine der Referent war. Die Rollen konnten dabei verwischen, weil es eine so menschliche Begegnung zum Schwatzen war und die Situation des Dreier-Gesprächs bewirkte auch, dass jeder zu Wort kommen und die für ihn interessanten Aspekte ansprechen konnte. In den Sessions, die ich besuchte, kam ich mit Anne-Katrin Klepsch ins Gespräch über ihre Tätigkeit als Stadträtin, lies ich mir von Mirko Sennewald vom Kulturaktiv e.V. erzählen, welche EU-Fördertöpfe sinnvoll sein könnten und welche man nicht (ohne Topflappen) anfassen sollte, weil sie einen eher verbrennen als nähren würden und erklärte mir Melanie Hörenz vom Kulturbüro, wie die Bewerbung und Vergabe kommunaler Fördermittel funktioniert. Und meine Session-Mitbesucher Sophia Kontos (Wir gestalten Dresden) und eine Frau, deren Namen ich mir leider nicht gemerkt habe (vom Elbhangfest e.V.), gaben mir wertvolle Ideen für die UFER-Projekte mit. In den parallel laufenden Sessions ging es um Themen wie Pressemitteilung, Kostenplanung, Nachbarschafts-Aktivierung, Veranstaltungs-Orga, Social Media, Kooperation und Möglichkeiten, Arbeitsplätze im Verein zu schaffen.
Dass man sich dabei nicht verquatschte, lag wiederum an der klug gestalteten Struktur, die einen nach jeweils einer halben Stunde weiterwandern lies und daran, dass die Sessions keine problemzentrierten Überschriften trugen, sondern es ganz einfach um inspirierende Tipps ging.
Für mich war der Abend sehr bereichernd, inspirierend und hat mir neben wertvollen Kontakten vor allem das Bewusstsein gegeben, dass in allen öffentlichen Strukturen Menschen sitzen, mit denen man reden kann – und sollte! Auf inhaltlicher Ebene ist mir beeindruckend deutlich geworden, dass es eine Menge Möglichkeiten gibt, Gelder für gute Projekte ranzuschaffen – und wir nur den Mut haben sollten, sie einfach mal zu beantragen. Die Leute, die uns dabei sehr kompetent helfen können, sind übrigens die gleichen, die diesen genialen Abend organisiert haben: Nämlich die Kollegen vom Kulturbüro Dresden.
In diese Richtung möchte ich hiermit einen riesigen Dank sagen, für den Mut, eine so kleine Konferenz zu organisieren, die uns beeindruckend zeigen konnte, dass fruchtbare Verbindungen nicht durch große Angebote, sondern durch kleine Räume und bedachte Begrenzung möglich werden.
Auf zum nächsten Schwatzmarkt und ähnlichen Austauschrunden, die wir ja überall schaffen können ;-)