16. September 2016 von Julia Mertens
„Das ist eine Brombeere. Probier mal.“
„Aber ich mag kein Obst“
„Auch nicht, wenn du es SELBER geerntet hast? Da wär ja die ganze Arbeit umsonst.“
„Na gut, eine.“
„Nimm die hier, die ist schon ganz groß, weich und saftig“
„Ok“. Ruhe. Schmatzen. „Mhhhh. Lecker. Ich mag ein neues Obst.“
Dies war eine der vielen kleinen Begebenheiten, die das Sommerferiencamp im Kleinen Garten zu etwas ganz Besonderem machten.
Vom ersten bis fünften August wuselten 13 Kinder zwischen 7 und 12 durch den Gemeinschaftsgarten „Kleiner Garten“ und erkundeten dort spielerisch die Natur. Ein Team von PädagogInnen und GemeinschaftsgärtnerInnen begleitete Sie dabei. Benedikt vom ÖIZ, Sarah und Julie vom Jungen Gemüse organisierten das Camp und holten sich zur Verstärkung für den Lehmofenbau noch Adrian und Vincent mit dazu. So konnte das erste Sommerferiencamp in einem der UFER-Projekte e.V. Gärten starten.
Von Höhlen bauen aus Weidenruten, über Wasserspiele am Bach, Ernten von Gemüse und Brombeeren bis hin zu einer Tour durch den botanischen Garten gab es viel zu erleben. Dabei konnten die Kinder sich größtenteils selbstbestimmt durch den Garten bewegen und sich austoben. So kamen sie an einem Regentag von ganz allein auf die Idee kreative Wassersammelmethoden zu entwickeln und Ressourcen zu speichern.
Das Highlight war aber sicherlich der Bau unseres Lehmofens. Hier lernten die Kinder und wir, wie aus einfach zu beschaffenden Ressourcen wie Lehm und alten Ziegeln ein Ofen konstruiert werden kann. Der wohl spannendste Moment des Camps war der, an dem die Schablone des Gewölbes aus dem Bauwerk gezogen wurde und die Ziegelsteine wie durch ein Wunder fest zusammen hielten. Wahnsinn! Doch auch das Mischen des Lehms und abdichten des Ofens machten uns viel Spaß. Am Ende wurde das Bauwerk dann noch mit Scherbenmosaiks verschönert.
Am Freitag feuerten wir den Ofen das erste mal an und probierten ein von den Kindern gewünschtes Rezept aus: „Schlemmerbrot“. Ein mit Käse und selbstgemachter Kräuterbutter gefülltes und im Ofen überbackenes Brot.
Dafür mussten wir den Ofen 1 ½ Stunden anfeuern und gut auf das Feuer achten, anschließend wurde die Glut aus dem Ofen genommen und das Brot hineingeschoben. Die Schamottsteine und die dicke Ziegelwand hielten genug Wärme im Ofen um unser Essen zu erhitzen.
Ziel des Camps war es, den Kindern ganz praktisch Wissen über ökologische Zusammenhänge, gesunde Ernährung, Gärtnern und Partizipation zu vermitteln. Dafür bereiteten wir keine theoretischen Inputs vor, sondern proboierten gemeinsam viel aus und beantworteten Fragen. „Wo steht denn hier der Lauch?“, „Warum schmeißen wir die Gemüseabfälle auf den Kompost?“, „Woher kommt der Lehm?“, „Warum gibt es zum Mittag kein Fleisch?“, „Was wächst da?“ Beim beantworten dieser Fragen spielte sich in den Kinderköpfen deutlich sichtbar einiges ab. Auch beim Umgang miteinander konnten einige Kinder in dieser Woche viel lernen. Zum Beispiel beim Morgenkreis, wo wir das Tagesprogramm gemeinsam planten und jede Stimme zählte.
Es ist erstaunlich, wie schnell so eine Woche vergehen kann. Zwischen bauen, spielen, erkunden und essen flog die Zeit davon und schon war das Camp vorbei.
Wir planen für das nächste Jahr eine Wiederholung!