Passend zum immer feuchter werdenden Wetter haben wir uns letzte Woche im Workshop daran gemacht, unsere Holzmöbel vor Nässe und Witterung zu schützen.
Tobias Kaiser, begeisterter Holzhandwerker von der Manufaktur Hellerau, erzählte uns alles, was wir schon immer über natürlichen Holzschutz im Außenbereich wissen wollten – oder noch nie wussten, dass wir es wissen wollten, aber trotzdem spannend fanden :-)
Er erklärte uns vier verschiedene Grundansätze des Holzschutzes: Den natürlichen, den physikalischen, den chemischen und den thermischen. Ich versuche, euch das wichtigste hier wiederzugeben, weil ich mir natürlich nicht alles von Tobias’ weitreichendem Wissen merken konnte:
Natürlicher Holzschutz bedeutet, dass man zum Bauen im Außenbereich, am besten Hölzer verwendet, die von sich aus lange halten, weil sie Stoffe enthalten, die sie gut vor Witterungseinflüssen schützen. Dazu gehören Eiche (kann auch jahrhundertelang im Wasser stehen und Bauwerke tragen – siehe z.B. Speicherstadt in Hamburg), Ahorn (v.a. für Tische), Esche (v.a. für Werkzeugstiele), Robinie (da sie nicht gerade wächst, gibt es sie kaum als rechteckiges Sägeholz, sondern sie wird vor allem in ihrer natürlichen Form verwendet – siehe z.B. Gemeinschaftsgarten Johannstadt) und Lärche (v.a. als Konstruktionsholz, also lasttragend in Gebäuden, oder für Holzschindeln, mit denen man Dächer decken kann, ohne sie noch weiter behandeln zu müssen).
Zum physikalischen Holzschutz gehört zum Beispiel, dass man Bauwerke, die lange halten sollen, so baut, dass das Holz weitgehend vor Spritzwasser geschützt ist: deshalb haben Häuser unten einen Steinsockel und oben einen Dachüberstand. Wegen solcher baulichen Überlegungen spricht man hier auch vom konstruktiven Holzschutz. Dazu gehört auch, dass Holz, das Wasser abbekommt, möglichst stark geneigt ist, damit es schnell abläuft. Außerdem geht es aus physikalischer Sicht darum, das Sonnenlicht, v.a. die UV-Strahlung zu reflektieren, da sie Holz mit der Zeit verwittern lässt. Das macht man vor allem mit Holzöl und (möglichst hellen) Farben.
Chemischer Holzschutz kann, wie der Begriff vermuten lässt, einerseits Chemiekeulen umfassen, die alles, was gerne im Holz leben möchte (Insekten, Pilze, Schwämme, Flechten usw.) abtötet. Um Holz umweltfreundlich zu schützen und keinen Sondermüll zu erzeugen, benutzen wir die natürlich lieber nicht (bei manchen Bauwerken können sie sich aber lohnen, um sie nicht komplett abreißen zu müssen). Eine uralte natürliche Form des chemischen Holzschutzes ist das Ankohlen. Um z.B. Pfähle, die man in die Erde stecken möchte, haltbarer zu machen, kann man sie im Feuer soweit ankohlen, dass sie (nicht schwarz sondern) dunkelbraun werden. Dabei verringert sich der Wassergehalt, Nährstoffe, die für Kleinslebewesen interessant sein könnten, werden verbrannt die Struktur wird weniger wasserleitfähig. Auch eine natürliche Leinölfirnis ist ein bisschen chemischer Holzschutz, weil sie Gerüche verändert und die Oberflächenzusammensetzung schwieriger zum Anknabbern macht. Eine interessante Methode, die eher selten eine Rolle spielt, ist, auf natürliche Weise Holzwürmer aus alten Möbeln zu bekommen: Dafür legt man Eicheln ins Möbelstück, die einen für Holzwürmer unwiderstehlichen Geruch ausströmen. Sie kriechen dann in die Eicheln und nach ein paar Tagen kann man die einfach draußen entsorgen.
Und thermischer Holzschutz bedeutet, dass man Hölzer, Möbel oder Bauwerksteile entweder stark erhitzen, oder stark abkühlen kann. Das macht man, um Lebewesen, die das Holz zersetzen, abzutöten. Je nachdem, wie groß das ganze ist (eine Treppenstufe, ein Stuhl, oder eine Wand) gibt es dafür natürlich sehr unterschiedliche Möglichkeiten: Eine Kühltruhe, den Ofen, die Mikrowelle, einen Heißluftföhn, ein Hitzezelt, Wandheizgeräte, oder riesige Bau-Hitzestrahler. Temperaturen über 62°C töten die allermeisten Lebewesen ab, die dem Holz schädlich werden können. Kälte überleben viele besser, aber gegen manche hilft sie trotzdem.
Holzschutz mit Leinölfirnis
Das wichtigste Mittel für ökologischen unserer Holzmöbel im Außenbereich ist die Leinölfirnis. Sie wird schon seit Jahrtausenden angewandt, weil sie einfach herzustellen und ökologisch unschädlich ist. Kurz gesagt, wird nach der ersten Leinpressung, bei der das gesunde Leinöl zum Essen entsteht, ein zweites Mal gepresst. Unter Einsatz von Hitze kommt hier noch mehr raus und dieses Restöl ist dann für den Holzschutz geeignet. Es hat die Eigenschaft, bei Luftkontakt auszuhärten und damit eine Schutzschicht gegen Wasser, teilweise Sonnenlicht, Insekten, Bewuchs und Schläge zu bilden. Dazu wird es mit Verdünnern (Terpentin, Ethanol oder ähnliche) gemischt, damit es tiefer ins Holz einzieht. Dazu können evtl. noch weitere Öle oder Wachse kommen, die es besonders fest werden lassen.
Wenn man das ganze noch farbig werden lassen möchte, kann man natürliche Pigmente (meist aus Lehm) oder andere Farben dazumischen, die sich mit Öl verbinden. Ein regionales Beispiel ist das Pigment Lausitzer Ocker, das genau wie Leinöl also von gar nicht weit her kommen muss. Wenn etwa 5-50% Pigmente oder flüssige Farbe im Öl sind, spricht man von einer Lasur, bei über 50% Anteil dann von einer Holzfarbe. Aus ökologischer Hinsicht abzuraten ist von Lacken, da sie meistens umweltschädliche Stoffe enthalten und irgendwann abbröseln und so im Boden oder in Gewässern landen.
Um die Leinölfirnis gut auftragen und damit die Holzoberfläche möglichst stark versiegeln zu können, muss die Oberfläche vorher glatt geschliffen werden. Je nachdem, wie viel Wasser das Holz aushalten muss und je länger es halten soll, umso feiner sollte man es schleifen. Eine Küchenarbeitsplatte wird zum Beispiel mehrfach abwechselnd geschliffen und geölt, bis sie richtig glatt und fest ist. Für unsere selbstgebauten Gartensitzmöbel reicht uns ein Schliff mit einer relativ groben Körnung, z.B. 60 oder 80.
Als wir das geschafft hatten, trugen wir die Ölfirnis mit Pinseln und Farbrollen auf. Nach ungefähr 20 oder 30 Minuten Wartezeit nimmt man mit einem Lappen das überschüssige Öl ab, das nicht eingezogen ist, sonst wird die Überfläche klebrig.
Achtung: mit Leinöl getränkte Lappen können sich, wenn sie zusammengeknüllt sind, selbstentzünden. Hängt sie hinterher immer gut ausgebreitet auf (am besten draußen), damit sie trocknen können. Einen Tag später sollten sie dann ungefährlich sein. So könnt ihr sie später wiederverwenden, oder zum Anzünden von Ofen oder Lagerfeuer benutzen.
In einem zweiten Anstrich nach einem weiteren Theorieblock (oder wenn ihr es nachmacht, nach einer Wartezeit von mindestens einer weiteren Stunde) trugen wir dann Lasuren oder Farbanstriche auf. So entstanden diese wunderbar ökologisch geschützten bunten Holzstühle:
Übrigens funktioniert Leinölfirnis auch zum Auftragen auf Gartengeräte aus Metall und schützt sie vor Rost und Kratzern. Und auch um natürliche Textilien wasserabweisend, oder sogar wasserdicht zu machen, kann man Öle und Wachse verwenden. Wenn ihr z.B. eine wasserdichte Abdeckung im Garten braucht und keine Plastikgewebeplane verwenden möchtet, weil sie nach ein paar Jahren in Schnippsel zerfällt und im Wind Geräusche macht, könnt ihr auch eine alte Plane aus dickem Baumwollstoff nehmen (gibt es gebraucht vor allem aus alten Armeebeständen) und mit Leinölfirnis einpinseln. So wird sie wasserdicht und nach ein paar Tagen Trocknungszeit ist sie auch nicht mehr ölig. Für Kleidung funktioniert das so ähnlich, aber dazu vielleicht in einem späteren Workshop mal mehr.
Noch ein wichtiger Tipp: Wenn ihr Ölfirnis kaufen möchtet, lasst euch bitte nicht von Produktbezeichnungen wie “Holzöl” oder “Holzlasur” ablenken. Darin sind meistens alle möglichen nicht sehr ökologischen Zusatzstoffe enthalten. Schaut am besten nach “Leinölfirnis”.
Danke an Tobias für all das Wissen und die kleinen Leinölfirnis-Geschenke am Ende und an alle Teilnehmenden für den fleißigen Schutz unserer Stühle!