21. Dezember 2019 von Amrei
Man glaubt es kaum: Noch vor einem Jahr war hinter dem Striesener Kaufland nur eine trostlose, ungenutzte Brachfläche vorzufinden und von einem Gemeinschaftsgarten noch weit und breit nichts zu erahnen. Lange Jahre passierte auf der Rasenfläche hier nicht viel, bis ein paar engangierte Striesener die Initiative ergriffen und unter dem Trägerverein UFER-Projekte e. V. gemeinsam mit der Stadt Dresden einen Pachtvertrag abschlossen. Von da an ging es eigentlich ziemlich schnell, wie dieser Jahresrückblick zeigt.
In einer Planungswerkstatt traffen sich im April erstmals Interessierte aus der Nachbarschaft, um Ideen für den Gemeinschaftsgarten zu entwickeln. An kreativen Vorschlägen, Plänen und Visionen für die Brachfläche mangelte es den Teilnehmer*innen dabei nicht!
Nur eine Woche später fand man sich bereits zu einem ersten Bau-Workshop zusammen. Aus alten Paletten wurden Hochbeete und Sitzgelegenheiten gezimmert, für die Hügelbeete wurde die Grasnarbe abgetragen, Äste und Laub wurden gesammelt für die Füllung von Hoch- und Hügelbeeten. Eine wichtige Grundlage für den Garten – ein Platz für die Pflänzchen – war somit geschaffen!
Aufgrund der vielen Strieskannen-Kinder war eines der ersten größeren Projekte auch der Bau eines Sandkastens. Mit vereinten Kräften wurde hier innerhalb kürzester Zeit der Boden ausgehoben, Robinienstämme entrindet und geschliffen, Unkrautvlies ausgelegt und schließlich Sand aufgefüllt. Pünktlich zum ersten Gartenfest konnte man so den fertigen Sandkasten präsentieren, welcher von den Kindern auch wunderbar angenommen wurde.
Zu ähnlicher Zeit wurden die vorgezogenen Pflänzchen auch in die Beete gebracht. Im Hügelbeet fanden Tomaten, Zucchini und Kürbis ihren Platz, in den Hügelbeeten wurden unter anderem Erdbeeren, Paprika und Mais gepflanzt. Dabei gab es für jeden ausreichend Möglichkeiten zum Ausprobieren bestimmter Mischkulturen: Als Beetpate übernahm man das Bepflanzen eines Hochbeetes und konnte hier seine eigene Zusammenstellung erproben.
Am Tag der Nachbarn wurde schließlich das erste Gartenfest gefeiert. Am Buffett wurden gegen Spende Kuchen, Snacks und selbstgemachte Limonade gereicht, am Lagerfeuer gab es Musik zum Stockbrot. Kinderschminken für die Kleinen und Kleidertausch für die Eltern sorgten für eine weitere Belebung der Fläche. Auch das Wetter spielte wunderbar mit!
Die nächste große Aktion: Ein Gartenschuppen wurde dringend benötigt, und dieser sollte natürlich selbst gebaut werden. Mitte Juni traf man sich daher wieder zu einem Bauworkshop zusammen und innerhalb kürzester Zeit wurde aus alten Paletten ein Grundgerüst für den Schuppen zusammengestellt. Parallel entstand auch eine Kräuterspirale, welche noch am selben Tag bepflanzt werden konnte.
Im Sommer wurde es dann etwas stiller in der Strieskanne. Während sich die Gärtner*innen abwechselnd im Urlaub erholten, wuchsen die Pflanzen immer weiter, der Mais wurde höher, der Kürbis wucherte nur so über die Hügelbeete. Die Wassersituation war in dieser Saison mangels Wasseranschluss noch nicht ganz zufriedenstellend, da die Wasserlieferung durch die Stadt aus ökologischer, finanzieller und organisatorischer Sicht keine besonders gute Lösung darstellte. Verdursten musste dennoch kein Gemüse, nächstes Jahr wird die Gießsituation aber hoffentlich einfacher.
Viel Aktion gab es in den Sommermonaten dann nicht, in den offenen Gartenzeiten ging es eher gemütlich zu und man beschäftigte sich vor allem mit dem Bewundern des schnellen Wachstums des Gartens und seiner Gemüsepflänzchen. Besonders wild wuchsen auch die Tomaten, die ohne Ausgeizen und Anbinden gar nicht mehr mit Wachsen aufhören wollten. Am Ende hatte man den Pflanzen wohl etwas zu viel Freiheit gegönnt und die Tomaten waren kaum mehr zu bändigen, da brauchte es schon einmal 8 Paar helfende Hände…
Besonders schön waren natürlich auch die ersten gemeinsamen Ernten in der Strieskanne. Während Tomaten oft direkt verzehrt wurden, konnte man sich zuhause auf Hokkaido und Zucchini freuen. Daneben gab es auch regelmäßig Salat, Gurken, Paprika, Kohlrabi und Paprika zu ernten. Frisch gab es außerdem immer auch Kräuter wie Minze, Schnittsellerie oder Basilikum dazu.
Im Herbst galt es, den Gartenschuppen endlich fertigzustellen – noch fehlte ein stabiles, dichtes Dach. Auch hier half man sich wieder mit alten Paletten aus und gemeinsam war das Dach innerhalb weniger Stunden fertiggebaut. Neben all der guten Nachrichten hatten wir im Oktober leider auch erstmals mit Vandalismus zu kämpfen. Ein halbes Jahr lang konnten wir stets begeistert berichten, dass niemand unseren Garten beschädigte oder zerstörte – nun mussten wir uns leider doch noch mit dem Thema beschäftigen. Wir hoffen natürlich, dass uns dies im neuen Jahr erspart bleibt.
Das Ende der Gartensaison konnten wir schließlich mit unserem Herbstfest gelungen feiern. Der goldene Oktober zeigte sich noch einmal von seiner besten Seite und so konnten wir bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen die gemeinsam gekochte Kürbissuppe aus selbst angebautem Muskatkürbis und Hokkaido verspeisen und den Eintopf mit Süßkartoffeln, Kartoffeln und Brokkoli aus dem Garten verköstigen. Neben den aktiven Gärtner*innen waren auch Familie, Freunde, Neugierige und Interessierte aus der Nachbarschaft da.
Um die Strieskanne schließlich winterfest zu machen, hatten wir Ende Oktober das Glück, viele helfende Hände durch den Klimatag am Kreuz-Gymnasium und einem zugehörigen Workshop im Gemeinschaftsgarten zur Unterstützung dazuhaben. Einjährige Pflanzen wurden entfernt, Hochbeete mit Erde wiederaufgefüllt und mit Laub abgedeckt. Es dauerte nicht lange, da war der Garten bereitgemacht für die Winterruhe.
Zwei weitere gute Nachrichten gab es dann noch zum Schluss: Dank einer Vielzahl an Stimmen beim Online-Voting konnte sich die Strieskanne bei der Quartiersmeisterförderung 2019 durchsetzen und Geld für einen Brunnenbau bzw. die Wasserversorgung gewinnen. Zudem wurde der Gemeinschaftsgarten als eines von 23 Gewinnerprojekten der NaturKinder-Stiftung von Rossmann und pro nature auserwählt und erhielt hier eine Förderung für den weiteren Ausbau eines kinderfreundlichen Gemeinschaftsgartens.
In der Retrospektive erfolgte schließlich ein Rückblick auf die Saison, bei welchem man bei Plätzchen und Kaffee über gelungene und verbesserungswürdige Aktionen, Organisationen und Projekte des ersten Jahres sprach.
Insgesamt können wir also auf ein äußerst ereignisreiches Jahr voller erfolgreicher Aktionen, gelungenen Festen und vielen gemeinsamen schönen Momenten im Garten zurückschauen.
Dass innerhalb weniger Monate aus einer trostlosen Brache so ein wunderschöner Gemeinschaftsgarten entsteht, hätte sich wohl auch bei der ersten Planungswerkstatt noch keiner erträumen lassen. Ein großes Dankeschön gilt allen motivierten, engangierten Mitgärtner*innen, Unterstützer*innen und Helfer*innen, die über das Jahr dazu beitrugen, einen so tollen Ort in der Nachbarschaft zu schaffen, welcher zum Verweilen, Werkeln und gemeinsamen Austausch einlädt.
In voller Vorfreude auf die nächste Gartensaison wünscht die Strieskanne erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue (Garten-)Jahr!