15. Oktober 2020 von Gregor
Am Sonntag fuhren und wanderten wir im Rahmen des Bildungsprojekts Qnoten auf den Schellehof im südöstlich von Dresden gelegenen Struppen.
Im Jahr 2014 haben die Bewirtschafter*innen des Schellehofes mit den ersten Mitgliedern den Lebenswurzel e.V. gegründet und eine Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) ins Leben gerufen.
Für die Selbstversorgung der Gemeinschaft stehen dem Hof aktuell ca. 70 ha zur Verfügung. Davon ist ca. die Hälfte Grünland (Weide und Futter) und die andere Häfte Ackerland (Lebensmittel, Futter, Gründüngung, Bienenweide) inklusive ca. 2 ha Gemüsebaufläche. Dazu etwa 30 Rinder, 20 Schafe, 100 Gänse, 200 Hühner und die Bienenvölker eines kooperierenden Imkers.
Inzwischen haben sich über 200 Menschen in der Solawi Schellehof zusammengefunden, die “ihren” Hof und diese Art Landwirtschaft zu betreiben finanziell sichern und sich die Erzeugnisse bedarfsgerecht teilen. Der dazugehörige Verein Lebenswurzel e.V. ist aus dem Wunsch entstanden, gemeinsam auf Augenhöhe gemeinnützige Projekte z.B. in Bereichen wie Umwelt-, Ernährungsbildung und Naturschutz zu realisieren sowie die Entwicklung und Erprobung neuer landwirtschaflicher Konzepte. SoLaWi fördert bzw. erhält ökologische, regionale, marktunabhängige Landwirtschaft und schafft mehr Nähe zwischen den an Ernährungsprozessen Beteiligten sowie gemeinsame Verantwortungsübernahme. Sie ermöglicht tiefe Einblicke und will Ernährung wieder zu einer persönlichen Sache zu machen.
Neben Gemüse, Eiern und Fleisch bekommen sie auch Mehl, oder aus diesem fertig gebackene Brote vom Bäcker aus Struppen.
Das Schellehof-Team folgt dem Anspruch natur-, umwelt- und ressourcenschonend zu arbeiten, Vielfalt und Bodenfruchtbarkeit zu fördern sowie Tierhaltung wesensgerecht zu gestalten. So werden für die Hühnerzucht zum Beispiel die männlichen Küken nicht, wie üblich, gleich nach dem Schlüpfen getötet, sondern auf einem Hof in der Nähe aufgezogen. Wer Eier essen möchte und sie beim Schellehof dazu bucht, muss entsprechend auch alle zwei Jahre ein Huhn und einen Hahn abnehmen und essen (oder verschenken). So kommt man wieder damit in Kontakt, was der Konsum bestimmter Lebensmittel eigentlich für Nebenfolgen erzeugt, die die Konsument*innen im normalen Handel einfach ausblenden.
Die Produzierenden (Bauern, Gärtner und Verarbeiter) wissen wieder, für wen sie Lebensmittel erzeugen und können genauer planen. Sie gewinnen mehr Freiheiten in der Art des Landwirtschaftens, da sie Risiken mit den AbnehmerInnen teilen (z.B. krumme Möhren, zu viele Zucchini, wetterbedingte Ausfälle). Außerdem haben sie durch die Vorfinanzierung für ein Jahr Planungssicherheit.
Abnehmer:innen können jede Woche frische, saisonale Lebensmittel in einem der Depots in Struppen, Pirna, Dresden-Plauen, Dresden-Striesen und Dresden-Neustadt abholen. Die Abnehmer*innen haben Transparenz bzgl. Anbaubedingungen und Finanzen, können mitentscheiden und durch die Nähe zu den Erzeugern außerdem Wissen über die Auswirkung ihrer Ernährung auf Mensch und Natur erlangen.
Wir waren begeistert von der Vielfalt der Bereiche, die das Team auf dem Hof unter einen Hut bekommt. Vielen Dank für die tolle Führung!