Ein Tag unterwegs in Freiräumen

15. Mai 2013 von Sebastian

…Geschichten und Gedanken dazu. Von Alex.

Am Samstag Mittag 12 Uhr begann mein Tag unterwegs in Dresden zuerst in unserem, vor lauter Regen, Wärme und Frühling sprießenden Garten, beim ersten Brunch in diesem Jahr. Viele nette Menschen saßen zusammen bei jeder Menge Leckereien, unterhielten sich über Rezepte, die Inhaltsstoffe von Rhababerhaut oder die neuste Entdeckung einer sich aus dem Boden kämpfenden Pflanze, spielten mit ihren Kindern, buddelten in einem Beet rum oder entspannten einfach in der schaukelnden Hängematte unterm Ahorn bei leiser Musik. Neue Pläne wurden geschmiedet, die Vorfreude auf neue Gartenmitglieder – die Bienen – wächst und Mischkulturbeete werden erklärt. Es ist ein Miteinander, dass sich (noch) nicht an jeder Straßenecke finden lässt und 2-3 Stunden in dieser Atmosphäre beglücken einen Tage. Man ist motiviert anzupacken und dem nächsten, der einen über den Weg läuft, einfach ein Lächeln zu schenken und in den Dialog zu gehen.

So trieb es mich noch zum „Wer gestaltet Dresden“-StadtCamp auf dem Freiraum Elbtal in Pieschen, wo an diesem Tag auch Menschen zusammen kamen, um alte und neue Gedanken und Ideen auszutauschen, zu diskutieren und auszubauen. Eine äußerst begrüßenswerte Idee, die die verschiedenen Akteure, die eine Stadt zu dem machen, was sie ist, an einen Tisch bringen könnte, wenn denn auch entsprechende Vertreter der verschiedenen Strömungen tatsächlich daran teilnehmen würden. Ein Traum, wenn Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Vertreter aus Kultur, Kunst und Bürgerinitiativen auf Augenhöhe kommunizieren würden. Die Realität, die ich kennengelernt habe, seit ich mich aktiv in der Stadtentwicklung engagiere, ist jedoch eher durchwachsen. Ich habe oft den Eindruck, dass es durchaus möglich ist, den ein oder anderen Vertreter mal zu einem Vortrag oder zu einer kleinen Podiumsdiskussion zu animieren oder die ein oder andere Fläche für ein paar Jahre zu ergattern oder unter der Bedingung, Pacht dafür zu bezahlen, dort soziale und ökologische Arbeit leisten zu dürfen….  Aber ein ernsthafter Dialog mit handlungsbefugten Akteuren an einem runden Tisch, bei dem langfristige und tragbare Ideen und Lösungen zusammengetragen werden, konnte ich bisher nicht finden. Dabei ist Vernetzung und Kooperation doch im Sinne aller und es ist mir unerklärlich, wie eine Stadt wie Dresden, mit so unglaublich großem Potential, scheinbar nicht erkennt, was für großartige, engagierte und vielseitig denkende und handelnde Bürger sie hat, die sich für sie einsetzen und teilhaben wollen an ihrer Gestaltung. Es gibt so viele Interessierte, die sich für Vielfalt in jeglichem Sinne engagieren, doch sie werden zunehmend vor die Tür gesetzt – ohne faire Alternativen – für glattgebügelte Einkaufs- und Wohnkomplexe, für eine Hand voll wohlhabender Investoren oder wofür auch immer noch. Die Definition von Kultur, die ich in meinem Studium gelernt habe, ist eine andere, als das was in der Kulturhauptstadt Dresden praktiziert wird…  Kultur ist im weitesten Sinne alles vom Menschen Geschaffene und Veränderte und findet in Räumen statt, welche sich durch einen sinnhaften Zusammenhang bestimmen, den WIR ihnen geben. Und WIR bedeutet für mich der Zahnarzt um die Ecke, die Psychologie-Studentin der TU, Opa Werner aus Friedrichstadt, Politiker und Verwaltungsbeamte, Familie Gärtner, die afrikanische Doktorantin und und und… eben die Vielfalt an Lebensideen und –konzepten, die so eine Stadt zu bieten hat…

Aber, wie bereits eingangs erwähnt, bin ich zuversichtlich und nach wie vor voller Tatendrang, vor allem immer dann, wenn ich ein paar Stunden mit all den lieben Menschen in unserem Garten verbringen durfte. Und es berührt mich immer wieder, Teil von etwas so lebendigem zu sein. Teil von einer lebensbejahenden Gemeinschaft, die Raum und Zeit für jeden hat. Ein herzliches Dankeschön an euch alle und auf das wir noch vieles zusammen anpacken und feiern werden…