BFD im Bereich Kinder- und Jugendbildung

Neben den Gemeinschaftsgärten und der Alten Gärtnerei in Pieschen, gibt es eine kleine Gruppe, die Umweltbildungsangebote für Kinder organisiert. Mit unserem Lastenrad ziehen wir umher, stecken unsere Hände in die Erde, erforschen und gestalten unseren Stadtteil und bepflanzen einen Kinder-Gemeinschaftsgarten.

Du hast Lust Kinder für Natur zu begeistern und Bildungsangebote rund um Gärtnern, Umwelt und Nachhaltigkeit zu planen und durchzuführen?

Dann freuen wir uns, wenn du Teil unseres Teams wirst.

Mach mit bei unserer Spendenaktion – Alle Spenden für UFER werden bis Weihnachten verdoppelt!

In 2022 möchten wir wieder einige Projekte in den Gärten auf die Beine stellen, du kannst uns dabei „doppelt“ helfen, weil deine Spende tatsächlich verdoppelt wird (spendest du 50,- erhalten wir 100,-). Möglich macht das in diesem Jahr die Bio Company auf der gemeinnützigen Spendenplattform Betterplace.

Konkret wollen wir in der Gartensaison 2022:

  • die größte Saatgut Tauschbörse der Stadt im Kulturpalast organisieren
  • unsere Allmende für Werkzeuge optimieren und erweitern
  • inspirierende Workshops zum Thema Fermentation anbieten
  • in der Alten Gärtnerei Pieschen eine ökologische Toilette für Veranstaltungen bauen

Bei diesen Vorhaben entstehen u.a. Kosten für Material, Raummiete und Honorare (z.B. für Referent*innen & Handwerker*innen). Damit wir das alles auf die Beine stellen können, brauchen wir deine Unterstützung!

  1. Besuche unsere Spendenaktion: www.betterplace.org/p102767
  2. Spende uns dort einen Betrag deiner Wahl (von 5,- bis 200,- €)
  3. Du hast Freund*innen, Bekannte oder Verwandte, die uns bestimmt unterstützen wollen? Erzähle ihnen persönlich davon – greif zum Telefon und erzähle von der Aktion
  4. Du bist in Sozialen Netzwerken aktiv? Poste den direkten Link zu unserer Aktion!

Je mehr Leute davon erfahren, desto besser. Wichtig ist, dass die Spender*innen im Aktionszeitraum spenden – am 1. Dezember geht es los! Die Aktion endet am 31. Dezember oder wenn 10.000 Euro erreicht sind.
Vielen Dank im Namen aller Aktiven des UFER-Projekte Dresden e.V.

Just eat it – A wie Aronia bis Z wie Zierquitte direkt vor der Haustür

Bei unserer Fahrrad-Exkursion durch den essbaren Stadtteil Pieschen wagten wir am 11.09. mal einen Blick über den Gartenzaun. Denn zwischen eigenem Garten und Einkaufsmarkt vergessen wir all zu oft, dass vieles Essbares um uns herum wächst und nur drauf wartet geerntet zu werden.

Auf den Dresdener Stadtgrünflächen lassen sich immer mehr essbare Gehölze finden, deren Früchte wir nach gründlichem Abwaschen unbedenklich genießen können. Volker Cory erklärt uns dazu: In städtischen Böden sollten Wurzeln von Pflanzen eher nicht geerntet werden, da diese am meisten mit den Schadstoffen eventuell kontaminierter Erde in Kontakt kommen, auch Kräuter sind mit Vorsicht zu genießen, da Wurmerkrankungen durch Tierkot übertragen werden können. Früchte jedoch sind genießbar, da Schadstoffe aus dem Boden von den Pflanzen gefiltert werden und nicht in der Frucht ankommen. Die Schadstoffbelastung in der Luft ist im Vergleich zur Zeit der Kohleöfen und fehlender Schadstofffilter so gering, dass sie beim Verzehr von Stadtobst keine große Rolle spielt. Somit eröffnet sich für uns eine ganz neue kulinarische Welt, denn vieles, was hier wächst, findet sich nicht im Supermarkt!

Unser erster Halt führt uns zum Listplatz. Ein unscheinbares Fleckchen, an dem auf den ersten Blick nur eine Wiese mit Sitzgelegenheiten zu sehen ist. Doch ein Gang an den Rand der Fläche lässt unsere Augen strahlen und Volker kommt aus dem Erzählen gar nicht mehr raus: Wir finden riesige Aroniabeeren, aus denen leckerer Saft zubereitet werden kann, zahllose Zierquitten, die als Raumduft, aber auch zur Herstellung von heimischen Zitronensaft genutzt werden können, dazu Schlehen, Wildpflaumen, Walnüsse und uhhhh was ist denn das da? Wie Alien-Eier hängen da die Früchte der Akebie in der Hecke. Volker ermutigt uns vom Fruchtfleisch zu probieren: schmeckt süßlich und ein bisschen nach Gurke.

Weiter gehts zum Gehepark. Dieser wurde erst 2020 angelegt. Bei der Planung wurden die Wünsche der Bürger*innen mit berücksichtigt und ein Gemeinschaftsgarten integriert, dazu etliche Beerensträucher und hinter dem Gebäude des Geh8 eine Kräuterinsel, Weinreben und sogar Gojibeeren (die frisch geerntet fast wie Paprika schmecken). Die Fläche kann von allen Interessierten genutzt werden: Ernten erwünscht! Lediglich die Einzelbeete des Gemeinschaftsgartens sollten in Ruhe gelassen werden.

Unsere Tour führt uns ein Stück an der Elbe entlang, wo wir vom Fahrrad aus Walnussbäume, Brombeeren und Hopfen erspähen. Weiter gehts zum Leisniger Platz, wo wir einer etwas umstrittenen Pflanze begegnen, der Eibe. Eigentlich ist der Strauch komplett giftig, nur die Beeren sind genießbar und schmecken etwas wie Gummibärchen. Doch Achtung: den Kern in der Mitte unbedingt ausspucken. In größeren Mengen ist dieser giftig. Diese Beere ist also nicht für Kinder geeignet. Für mutige Erwachsene mit Hang zum Süßen schon.

Ein paar Schritte weiter finden wir noch eine Kornelkirsche. Die Früchte sind noch nicht ganz reif und sehr sauer, in ein bis zwei Wochen können sie geerntet und leckeres Kornelkirschmus gekocht werden.

Unser letzter Halt ist die Alte Gärtnerei, wo wir abermals vielen essbaren Gehölzen begegnen. Im Schaugarten wachsen alte Sorten und auch exotische Gewächse. Hier sehen wir, welche Gehölze die Klimaveränderungen, die jetzt schon spürbar sind, bewältigen können und welche sogar erst durch verändertes Klima hier wachsen können.

Zum krönenden Abschluss ernten wir noch ein paar Himbeeren, mhhhhh…..

Ofenwunder aus Lehm

Nach einer Woche frühherbstlichen Dauerregens, haben wir tatsächlich einen sonnigen Tag erwischt, an dem ein lang geheegter Gemeinschaftsgartentraum wahr wurde:

Ein Lehmofen für das hechtgrün. Und wir wären nicht die UFER-Projekte, wenn wir uns für diese Bauaktion nicht know-how und wissbegierige Menschen einladen würden!

Der Referent Herr Richter, ein echter Lehmexperte, hat für uns kurz und knackig die Basics zum Lehmbau und zur Ofentechnik heruntergebrochen. Der Großteil des Workshops war sehr praktisch orientiert. Wir hatten ja schließlich das ambitionierte Ziel, das ein fertiger Lehmofen an einem Tag entsteht. Dabei hat jede*r seine ganz einige Motivation – für manche waren es Pizzagelüste, für andere war es die Arbeit mit dem wunderbaren Baustoff Lehm – den Sonntag über durchzuackern, mitgebracht. Doch warum eigentlich mit Lehm bauen? Unsere Referent zeigte uns im Vergleich den Ressourcenverbrauch verschiedener Baustoffe im Vergleich. Beton zum Beispiel muss aufwendig gemischt werden. Lehm hingegen findet sich in vielen regionalen Böden und kann sogar mit den Händen angrührt werden. Praktisch ist auch, dass Lehm wiederverwendet werden kann. Einfach die Brocken von zerstörten Bauwerken wieder mit Wasser einweichen lassen.

Nach dem kleinen theoretischen Ausflug in die Welt der Baustoffe und Funktionsweise von Öfen, machten wir uns dann an die Arbeit. Dank der super Koordination, haben wir uns schnell in unterschiedlichen Arbeitsgruppen wieder gefunden. Es wurden verschiedene Stationen gebildet bei denen in Etappen auf unser gemeines Tagesziel hin gewerkelt wurde. Mittags gab es eine wohlverdiente Pause. Julie hat uns eine köstliche Gemüsesuppe, aus geretteten Lebensmitteln gekocht und uns mit Snacks (Obst, Salate, Kuchen) bei Laune gehalten.

Das Formmuster des Ofens ist übrigens dank der Kettenlinie, die den Durchhang einer an ihren Enden aufgehängten Kette unter dem Einfluss der Schwerkraft beschreibt, entstanden. Diese bildet die statisch sinnvollste Form für Runde Bauwerke. Am Ende hatten wir 850 Kilo Sand und über eine Tonne Lehm verbaut! Der Ofen hat die Perfekte Größe für ein Backofenblech. Jetzt muss er noch 5 Wochen trocknen bevor wir ihn das erste Mal gemeinsam einheizen und unsere Gartenpizza genießen können. All der Schweiß und die Mühe hat sich jetzt schon gelohnt. Der Bauworkshop hat uns als Gruppe zusammen geschweißt und mal wieder gezeigt was man als Gemeinschaft alles schaffen kann.

Wann ist ne Bank ne Bank?

Ich habe großen Respekt vor Werkzeugen und vorm selber bauen. Das hält mich oft davon ab kleine Dinge einfach selbst zu machen. Im Gemeinschaftsgarten oder zu Hause können mit wenigen Handgriffen aber einfach Möbel und Raumlösungen gebaut werden. Beim Workshop mit Chris und Tobias kam die Zeit: Zwei patente Männer nahmen mir liebevoll die Angst vor Kappsägen, großen Brettern, Akkuschraubern & Co.

Wir bauten an diesem sonnigen Samstag 4 Holzbänke nach einer Anleitung des italienischen Designers Enzo Mari. Der leider letztes Jahr verstorbene Do-It-Yourself-Vordenker brachte 1974 das Buch Autoprogettazione heraus in dem es 19 einfache Anleitungen für den Möbelbau zu Hause, ohne viele Geräte gibt. Sein Plädoyer: Möbel ohne viel Schnick Schnack, nachhaltig, robust und einfach zu bauen.

Genau so etwas brauchen wir im Gemeinschaftsgarten. Und so machten wir uns in kleinen Teams an die Arbeit. Chris erklärte uns zu Beginn, worauf es beim bauen mit Holz ankommt. Kleine Überlegungen können da oft großes bewirken. Das Mantra des Tages: Vorbohren und Leimen! Sehr schnell ging es in die Praxis über und wir nahmen Maße, philosophierten über die perfekte Breite und Ergonomie einer Bank und fingen an zu sägen – mit Japansägen und Fuchsschwänzen, die je ihre eigene Funktionsweise haben. Auch große Geräte kamen zum Einstatz und so hielt ich plötzlich eine Handkreissäge in der Hand. Mit der richtigen Körperhaltung und etwas Selbsbewusstsein ein Kinderspiel. Auch die Kappsäge ist leicht zu bedienen. Innerhalb weniger Stunden hatten wir dann gemessen, gesägt, vorgebohrt, zusammengepuzzelt, nochmal umgeplant, geleimt, geschraubt, geschliffen….

Und siehe da, zum Nachmittag hatten wir, stolz wie Bolle, 4 wunderschöne Bänke unter unseren Pos und dazu noch ne ganze Menge gelernt.

Wenn ihr mal probesitzen wollt, kommt gern in die Alte Gärtnerei, zu Veranstaltungen, Workshops oder Sonntags zum Café der Wilden Flora!

Let’s try – Workshops 2021

Mit großem Taaataaa und Paukenschlag kündigen wir euch unsere diesjährigen UFER-Workshops an! Wir haben tolle Referent*innen gefunden und euch einen bunten Themen-Blumenstrauß gebunden:

Es ist für alle was dabei: Du radelst gern? – Komm mit auf unser Tour durch die Essbare Stadt! Du baust lieber? – Wir zeigen dir wie Holzmöbel, Lehmöfen oder Solarstromanlagen mit einfachen Mitteln konstruiert werden können. Du bist eher kulinarisch unterwegs? – In unserer offenen Küche gibt es die Herstellung allerhand Köstlichkeiten zu erlernen. Von Apfelsaft über Fruchwein bis hin zu Koji ist alles dabei. Du willst einfach nur Gärtnern? – Kein Problem! Mit unseren Workshops zu Kreisläufen im Garten und Volkers Gartentipps geben wir euch das Handwerkszeug für naturnahes Gärtnern mit. Du interessierst dich mehr für die Meta-Ebene? – Dann komm zum Permakultur-Kurs oder lerne mehr über dein Wirken in der ökologischen Krise.

Wir sind überzeugt: mit den richtigen Skills können wir den Weg zu einer enkeltauglichen Gesellschaft gemeinsam gehen!

Aber …! Natürlich macht die Pandemie vor unseren Gartentoren nicht halt und wir müssen uns dieses Jahr in Flexibilität üben. Wir haben alle Termine festgelegt und sie werden draußen mit ausreichend Abstand und Hygienekonzept stattfinden, wenn die Bestimmungen es erlauben. Deswegen wird die Anmeldung dieses Jahr erst drei Wochen vor dem jeweiligen Workshop freigeschaltet. Wir behalten uns vor, die Workshops zu verschieben, auf ein Online-Format umzuplanen oder gar abzusagen, wenn ein Veranstaltungsverbot besteht.

Da die Nachfrage an Workshops sehr groß ist, haben wir uns dieses Jahr entschieden, auch Workshops anzubieten die nicht durch eine Förderung getragen werden, sondern sich durch Teilnahmegebühren finanzieren.
Dabei wollen wir niemanden außen vor lassen und haben ein solidarisches Preissystem entwickelt, bei dem ihr zwischen drei Preisen wählen könnt.

Aktuelle Infos findet Ihr auf unserer Website.
Bei konkreten Fragen zu den Workshops wendet euch gern an die jeweilige Kontaktperson der einzelnen Veranstaltung!
Bei allgemeinen Fragen oder Hinweisen an email hidden; JavaScript is required

Drückt die Daumen und haltet die Sonnenhüte bereit. Wir sehen uns hoffentlich ganz bald!

If it’s not fun it is not sustainable!

Seht ihr dieses schöne Bild von Menschen die unbeschwert zusammen im Garten sitzen? Das ist gar nicht so lange her und das wird ganz bald wieder so sein! Bis dahin nutzen wir diese verrückte Zeit, um uns in neuen Formaten auszuprobieren und so gab es am 20.03. erstmals in der UFER-Workshop Geschichte ein Online Seminar. Pünktlich zum Saisonstart widmeten wir uns dem spannenden Thema der Selbstorganisation in Gruppen.

Gemeinschaftsgärten – das Wort setzt sich zusammen aus zwei spannenden Themen: zum einen das Gärtnern an sich. Für viele von uns gerade Ruhepol, Ausgleich und Ausdruck von Selbstwirksamkeit. Wenn schon die ganze Welt verrückt spielt – meine Radieschen wachsen trotzdem! Gärtnern mehrere Menschen auf einer Fläche stellt sich schnell raus, dass es viele Herangehensweisen gibt – die unter einen Hut zu bringen ist nicht immer einfach.

Zum anderen die Gemeinschaft. Viele von uns sind es nicht gewohnt in Gruppen ohne Chef*in gemeinsam Entscheidungen zu treffen und Abläufe zu organisieren. In Gemeinschaftsgärten ist das aber oft der einzige Weg die anfallende Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen und gemeinsam Großartiges entstehen zu lassen.

Jede Person bringt ihre ganz eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrungen und Vorgeschichten mit. Die Kunst ist es aus dieser Vielfalt eine funktionierende Schwarmintelligenz zu machen, in der jede Person sich entfalten kann und doch alle an einem Strang ziehen. So üben wir im Kleinen (im Garten), was wir uns für eine demokratische Gesellschaft und resiliente Zukunft wünschen.

Wie das funktionieren kann und welche Werkzeuge wir dazu benötigen, erarbeiteten wir gemeinsam mit Adrian Sina Vollmer, der sich bestens mit selbstorganisierten Gruppen auskennt.

In einer Mischung aus Erfahrungsaustausch, Übungen und Theorien zu Selbstorganisation verbrachten wir einen bereichernden Tag, der uns sogar zwischenzeitlich fast vergessen ließ, dass wir gar nicht zusammen in einem Raum, sondern vor dem Laptop sitzen.

Wir übten uns in Perspektivwechsel, Empathie, Methodenwahl und Plenumsgestaltung und vor allem darin Wege zu finden, wie bei all dem der Spaß nicht zu kurz kommt. “If it’s not fun, it is not sustainable” ist ein wichtiger Leitsatz für selbstorganisierte Gruppen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Gemeinschaftsgärtnern für die allermeisten von uns Freizeit ist :)

Ein paar von Adrains Weisheiten, Übersichten und Übungen aus dem Seminar haben wir euch in einem Handout aufbereitet. Schaut gern mal rein.

Und wenn euch das nicht reicht, besucht gern Sinas spannende, weiterführende Kurse.

Bundesfreiwilligendienst bei UFER!

Bei den UFER-Projekten sind regelmäßig Stellen im Bundesfreiwilligendienst frei.

Du willst aktiv werden für eine lebendige Stadtnatur und im Austausch mit motivierten Mitmenschen? Gemeinschaftliches Tun und Bildung für Nachhaltige Entwicklung liegen dir am Herzen? Du hast mindestens 12 Monate Zeit? Dann bewirb dich bei uns! Mehr zum BFD findest Du hier.

Die Details und Kontaktinfos findest Du in hier bei den jeweiligen Schwerpunkten. Du kannst jederzeit anfragen, es ist oft eine Stelle frei!

Dein charmantes UFER-Team!

Viel los im Mandala-Beet 2020

Im Gemeinschaftsgarten Johannstadt gärtnern wir ja bekanntlich als Laien-Gärtner. Hier werden so einige Einzelbeete und ein großes Gemeinschaftsbeet betreut. Unser Gemeinschaftsbeet wurde 2012 als Rundbeet in der Form eines Mandalas gestaltet. Hier pflanzen, pflegen und hegen mehrere Gärtner gemeinsam. Auch die Ernte wird untereinander solidarisch geteilt. Acht gewundene Beetzungen wechseln sich mit dazwischen liegenden Wegen ab. Frisch gehäckselte Baumschnittreste konnten wir dieses Frühjahr auf diesen Wegen verteilen. Für kurze Zeit lief es sich darauf, wie auf einem weichen Teppich. Wunderbar!

Auch in diesem Frühling trafen sich begeisterte Gärtner, um sich für einen gemeinsamen, ungefähren Pflanzplan abzusprechen und auf diesem Stückchen Erde „auszutoben“. Dieses Jahr rief jemand die Idee ins Leben, jede Beetzunge im Zweierteam zu bewirtschaften. Dieses Vorhaben stellte sich als gut heraus, vor allem für kleinere Absprachen. Auch gärtnert es sich lebendiger, wenn man zu zweit ein Stück Beet bearbeitet – Ideen kommen besser ins Sprudeln.

Ernteerfolg oder -misserfolg lässt sich natürlich nicht hervorprogrammieren – auch wenn wir versuchten, die Pflanzen in Mischkultur auszubringen. Der Mai diesen Jahres schenkte uns noch so manchen Regen, auch war der Juni noch nicht so super-heiß. Doch im Juli und August kamen nur wenige Tropfen vom Himmel.

Was haben wir auf dem Mandala-Beet angebaut? Im zeitigen Frühling erblickten auch dieses Jahr die ersten, zarten Blätter vom Feldsalat das Sonnenlicht. Die nächsten Salatblätter, diesmal herzhaft schärfer, bringt der Rukola hervor – bis in den Herbst können wir diesen unentwegt ernten. Die zahlreichen Erdbeerpflanzen wuchsen auf zwei verschiedenen Beetzungen: wieder etwas ausgelichtet, brachten sie im Frühsommer zuckersüße Früchte hervor. Vereinzelt schauten nach und nach Knoblauchpflanzen hervor, die wohl im Herbst zuvor jemand gesteckt hatte. Auf einem anderen Beetstück wurden im späten April Kartoffeln (Sorte Gala) gelegt – der Beetform nachempfunden bildeten sie zusammen ein Dreieck. In der Mitte durften Unkräuter gedeihen. Hier erwies es sich als sehr praktisch, dass eine Fuhre Erde, von der Stadt Dresden kostenfrei erbeten, zur Verfügung stand. Zwei Mal wurde Erde pyramidenförmig angehäufelt.

Weiterhin wuchsen kräftige Bohnen, manch große Zucchinies, Gurken, vollmundig aromatische Tomaten in verschiedensten Sorten, Mangold, Fenchel (Gewürz- und Knollenfenchel), Paprika und roter Pflücksalat. Zwischen den Gemüsepflanzen blühten abschnittweise Borretsch, Ringelblumen und Schmuckkörbchen vom Vorjahr. Ringelblumen bewusst neben Tomaten gesetzt sollen laut einem Mischkulturenbuch Schädlinge wunderbar abwehren. Ich glaube, es hat funktioniert. Noch bis in den Herbst hinein schenkten uns diese Tomatenpflanzen, frei von Braunfäule oder lästigen Krabbeltierchen, köstliche Tomätchen! Jetzt im Dezember trägt der Rosenkohl stolz seine kleinen Früchte.

Eine Beetzunge blieb dieses Jahr unbewirtschaftet – doch von „Unnutz“ konnte nicht die Rede sein. Hier wurde Bodenverbesserung betrieben. Nach und nach wurden Kompostreste direkt untergearbeitet. Die leckeren Knollen vom Topinambur ernten wir wieder im Dezember – dieser blüht auf dem Mandala-Beet als Dauergast. Eine tolle Beigabe in Eintöpfen! Daneben das ca. 1,30 m hohe Feigenbäumchen brachte wohl an die 10 Feigen hervor. Nicht alle werden in unserer Gegend reif. Imposant Anzusehen sind sie allemal! Am Beetrand überraschten uns erneut die Königskerzen, die bis zweit Meter in die Höhe kletterten. Sie spendeten manchen Gemüsepflanzen Schatten; ihre Wurzeln hielten das wenige Wasser beisammen.

Im späten Herbst lag das Mandala-Beet immer noch nicht brach. Kohlpflanzen gedeihen hervorragend, frischer Mangold weiterhin und an einigen Stellen wurde Senfsaat ausgesät. U.a. lockern dessen tiefe Wurzeln bedeckten wir das Gemeinschaftsbeet und unsere Einzelbeete mit Laub – auch diese Maßnahme ist eine direkte Zugabe von neuen Bodennährstoffen.

Lilly

Ausgezeichnet, ausgezeichnet.

Denn biologische Vielfalt geht uns alle an
Eigentlich könnte die passende Überschrift auch lauten: »Vermummte Gemeinschaftsgärtner*innen stürmen das Rathaus, um auf den Wert biologischer Vielfalt aufmerksam zu machen!«
Aber in den letzten Monaten ist der Anblick von Masken so zur Normalität geworden, dass uns auch eine Preisverleihung unter besonderen Umständen nicht mehr schockt. Wir freuen uns um so mehr, dass wir gerade jetzt in diesen turbulenten Zeiten mit unseren Gemeinschaftsgärten für unsere Arbeit ausgezeichnet werden.

Rachel Carson mahnte schon vor fast 60 Jahren vor dem stummen Frühling und trotzdem beobachten wir gerade ein rasantes Artensterben, zum größten Teil ausgelöst durch den Menschen. Doch wir hängen von unserer Mitwelt ab. Nahrung, Möbel, Luft zum Atmen und vieles mehr sind Ökosystemdienstleistungen der Natur. Zerstören wir sie (z.B. durch industrielle Landwirtschaft, Übernutzung, Abholzung oder Verdichtung der Städte), so zerstören wir auch unsere Lebensgrundlage.

Deswegen üben wir uns in den Gemeinschaftsgärten in Vielfalt. Wir schaffen vielfältige Biotope (beliebt sind vor allem Totholzhecken, Teiche und Blühwiesen), die als Rückzugsraum für viele Lebewesen in der verdichteten Stadt dienen. Doch richten wir unser Augenmerk auch auf Sortenvielfalt im Obst und Gemüseanbau. Nichts mit Monokultur: in Gemeinschaftsgärten wird die Vielfalt gefeiert. Zur jährlichen Saatguttauschbörse im März tauschen wir selbstgezogenes, samenfestes Saatgut aus, wir holen alte und heimische Arten wieder in den Garten zurück. Ganz zu schweigen von der Vielfalt an Menschen und Ideen die sich hier versammeln und bunte, lebendige Orte des Miteinanders schaffen.

Wir wünschen uns, dass auch in weiteren Bereichen wie Stadtparks, Landwirtschaftlichen Betrieben, Restaurants, Geschäften und Gärtnereien nicht nur Ertrag und Funktionalität im Fokus stehen, sondern auch der Schutz unserer wertvollsten Ressource: der biologischen Vielfalt. Sie lässt uns sicher durch Krisen gehen, auch in trockenen Sommern Ernte einbringen, macht den Alltag etwas bunter und weit exportierte Lebensmittel unnötig, denn die kulinarischen Highlights stehen úm die Ecke.

Mehr zum Preis hier.

Ein neues Banner für den Gemeinschaftsgarten Johannstadt

Mit viel Spaß und Fantasie entstand gemeinsam ein besonderes Kunstwerk

Ich war sehr froh, dass ich es in diesem Jahr endlich wahr gemacht und mich im Gemeinschaftsgarten Johannstadt angemeldet habe und ich war dankbar, dass es trotz Corona mit all den Vorschriften überhaupt möglich war. Angesichts der Vielfalt dessen, was im Garten wächst und krabbelt, kam mir der Spruch von Albert Schweizer wieder in den Sinn: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Das kann durchaus auch manchmal als Herausforderung verstanden werden: Wenn Schnecken, Ameisen oder andere Mitbewohner und auch Gäste es auf die sorgsam gehegten Pflanzen abgesehen haben. Ich hatte ein leeres Meshbanner übrig und lud meine Mitgärtner*innen zur gemeinsamen Malsession ein. In vier Treffen haben wir unserer Fantasie freien Lauf gelassen, ob mit Pinsel oder Stempeltechnik oder mit eigenen Händen und Füßen, wer sich traute mitzumachen, hatte Spaß: Marcos, Familie Eichelbaum mit Papa Norman, Mama Theresa und Sohn Jan, der mit Ganzkörpereinsatz malte, Nele, Lilly und ich waren dabei. Neugierige Tiere wie drei kleine Igel schauten zu und boten sich als „Modelle“ an. Wenn wir den Garten winterfest machen, ist Gelegenheit, das fertige Banner zwischen den Bäumen aufzuhängen.

 Philine

Hättekönntewürde – eine Eröffnungssause in unseren Köpfen

Eigentlich hattten wir euch heute, am 9. Mai, zu unserem fröhlichen Eröffnungsfest eingeladen: Koko macht die Pforten auf, um die Nachbarschaft in der Offenen Küche zu begrüßen!

Leider dürfen wir uns alle gerade nicht allzu nahe kommen. Bis ihr also Koko so richtig kennenlernen und schmecken könnt, verbleibt uns nur die Phantasie. Lest also hier unseren fiktiven Bericht einer tollen Feier, wie wir sie uns hätte sein können:

Ein voller Bauch, ein volles Herz, ein voller Erfolg – Koko feiert große Eröffnung mit euch!

9. Mai, unsere Tore sind weit geöffnet, um Pieschen und die Welt in der Heidestraße willkommen zu heißen. Schon am Vormittag haben wir uns zu einem Planungstreff zusammengesetzt, um Ideen für die neue Küche zusammen zu tragen: Was kann hier alles passieren? Wer ist mit dabei? Was machen wir zur „offenen Küchenzeit“, und an welchem Tag ist die? Wer kann welche Fähigkeiten mit einbringen? Wir haben uns angelächelt, beschnuppert, diskutiert und nebenbei auch mal was genascht. Heimlich, von den Dingen, die eigentlich für die große Feier am Abend bereitgestellt waren. Psst.

Ja, der ganze Tag – ein rauschendes Fest! Dreiundsiebzig Menschen waren da, die kürzeste Anreise vom Nachbarhaus, die weiteste aus Zagreb. Die jüngste, Jamila, 2 Monate, die älteste, Helena, 92 Jahre alt. Neue wie auch bekannte Gesichter sind uns begegnet, fleißige Helfer*innen und interessierte Anwohner*innen liefen sich auf der Terrasse über den Weg. Und da sich über Küchen am besten mit einem vollen Bauch reden lässt, haben wir uns den richtig vollgeschlagen: auf dem Marmeladen-Sofa (wie andächtig und liebevoll Hellmut dieses Brot mit der Fruchtpaste veredelt – wir hätten ewig zuschauen können!) oder an der Bar mit spritzig-frischen Ferment-Drinks, am besten im Klappstuhl genossen. Mit fettigen und glücklichen Händen haben wir unsere Zähne in einen vegetarischen Burger versenkt, an dem alles fermentiert ist – Sauerteig-Brötchen von Ehrli, Kimchi von Vanessa, Käse, Chili-Sauce von Gregor, … hmm! Und während wir die Brennnesselsuppe schlürften, haben wir (mit Grünzeug zwischen den Zähnen) einem Fremden unser Lieblingsrezept verraten. Auf dem Strohballenspielplatz ist eine wilde Schar Kinder rumgekugelt, mit viel Spaß, wenig Tränen und die Schlüsselbeine sind auch alle ganz geblieben. Auch die Kleinsten wurden satt, obwohl die Brennnesselsuppe bei den jungen Gästen nicht ganz so gut ankam wie die Limo von der Ferment-Bar. Satt und zufrieden auf der Terrasse fläzend haben wir dann den total unprätentiösen und doch gekonnten Gitarrenklängen von Falk gelauscht. Knuffige Lampions erleuchteten unsere frisch eingerichtete Küche, während draußen die ersten Sterne hervorgekamen.

Nur dieses eine Marmeladenmesser, das mit einem lauten Klonk! vom Tisch und aufs Sofa gefallen ist und dabei kleine rote Flecken um sich warf, hat uns aus unseren Gedanken gerissen. Was für ein schöner Abend es gewesen wäre!

Und keine*r fragt sich mehr: Wofür steht eigentlich Koko?

PS: Und keine Angst, sobald Veranstaltungen wieder möglich sind, werden wir euch zur Eröffnung einladen – wir sind gespannt wann das ist und wie sie wird!

Eine gefüllte Vorratskammer ist unser »Capital«!

Wer aufmerksam durch die Heidestraße gegangen ist diese Woche, dem ist vielleicht aufgefallen, das sich etwas verändert hat. Auf der Fläche der »Alten Gärtnerei« ist ein riesiger Bauklotz gelandet. Aber da er dunkelgrün ist, fällt er tatsächlich gar nicht so stark auf.
Aber stark ist er: ein zwölf Meter langer Übersee-Container mit drei Tonnen Kampfgewicht. An den Roststellen kann man sehen, dass er schon einige Jahre über die Weltmeere gekreuzt ist, um uns Schokolade und andere Dinge vom andern Ende der Welt zu bringen. »Seoul« steht handschriftlich auf einer Seite, und auch einige Schriftzeichen, die koreanisch sein könnten (falls mal jemand übersetzen kann, würden wir uns sehr freuen).
Auf der Stirnseite steht »Capital« – und so sehen wir es: die Küche mit den umliegenden Anbauflächen ist unser Kapital: ein Ort, wo wir die Schätze des Sommers für den Winter haltbar machen können und uns so Schritt für Schritt wieder unabhängiger machen können von weltweiten kapitalistischen Warenströmen – sodass weniger Containerschiffe fahren und viele weitere Umnutzungsprojekte damit entstehen können (z.B. wie das PLATZprojekt in Hannover).

Der Container hat von fähigen Menschen eine Sechs-Meter-Schiebetür eingebaut bekommen. Es wirkt fast wie eine Bühne: »Schiebetür auf, die Kochshow kann beginnen!« – Aber wartet, nicht so schnell. Erst müssen wir noch die Wände streichen, Boden verlegen, Terrasse bauen, Küche reinbauen, Überdachung, Küchenkräuter …

Wer Lust hat mitzuhelfen, darf sich gern melden: email hidden; JavaScript is required


Foto Rückblick 2019

… Einblick in unser Gartenjahr im Wurzelwerk

Samenfeste Gemüsesorten – auf den Spuren von Daucus carota und Beta vulgaris

Da liegen sie vor uns auf zwei langen Tischen: Möhren und Rüben in verschiedensten Formen und Farben, geputzte pralle Körper, das Laub noch schön gekämmt, schließlich stehen sie an diesem Vormittag im Pieschener Gemeinschaftsgarten „Wurzelwerk“ im Mittelpunkt des Geschehens. Im Rahmen des 11. Umundu-Festivals für nachhaltige Entwicklung hatte der Garten zu einem zweistündigen Workshop zum Thema „neue und alte samenfeste Gemüsesorten“ eingeladen. Trotz Dauerregens und ungemütlicher Temperaturen drängen sich schnell 12 neugierige TeilnehmerInnen um den „Laufsteg der Knollen“. Lisa Ennen, Gärtnerin der solidarischen Landwirtschaft „deinHof“ in Radebeul, nimmt uns mit auf eine Reise, auf der wir lernen, dass Möhre nicht gleich Möhre ist und welche Schätze es unter den alten Gemüsesorten zu entdecken gibt.

Als Einstieg üben wir uns im Beschreiben der Verschiedenheiten der vor uns liegenden Möhrensorten: Da gibt es die Exemplare mit üppigem, langem Krautwuchs, während andere eher eine lichte Kurzhaarfrisur bevorzugen. Neben der klassischen orangroten Möhre, sind auch weiße und gelbe Exemplare vertreten. Wer glaubte, dass die Möhrenwurzel halt einfach „lang und gerade“ ist, wurde eines besseren belehrt: es gibt kegelförmige, zylindrische und kugelige Möhren. Manche haben eine markant ausgeprägte breite Schulter, andere verzichten auf diese Äußerlichkeit. Einige haben eine glatte, gut schälbare Oberfläche, andere stehen zu ihren Falten, Furchen und wild wachsenden Wurzelhaaren. Aber immerhin sind alle Exemplare hier auf dem Tisch ganz klar als Möhre,bzw. für die Botaniker unter uns als Daucus carota erkennbar. Ganz anderes sieht es da auf dem Nachbartisch aus: die rote Bete erkennen wir alle, aber was sind diese gelben und weißen Knolle daneben? Und wieso liegen da die Mangoldpflanzen so vertraut kuschelnd neben der roten Bete? „Alles eine Pflanzenart“, erklärt Lisa Ennen den staunenden Teilnehmern, „alles Beta vulgaris („Rübe“), nur eben verschiedene Sorten.“

In einem kompakten Theorieteil erfahren wir von Lisa mehr zur Geschichte der Gemüsesorten und der Pflanzenzüchtung. Durch Selektion und Kreuzung wurde eine unglaubliche Vielfalt an Sorten geschaffen, lange bevor chemische Verfahren und Gentechnik in die Pflanzenzüchtung einzogen. Eine wissenschaftliche Literatur- und Datenbankrecherche belegt für Deutschland im Zeitraum von 1836 bis 1956 die Existenz von 6998 Gemüsesorten bei 104 Gemüsearten, das heißt im Durchschnitt 67 (!) Sorten pro Art (https://pgrdeu.genres.de/rlistgemuese). Die schlechte Nachricht kann uns Lisa allerdings nicht ersparen: 75% dieser alten Gemüsesorten sind verschollen und von den noch existierenden steht ein Großteil auf der „Roten Liste der gefährdeten einheimischen Gemüsepflanzen“. Ab Mitte des 20 Jahrhundert wurde die Pflanzenzüchtung immer stärker auf die industrielle Agrarproduktion ausgerichtet. Nicht Vielfalt, sondern Einheitlichkeit, hoher Ertrag und die Eignung für die maschinelle Produktion und Verarbeitung stehen seitdem im Vordergrund. Hybridsorten erfüllen diese Kriterien und werden nicht nur im konventionellen, sondern auch im ökologischen Gemüseanbau standardmäßig eingesetzt. Hybrid-Sorten sind Pflanzen, die aus zwei genetisch unterschiedlichen, aber reinerbigen Elternpflanzen (Inzucht-Stammlinien) gezüchtet werden. Durch den sogenannten Heterosiseffekt sind die Tochterpflanzen (oft mit „F1“ gekennzeichnet) den Elternpflanzen deutlich in Wüchsigkeit und Ertrag überlegen. Allerdings lassen sich Hybridsorten nicht weitervermehren, sie sind nicht samenfest. Schon in der nächsten Generation spalten sich die äußerlich einheitlichen Kulturen wieder in eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenformen auf. Landwirte und Gärtner sind dadurch gezwungen, immer wieder neues Hybrid-Saatgut zu kaufen, statt selbst Saatgut zu vermehren. Hinzu kommt, dass das meiste Hybrid-Saatgut von wenigen großen, weltweit agierenden Agrarkonzernen vertrieben wird.

Jetzt schauen die Workshopteilnehmer etwas deprimiert, aber Lisa berichtet schnell von hoffnungsvollen Gegenbewegungen: Kultursaat e.V. züchtet neue samenfeste Gemüsesorten die auch für größere Betriebe geeignet sind und vor allem viel Wert auf einen guten Geschmack legen. Die Bingenheimer Saatgut AG, Reinsaat und Sativa verkaufen ausschließlich neue und bewährte samenfeste Sorten. Und der VERN e.V. setzt sich für den Erhalt alter, samenfester Nutzpflanzen ein und vernetzt Betriebe und Privatpersonen, die alte Sorten anbauen und vermehren. Auch die solidarische Landwirtschaft deinHof baut auf ihren Flächen in Radebeul ausschließlich samenfeste Gemüsesorten an beteiligt sich an Versuchen zum Anbau alter Sorten und zur Entwicklung neuer samenfester Sorten. Dass sich dieser Aufwand unbedingt lohnt, wird jedem Workshopteilnehmer spätestens bei der abschließenden Verkostung der von Lisa mitgebrachten Möhren und Beten klar. Diese Geschmacksvielfalt! Wie Weinkenner stehen wir da und riechen, malmen, schmecken, schlucken, suchen nach Worten, um das Gefühl am Gaumen zu beschreiben. Angefüllt mit neuem Wissen, vielfältigen Sinneseindrücken und einem Exemplar unserer jeweiligen Lieblingsmöhre oder bete begeben wir uns nach zwei bereichernden Stunden auf den Weg nach Hause. Im nächsten Jahr wird dann ganz sicher so manche alte oder neue Sorte in unseren Gärten und auf unseren Balkonen einen Platz finden.

Anja Wünsch