18. September 2021 von Julia Mertens
Bei unserer Fahrrad-Exkursion durch den essbaren Stadtteil Pieschen wagten wir am 11.09. mal einen Blick über den Gartenzaun. Denn zwischen eigenem Garten und Einkaufsmarkt vergessen wir all zu oft, dass vieles Essbares um uns herum wächst und nur drauf wartet geerntet zu werden.
Auf den Dresdener Stadtgrünflächen lassen sich immer mehr essbare Gehölze finden, deren Früchte wir nach gründlichem Abwaschen unbedenklich genießen können. Volker Cory erklärt uns dazu: In städtischen Böden sollten Wurzeln von Pflanzen eher nicht geerntet werden, da diese am meisten mit den Schadstoffen eventuell kontaminierter Erde in Kontakt kommen, auch Kräuter sind mit Vorsicht zu genießen, da Wurmerkrankungen durch Tierkot übertragen werden können. Früchte jedoch sind genießbar, da Schadstoffe aus dem Boden von den Pflanzen gefiltert werden und nicht in der Frucht ankommen. Die Schadstoffbelastung in der Luft ist im Vergleich zur Zeit der Kohleöfen und fehlender Schadstofffilter so gering, dass sie beim Verzehr von Stadtobst keine große Rolle spielt. Somit eröffnet sich für uns eine ganz neue kulinarische Welt, denn vieles, was hier wächst, findet sich nicht im Supermarkt!
Unser erster Halt führt uns zum Listplatz. Ein unscheinbares Fleckchen, an dem auf den ersten Blick nur eine Wiese mit Sitzgelegenheiten zu sehen ist. Doch ein Gang an den Rand der Fläche lässt unsere Augen strahlen und Volker kommt aus dem Erzählen gar nicht mehr raus: Wir finden riesige Aroniabeeren, aus denen leckerer Saft zubereitet werden kann, zahllose Zierquitten, die als Raumduft, aber auch zur Herstellung von heimischen Zitronensaft genutzt werden können, dazu Schlehen, Wildpflaumen, Walnüsse und uhhhh was ist denn das da? Wie Alien-Eier hängen da die Früchte der Akebie in der Hecke. Volker ermutigt uns vom Fruchtfleisch zu probieren: schmeckt süßlich und ein bisschen nach Gurke.
Weiter gehts zum Gehepark. Dieser wurde erst 2020 angelegt. Bei der Planung wurden die Wünsche der Bürger*innen mit berücksichtigt und ein Gemeinschaftsgarten integriert, dazu etliche Beerensträucher und hinter dem Gebäude des Geh8 eine Kräuterinsel, Weinreben und sogar Gojibeeren (die frisch geerntet fast wie Paprika schmecken). Die Fläche kann von allen Interessierten genutzt werden: Ernten erwünscht! Lediglich die Einzelbeete des Gemeinschaftsgartens sollten in Ruhe gelassen werden.
Unsere Tour führt uns ein Stück an der Elbe entlang, wo wir vom Fahrrad aus Walnussbäume, Brombeeren und Hopfen erspähen. Weiter gehts zum Leisniger Platz, wo wir einer etwas umstrittenen Pflanze begegnen, der Eibe. Eigentlich ist der Strauch komplett giftig, nur die Beeren sind genießbar und schmecken etwas wie Gummibärchen. Doch Achtung: den Kern in der Mitte unbedingt ausspucken. In größeren Mengen ist dieser giftig. Diese Beere ist also nicht für Kinder geeignet. Für mutige Erwachsene mit Hang zum Süßen schon.
Ein paar Schritte weiter finden wir noch eine Kornelkirsche. Die Früchte sind noch nicht ganz reif und sehr sauer, in ein bis zwei Wochen können sie geerntet und leckeres Kornelkirschmus gekocht werden.
Unser letzter Halt ist die Alte Gärtnerei, wo wir abermals vielen essbaren Gehölzen begegnen. Im Schaugarten wachsen alte Sorten und auch exotische Gewächse. Hier sehen wir, welche Gehölze die Klimaveränderungen, die jetzt schon spürbar sind, bewältigen können und welche sogar erst durch verändertes Klima hier wachsen können.
Zum krönenden Abschluss ernten wir noch ein paar Himbeeren, mhhhhh…..