13. Oktober 2015 von Sebastian
Liebe Leser, liebe Gärtner und Freunde des städtischen Gärtnerns,
seit wir vor mehr als 4 Jahren angefangen haben, in der Johannstadt einen Gemeinschaftsgarten aufzubauen, gibt es auf der anderen Elbseite ein Projekt, das zwar ganz anders und doch sehr ähnlich beschaffen ist:
Der Aprikosengarten, der Pieschener MehrGenerationenGarten für Alle, hat ebenfalls eine stete Entwicklung genommen, konnte sich in den letzten Jahren im Stadtteil etablieren und ist zu einem Ort geworden, der mehr ist, als nur noch unbebautes Land: Ein Ort der Begegnung, des wirklichen Miteinander, der Offenheit.
Ich war selbst oft da, mal zur Gartenzeit, mal um gemeinsame Projekte zu planen und immer wieder, um tolle Feste und Veranstaltungen zu besuchen. Beeindruckend ist für mich neben der einmaligen landschaftlichen Gestaltung und gärtnerischen Produktivität vor allem die Verschiedenheit der Menschen: Alte und junge, stille und nicht so stille Menschen, Suchende und Findende – sie alle kommen miteinander aus, ja tatsächlich kommen sie an, miteinander und zu wirklichem Austausch. Nicht nur Leben-Lassen und Respekt als Lippenbekennnis – Nein! Im Aprikosengarten konnte ich selbst als Außenstehender erleben, wie das Projekt Menschen eint und sie sich aufeinander einlassen, bei aller Andersartigkeit und Verschiedenheit. Immer mal mit Reibung, mit Schwierigkeiten, mit Herausforderungen. Natürlich. Aber auch immer herzlich. Reibung erzeugt ja bekanntlich Wärme.
Und so konnten alle diese Menschen, die Aprikosengärtner, den Garten zu einem Ort machen, den Anwohner besuchen, der Kinder und Jugendliche begeistert, der Ruhe bietet und auch Anregung, an dem Workshops stattfinden und friedliche Feste. Immer wieder.
Jetzt allerdings wissen sie nicht recht, wie weiter.
Denn es gibt Bebauungs- und andere Pläne. Wie genaue diese aussehen, ändert sich scheinbar öfter als die Aprikosengärtner auch nur informiert werden. Den aktuellen Stand, das Befinden und die Perspektive des Aprikosengartens, all das ist hier in einem offen Brief dokumentiert. Und hier auch nochmal ganz persönlich unterlegt.
Bitte schaut euch diese beiden Texte an, erzählt euren Bekannten, Stadträten, Chefs oder befreundeten Redakteuren, was da gerade passiert. Macht euch ein Bild vor Ort oder meldet euch direkt bei den Aprikosengärtnern.
Da ist ein Projekt, mit europäischen EFRE-Fördermitteln und in Kooperation mit dem Stadtplanungsamt begründet, durch unglaubliches Engagement hineingewachsen in den Stadtteil und die Herzen der Nutzer – welches angesichts der aktuellen Planungen weitgehend im Unklaren gelassen, fast ignoriert und subtil überplant wird.
Da ist eine Geschichte, die nicht ungehört bleiben sollte.
Erzählt sie weiter, auf dass sie anders fortgeschrieben werden möge!