Die Ernte der Saison

Wir blicken zurück auf eine wunderbare dritte Saison in der Alten Gärtnerei – und das war die erste ohne Pandemie!

Pflanzen – um am Ende des Jahres einen gut gefüllten Erntekorb zu haben, muss zuerst gepflanzt werden.

Im Folientunnel hat unser Gartenbauteam mit Hilfe von vielen Freiwilligen vielfältige Kulturen angelegt. Gewürzpaprika, Tomaten, Chilis, Bohnen und viele weitere kleine Pflänzchen wurden liebevoll gehegt und gepflegt. Aber auch die Gehölze in Schaugarten und Reihenkultur bekamen viel Zuwendung, sodass sie uns mit einer reichen Obst-Ernte beschenkten.

Menschen – neben den Pflanzen dürfen hier auch zwischenmenschlichen Begegnungen wachsen.

Wir erproben Praktiken nachhaltiger Ernährung und zukunftsfähiger Lebensweisen und machen uns stark für Natur- und Umweltschutz. So waren die Dresdner*innen zu verschiedenen Filmabenden, Diskussionen, zum Wilde Flora Sonntagcafé oder zu Konzerten eingeladen und konnten an lauen Sommernächten miteinander ins Gespräch kommen. Außerdem luden wir regelmäßig zur abendlichen”Küche für alle”, zum gemeinsamen Abendessen auch für schmale Geldbörsen, ein und hatten eine wunderbare Zeit zusammen.

Lernen – neue Ideen für eine nachhaltigere Lebensweise kennen lernen.

Dazu haben wir diese Saison immer wieder Referent*innen eingeladen, ihr Wissen und praktische Erfahrung im Rahmen von Workshops mit uns zu teilen. Um gutes Kimchi oder Sojasauce machen zu können, braucht es nämlich kein Studium, sondern einfach nur Menschen, die für ein Thema brennen und es gern weitertragen – dann springt der Funke ganz leicht über!

Nicht nur in Workshops, sondern auch bei der wöchentlichen Küchenwerkstatt konnten wir lernen, und zwar alle voneinander. Jeden Donnerstag wurde fleißig experimentiert, fermentiert, eingekocht und Omas Rezepte ausprobiert. Explodierende Chilisauce inklusive!

Ernte – Belohnung für die Geschmacksknospen.

Die Himbeeren, die wir 2019 gepflanzt haben, sind dieses Jahr in die Vollen gegangen – über 200 kg konnten wir ernten. Gern kamen die Pieschner*innen vorbei, zum Naschen, für den frischen Himbeerkuchen oder ein schön kühles Himbeer-Sorbet.

Aber auch der Folientunnel brachte allerlei Leckereien: Auberginen, Paprika, Tomaten, Gewürzpaprika, Bohnen, Salate, Möhren. Unter uns gibt es einen großen Fan von Bittergurken, sodass wir eine spannende Ernte dieser ulkig anzusehenden und geschmacklich sehr kontroversen Früchte hatten ;) Für unser Kimchi haben wir eigens koreanische Gochu-Chilis angebaut, und auch der Ingwer – eine japanische, frostfeste Sorte, stammt von unseren Flächen.

Einige unserer Produkte findet ihr übrigens ab jetzt bei den Marktschwärmern in Pieschen, unter anderem Kimchi und das leckerste Paprika-Pulver der Welt (frisch gemahlen, süß, aromatisch … wirklich!)

Besten Dank an Gauthier Saillard (zusammensammeln.de) für die tollen Fotos!

Das Projekt »Lebensmittelpunkt Pieschen« wird gefördert von:

Logbuch unserer Kochwerkstatt

In diesem, sich laufend füllenden Post findet ihr in Zukunft einige der leckeren Ideen und Inspirationen, die wir in der Kochwerkstatt ausprobiert oder ertüftelt haben. Viel Spaß!

Marmeladen

Himbeeren gibt es dieses Jahr in Hülle und Fülle. Die daraus hergestellte Himbeermarmelade ist laut “Konfitüren-Verordnung” weder Marmelade – der Begriff gilt nur bei Zitrusfrüchten – noch eine Konfitüre – da sie mehr als 35% Frucht enthält – und auch keine Konfitüre Extra. Denn unsere “normale” Himbeermarmelade enthält 75% Frucht und 25% Zucker (also 1:3) und ist damit ein Fruchtaufstrich. Uns soll dass recht sein, so schmeckt sie nämlich nicht nach Zucker, sondern besonders fruchtig und trotzdem ausreichend süß. Ein paar Gläser haben wir sogar mit 90% Frucht hergestellt, weil es gesünder ist und auch immer noch echt lecker.

Schon letztes Jahr gab es ein paar Versuche mit speziellen Würzungen. Letzte Woche haben wir dann ein paar Himbeer-Marmeladen mit Shiso, sowie Rosmarin und Thymian hergestellt. Da freuen sich die Gourmets unter uns!

Da wir keine Gelierzucker-Großpackungen bekommten konnten, fügen wir bisher Zucker und Geliermittel separat zur Marmelade. So ist man auch gleich etwas freier, die Zuckermenge entsprechend der Frucht anzupassen. Nebem dem 25kg-Sack Zucker stehen also diverse Geliermittel im Koko: Agar-Agar, Pektin, Konfitura und andere fertig erhältliche Mischungen. Mal geliert es auf Anhieb, mal braucht es länger und mehr Geliermittel, und so richtig kommen wir immer noch nicht dahinter, woran es liegt, das es so unterschiedlich reagiert. Faktoren sind wohl: sauber arbeiten, keine abgeschleckten Löffel zurück in den Topf, nicht zu lange und nicht zu kurz aufkochen lassen, Zitronensäure hilft auch. Der Geliertest mit einem Klecks auf einem kleinen Tellerchen, der hilft jedenfalls immer.

Neben Himbeeren haben wir auch Holunderbeeren, Felsenbirnen, Johannisbeeren und Ölweiden verarbeitet

Sirupe

Letzte Woche wurde Himbeer-Sirup gemacht. Dafür haben wir die Himbeeren aufgekocht, durch ein Tuch gegeben und mit 30% Zucker steril abgefüllt. Wir haben roten und gelben Sirup, wobei der Rote intensiver schmeckte. Ob das eine Täuschung aufgrund der Optik ist? Denn die roten und gelben Himbeeren schmecken pur wirklich sehr ähnlich. Auch hier haben wir wieder sehr sauber gearbeitet – denn wenn das anfangen würde zu gären, gäbe es eine echt große Sauerei in der Küche. Mit Twist-off-Deckeln (zb von 0,5l-Sahneflaschen) ist man auf der sicheren Seite, denn dort können ewaige Gase entweichen (im Gegensatz zu Saft-Schraubdeckeln).

Solargetrocknete Früchte und Fruchtleder

Während des heißen Sommers lassen sich frische Früchte wunderbar im Solartrockner trocknen. Die ersten Maulbeeren liegen drin, nächste Woche wollen wir es auch mit Himbeeren probieren. Auch ein erstes Fruchtleder aus 100% frischen Himbeeren ist wahnsinnig lecker geworden. Einfach püriert auf die Trocknungs-Folien gestrichen, ergibt sich bei wenig Energieaufwand ein nachhaltiger, lokaler Gummibärchen-Ersatz. Funktionert nicht nur mit Himbeeren.

1kg Himbeeren ergeben übrigens ca. 100g Fruchtleder.

Misos und Sojasaucen

Wir haben mal wieder mit unserem Experten Aukha Miso-Pasten hergestellt. Ein Versuch wurde gestartet, den Presskuchen von Leinsaat, Sonnenblumenkernen und aus Biertreber zu leckeren Pasten zu fermentieren. Zur Hilfe kommt da eine uns wohlbekannte Schimmelkultur, der Koji. Ein Prozess, der einiges an Genauigkeit, Abwiegen und Verhältniskalkulationen erfordert. Wir werden in ein paar Monaten sehen, ob es sich gelohnt hat.
In den nächsten Wochen werden wir uns nochmal treffen, um eine weitere Sojasauce aus regionalem Hülsenfrüchten anzusetzen.

Likör

Wenn es angesichts der Ernteschwemme mal schnell gehen muss: Likör ansetzen. Für unser Himbeer-Likör haben wir besten Bio-Gin aus Erfurt mit dem Himbeeren und regionalem Rübenzucker gemischt. Unsere Mischung: 2,5kg Himbeeren und 500g Zucker auf 1,5l Gin.
Nach etwa 2-3 Monaten kann man ihn dann abseihen und genießen. Pur, mit Sprudelwasser, als Sauce über Vanilleeis, … hmmmmlisch!

Und da wir heute sooo viele Himbeeren hatten, mussten noch einige Kilo in den Frost. Einfrieren ist nicht unbedingt die nachhaltigste Haltbarmach-Methode, daher bleiben die Beeren höchstens ein paar Tage im Tiefkühler, bis wir die Zeit finden, sie weiter zu verarbeiten.

Letscho, Ajvar und andere herzhafte Saucen

Im Folientunnel wächst gerade so einiges an verschiedenen Paprikas, Tomaten und Chilis. Ein guter Moment, um mal hier und da ein paar Gläser herzhafte Saucen herzustellen und verschiedene Rezepte auszuprobieren. Relish, Chutney und Salsa – wo ist jetzt der Unterschied? Anscheinend ist Chutney fein püriert und Relish stückig? Oder Chutneys sind flüssiger und süßer? Uns war’s am Ende egal, hauptsache es schmeckt und es wanderten die letzten Wochen so einige süß-sauer-würzige Saucen in die Gläser.

Fermentierte Paprika- und Chili-Saucen

Die Zeit der Chilis ist gekommen. Die meisten werden bei uns fermentiert. Entweder in Salzlake im Ganzen, in Lake halbiert und entkernt (ein weniger milder) oder auch mit Haut und Haar püriert (am Schärfsten, da hier kein Wasser zugefügt wird). Und natürlich in allen möglichen Kombinationen: mal pur, mal mit Tomaten, Paprika, verschienen Chilisorten, mit Gewürzen, Zwiebeln und viiiel Knoblauch. Oder auch mal mit Mirabellen und Reiskoji (die ist lecker geworden!) oder als japanische Chili-Sauce mit Essig, Sojasauce und Reiswein. Nach der Fermentation bleiben einige Saucen stückig, andere werden durchs Tuch gegeben und man erhält so eine flüssige Chilisauce sowie eine Chilipaste.

Nur die Gochu-Chilis, die wir speziell zum Kimchi machen angebaut haben wanderte in den Trockner. Denn diese wird dann zu Flocken vermahlen und beim Kimchi-Workshop verwendet.

Tomatensauce

Von einer Dresdner Biogärtnerei durften wir viele viele Tomaten verarbeiten, die aufgeplatzt waren und deswegen für den Verkauf nicht mehr geeignet sind, verarbeiten. Wir haben ein paar Chargen fertige Tomatensauce gemacht, also mit Gewürzen und allem drum und dran, nach diesem Rezept. Nur hatten wir danach noch nicht mal ansatzweise die Menge der Tomaten bewältigt.
Passsata sollte her. Für das klassische Tomatenpürree werden die Tomaten erst gedämpft und das Wasser durch ein Tuch rausgedrückt. Danach kommen sie die Flotte Lotte oder die Tomatenpresse, die Kerne und Schalen werden entfernt. Und dann werden sie im Glas eingekocht. Eine leckere Soßenbasis entsteht. Aber wir hatten immer noch Tomaten übrig.

Also musste eine noch schnellere Methode her. Und die ging dann so: Tomaten roh pürieren, etwas salzen, ggf. säuern und in Gläser füllen. Oder ganze Tomaten mit einem Stamper ins Glas drücken, bis alle Luftlöcher beseitigt sind und die Flüssigkeit bis oben steht. Twist-off-Gläser verschließen und einkochen. Das ergibt eine etwas dünnflüssige “Passata”, mit der man dann so kocht wie mit rohen Tomaten. Dh nach dem Öffnen eine Weile kochen und reduzieren lassen, um die gewohnte Konsistenz einer Tomatensauce zu erreichen.

Gewürzpaprika trocknen

In den Beeten des Folientunnels reifen süß-aromatische Gewürzpaprika einer unbekannten osteuropäischen Sorte. Wir haben sie von Franka von der Johannishöhe Tharandt bekommen, sie wiederum hat sie von einer Frau namens Anastasia auf einem Saatguttausch erhalten. Leider wissen wir nichts weiter über die Sorte – Hinweise sind willkommen! Soviel aber steht fest: getrocknet als Paprikapulver schmeckt sie himmlisch intensiv und unvergleichlich besser als jedes Paprikapulver aus dem Laden.
Dazu schneiden wir die sie Paprika halb auf, entnehmen die Kerne und trocknen sie – leider nicht nur im Solartrockner, denn die Sonne ist jetzt gegen Ende September manchmal nicht mehr ausreichend. Also muss der elektrisch betriebene Trockner herhalten. Wir bewahren sie dann in Stücken auf und mahlen sie erst, wenn wir sie nutzen wollen. So bleibt das intensive, süß-würzige Aroma frisch erhalten.

Pestos

Im Folientunnel wachsen unter den Tomaten zahllose Basilikumsorten. So viele, dass wir schon seit Wochen Pestos in allen Variationen zaubern. Meist nur kleinere Mengen, die sich ein paar Wochen im Kühlschrank halten. Für größere Mengen und längere Haltbarmachung empfielt sich die Fermentation:

Fermentierte Pesto

Eine eher unbekannte Technik: um frische Kräuter auch im Winter genießen zu können, lassen sie sich wunderbar fermentieren. Ob Petersilie, Schnittlauch, Basilikum oder Koriander: entweder pur oder mit weiteren Gewürzen (Knobi, Ingwer, Chili, …) und Salz pürieren, luftdicht ins Glas drücken, luftdicht abdecken (bei Pasten ganz wichtig) und 10-20 Tage fermentieren. So entsteht eine würzig, leicht saure Kräuterpaste, die zB das Basilikumaroma wunderbar erhält. Hält sich ewig im Kühlschrank.

Auf gute Nachbarschaft

Das Konzept der Mischkultur im Gemüseanbau ist eine sehr alte und vielfach erprobte Technik, die heute neue Beliebtheit erfährt – und das zurecht wie wir meinen. Verschiedene Pflanzen werden, anders als in der weit verbreiteten Monokultur, auf einer Fläche in direkter Nachbarschaft gepflanzt. So wird nicht nur unsere Ernte vielfältiger, sondern wir beugen z.B. auch Bodenmüdigkeit und die Verbreitung von Krankheiten vor.

Im Mischkultur-Workshop gab uns Laura Schöneberg einen Überblick zu verschiedenen Anbaukonzepten, Mischkulturen und Fruchtfolgen. Wir gingen der Frage nach wie Mischkultur uns im eigenen Garten oder auch in der Landwirtschaft unterstützen kann und was es bei einer Anbauplanung zu beachten gilt.

Das konkrete Beispiel einer Anbauplanung im Gemeinschaftsgarten, sowie die Durchführung einer Planung an eigenen realen Beispielen halfen uns die Theorie zu verinnerlichen und in die Praxis zu überführen.

Vielen Dank an Laura, die uns als Permakultur Designerin wertvolle Einsichten auch über das Thema hinaus mitgab.

Kochwerkstatt im Koko

Ab jetzt gibt es wöchentlich von 10 bis 16 Uhr die Kochwerkstatt.

Ganz unkompliziert ohne Anmeldung könnt ihr jeden Donnerstag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr vorbei kommen und mitmachen. Wir werden alle Hände voll mit zu tun haben und eine große Bandbreite an Obst und Gemüse haltbarmachen. Ob Kräutertees oder Fruchtleder, Marmeladen und Gelees, Chilisaucen und Kimchis, Essige und Schnäpse, es wird nicht langweilig werden.

Kommt vorbei und lernt mit uns, wie wir uns regional, nachhaltig und gesund ernähren können.

Alte Gärtnerei Pieschen, Heidestr. ggü 21

Das Projekt “Lebensmittelpunkt Pieschen” ist gefördert von

Die Arbeit, die wieder verbindet

In all den globalen Krisen weißt du manchmal gar nicht mehr, wo oben und unten ist?

Du kennst Gefühle von Abgetrenntsein, obwohl du dich eigentlich nach Verbindung sehnst?

Dein Körper sehnt sich nach draußen und von dir wirklich gespürt zu werden?

So ging es den meisten von uns auch, die sich gestern in der Heide zu einem Workshop unter dem Titel “Deep Adaptation – Radikal lebendig in Krisenzeiten” trafen.

Wir tauchten für ein paar Stunden in die Lebendigkeit des Waldes, und in die Gefühle ein, die auftauchen, wenn wir erlauben, die Dinge, die wir längst wissen, wirklich an uns heranzulassen. Denn: “Radikal im Sinne von radix, Wurzel, heisst, das wir an die Wurzeln müssen. Also erstmal zu den Bäumen, in den Wald. Und danach an unser eigenes Weltbild.”

Das sagt die Anne Wiebelitz-Saillard, die den Workshop aufmerksam leitetete und sehr inspirierend gestaltete. Sie ist Wildnispädagogin und ausgebildete naturzyklische Prozessbegleiterin im transformation-in-natura©-Ansatz.

Wir arbeiteten mit Übungen aus der Tiefenökologie, bei denen wir unsere Gefühle über den Zustand der Welt und unsere Rolle darin ergründen und teilen konnten. Dabei geht es darum, zu erspüren: wie bin ich, wie sind alle da draußen lebendig, wenn die Welt im Krisenmodus ist? Besonders berührend dabei war, zu erleben, dass es den anderen oft genauso geht, wie mir selbst – wir alle sind mal mehr mal weniger belastet und erschöpft von den Krisen, in denen wir leben und empfinden Angst, angesichts der Erkenntnis, dass unsere globalen Krisen unser Überleben in Frage stellen – und dass das Teilen dieser Gefühle Vertrauen, Kraft und Inspiration erzeugen kann.

Teil des Workshops war auch ein ausgedehnter Naturgang sein, in dem wir mit einem Impuls allein im Wald unterwegs waren und die Verbindung des Lebens um uns herum und in uns wahrnehmen konnten.

So konnte ein Raum entstehen, in dem wir unsere Verantwortung für eine kleine Weile ablegen, oder vielmehr bewusst teilen konnten, um unsere Kraftquellen wieder zu finden.

Wieder was gelernt – Baumschnitt

Baumschnitt ist ein Thema, über das es viele verschiedene Meinungen und noch mehr Anleitungen gibt.

Eine sehr belesene und fundierte Meinung hat Gartenbauingenieur Volker Croy und so hörten wir ihm am Samstag aufmerksam bei seiner Anleitung zu.

Im Workshop Baumschnitt half er uns zunächst mal mit anschaulichen Sprachbildern zu verstehen, warum man und welche Bäume man überhaupt schneiden sollte und wenn ja, zu welchen Jahreszeiten. Dann erklärte er uns, wie Bäume auf Schnitte grundlegend reagieren. Mit diesem Wissen kann man sich theoretisch jeweils die passende Schnitt-Vorgehensweisen für den jeweiligen Baum und das jeweilige Schnittziel ableiten.

Praktisch ist das natürlich immer nochmal eine andere Frage. Um uns dabei zu helfen, es anwenden zu können, zeigte er uns viele Beispiele in der Gärtnerei und erzählte die eine oder andere einprägsame Annekdote, von der Schnittpraxis verschiedener Hobbygärtner*innen, bis hin zum Obstanbau im Mittelalter. Als Abschluss des theoretischen Teils erklärte er uns, welches Werkzeug man wofür benutzt und welches lieber nicht, woran man gutes Werkzeug erkennen kann, und für welche billigen Werkzeuge man viel Geld ausgeben kann.

Bei schönstem Frühlingswetter konnten sich dann alle mal an die Scheren und Sägen trauen und das Gelernte an den Bäumen in Gärtnerei und Wurzelwerk ausprobieren.

Alle sind herzlich eingeladen, nächstes Jahr wiederzukommen und noch mehr daraus zu lernen, wie die Bäume tatsächlich reagiert haben.

Vielen Dank an Volker und alle, die den Workshop möglich gemacht haben!

Grün und grüner

geschrieben von Maeve

Am sonnigen Ostermontag fand bei uns der erste tolle Workshop der Saison statt – es ging um Wildkräuter!

Gemeinsam mit Gauthier Saillard und ungefähr 15 Teilnehmer*innen waren wir auf den Hufewiesen in Pieschen unterwegs und haben viele spannende und leckere Wildpflanzen aufgefunden. Einerseits lernten wir neue Dinge über schon bekannte Pflanzen, wie die Brombeere – da schmecken beispielsweise die jungen Blatttriebe leicht nach Kokosnuss – und endeckten andererseits neue Wildkräuter, wie zum Beispiel den Nelkenwurz, dessen Wurzeln dasselbe ätherische Öl wie Nelken beinhalten und dementsprechend fantastisch in Chai-Tee und Weihnachtsgebäck verwendet werden können. Junge Ahornblätter können total süß und fein schmecken, während Prunus-Blüten (also von Pflaumen, Aprikosen, Kirschen etc.) Obstsalate mit einer leichten Bittermandelnote verfeinern. Diese Blüten jedoch sollte man nicht im Übermaß verzehren, da sie auch Blausäure enthalten.

Gauthier führte uns über die Wiesen und hatte so viel Wissen zu teilen, dass fast kaum Zeit blieb, um tatsächlich Giersch, Wiesenbärenklau, Wiesenknöterich und Brennnessel zu ernten. Zum Glück waren wir viele und die Alte Gärtnerei, wohin wir uns dann auf den Weg machten, nicht allzu weit entfernt. Dort kontrollierten wir die gesammelten Wildkräuter abermals, wuschen sie und verarbeiteten sie zu drei überaus feinen Quiches. Während diese im Ofen waren, erzählte uns Gauthier von menschlicher Ernährung und wie ganz lange Wildpflanzen den Großteil unseres Energiebedarfs deckten. Außerdem lernen wir, dass Supermarkt-Gemüse oft hauptsächlich aus Wasser besteht, während Wildpflanzen einen sehr hohen Nährwert besitzen. Brennnessel (sowie viele andere Grünblätter) beinhalten beispielsweise mehr Proteine als Fleisch derselben Menge. Außerdem teilte Gauthier einige seiner kreativen Rezeptideen mit uns.

Der Workshop war ein unglaublich schöner Saisonauftakt im Koko und wir freuen uns sehr auf weitere spannende Veranstaltungen.

Falls ihr auch Lust bekommen habt, mehr über Wildkräuter zu lernen, Gauthier gibt monatliche Kräuterwanderungen und auch Wildkräuter-Kochkurse. Mehr Informationen findet ihr auf seiner Website (https://www.zusammensammeln.de).

Bis hoffentlich bald in der Alten Gärtnerei!

Saisonauftakt bei April-Wetter

Am Samstag eröffneten wir die neue Gartensaison im Wurzelwerk mit einer kleinen Planungswerkstatt.

Dazu waren alle eingeladen, die Lust haben, den Garten in diesem Jahr mitzugestalten und zu pflegen.

Anfangs sah es so aus, als würden die unberechenbaren Regenschauer die meisten Leute fernhalten, aber dann kamen wir doch noch zu achtzehnt zusammen und die Sonne lachte :-)

Nach einer Vorstellungsrunde und einem Überblick darüber, wie der Garten in den Verein UFER-Projekte eingebunden ist, machten wir einen ausgedehnten Gartenrundgang, bei dem die physischen und organisatorischen Strukturen des Gartens erklärt wurden.

Danach teilten wir gemeinsam Ideen und Träume, was jede*r dieses Jahr gerne im Garten entstehen lassen würde. Dabei kam eine bunte Sammlung zustande, vom Lehmofen für die Gartenküche, übers Sommerfest bis hin zu Bastelnachmittagen.

Nachdem alle festgehalten waren, damit sie in den folgenden Gartenplena besprochen werden können, schauten wir uns einige der Ideen schonmal zusammen tiefergehend an und besprachen, wie es damit weitergehen kann.

Danach wurde gemeinsam noch ein bisschen gegärtnert und dann gab es ein Picknick am Lagerfeuer.

Vielen Dank an alle, die dabei waren und alle, die den Tag mit vorbereitet haben!

Auf in die neue Saison :-)!

Endlich wieder Saisonstart!

Blühende Pflaumen, Aprikosen und Felsenbirnen in der Alten Gärtnerei erwecken wahre Frühlingsgefühle! Auch quer durch die Stadt sieht man Sträucher blühen und Flächen ergrünen. Noch dazu haben wir uns ein spannendes Frühlingsprogramm an Workshops mit tollen Referent*innen für euch ausgedacht. 

Egal auf welcher Ebene ihr euch mit Natur, Nachhaltigkeit und zukunftsfähigem Miteinander beschäftigen wollt, wir haben für alle etwas dabei – ob praktisch-gärtnerisch Bäume schneiden und Mischkulturen anlegen, Wildkräuter sammeln und kreativ zubereiten, mit der Sonne kochen, Essen fotografisch in Szene setzen, selbst eigene Lebensmittelprodukte zubereiten oder um mehr zu euch selbst zu finden und Lebendigkeit zu erspüren. 

Unsere aktuelle Förderung läuft im Mai/Juni aus und wir wissen noch nicht so ganz, wie es danach weitergeht. Aber wir arbeiten daran, auch danach weiter Workshops anzubieten, entweder finanziert durch Förderungen (Anträge sind noch in der Mache) oder wieder mit solidarischen Bezahl-Varianten wie letztes Jahr.

Ab heute (Mittwoch, 6. April) gibt es einen regelmäßigen “Gartenschnack” zum gärtnerischen Austausch im Wurzelwerk und ab 7. April sind wir wieder wöchentlich Donnerstag Nachmittags in der offenen Küche im Koko!

Schaut ab und zu auf unserer Website vorbei und wir freuen uns sehr darauf, euch bald wieder in der Alten Gärtnerei in Pieschen zu begrüßen, um gemeinsam den Weg zu einer enkeltauglichen Gesellschaft zu gehen.

Frühling im Koko

Nach der langen Winterpause erwacht das Koko zu neuem Leben – und im neuen Glanz. Denn wir waren nicht untätig. Es wurde geschliffen, geräumt und verbessert. Es gibt Licht, es gibt eine neue Mittelinsel und bald ein super-fancy neues Radio. Und diverse weitere Verbesserungen, die ihr entdecken könnt – auch dank eines neuen Schweißgerätes. Vielen Dank an Dirk und Sebastian fürs Heinzelmännchen-Bauen!

Ab dem 7. April seid ihr wieder Donnerstag nachmittags eingeladen, mit uns in der Küche den Löffel zu schwingen. Bevor wir uns den Frühlingswildkräutern zuwenden, werden wir noch die Schätze des letzten Jahres abfüllen – Essig, Noccino und Mirin wollen in die Flaschen.

Das erstmal als kleiner Ausblick und bis bald in der Frühlingssonne im Koko!

Ihr habt noch Gläser oder Flaschen?
Wir freuen uns über folgendes, alles sauber und ohne Etikett:
– Kleine und große Flaschen
– Einheitliche Aufstrichgläser, so wie diese hier (oft zu finden bei Bio-Brotaufstrichen)

Franka’stisches Sauerteigbrot

geschrieben von Maeve

In bisherigen Blogartikeln hatten wir schon über Wasser und Mehl sowie Fermentation in Gestalt von Sauerkraut geschrieben – jedoch noch nie über Sauerteig! Das muss sich ändern, dachte ich mir und hab mich auf die Suche nach Wissen rund um Sauerteigbrote gemacht.

Ein bisschen Erfahrung konnte ich schon mit meinem eigenen Sauerteig-Starter machen. Den ersten habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen, den zweiten dann selbst angesetzt. Jedoch habe ich mich nie intensiv mit den Prozessen dahinter beschäftigt, sondern eher nach Gefühl vermengt, stehen gelassen und gebacken – manchmal hat’s gut geklappt und andere Male weniger. :)

Ganz grundsätzlich arbeiten im Sauerteig Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien und Hefen, die zusammen mit mehleigenen Enzymen, die Stärke des Mehls spalten. Dieser Fermentationsprozess führt dazu, dass das Brot länger frisch hält und bekömmlicher ist und schafft den feinen Geschmack. Die Mikroorganismen verdauen das Mehl für uns vor und wandeln verschiedene Stoffe um, sodass sie für uns Menschen leichter verdaulich sind und wir mehr der guten Inhaltsstoffe aufnehmen können.

Um mehr zu erfahren, habe ich mich mit Franka getroffen. Franka Suchantke ist eine junge Frau, die Sauerteigbrot in Dresden bäckt. An einem sonnigen Freitagnachmittag sind wir zu ihr nach Pieschen gefahren, haben unsere Fahrräder in einem ergrünenden Hinterhof abstellt und sind dann durch ein helles Stiegenhaus mit Stuckverzierung in Frankas gemütliche Wohnung gekommen, wo wir am Südbalkon Platz nahmen.

Franka begann Brot zu backen, als ihr erstes Kind klein war und sie nicht so viel Energie zum Kochen hatte. „Mich fasziniert, dass die Triebkraft aus dem Mehl selbst kommt“ antwortet sie auf die Frage, was sie am Brot backen besonders mag. Beim Brot, erklärte sie uns, braucht es eigentlich nur Mehl, Wasser und vor allem Zeit – bis zum fertigen Brot dauert es zwei bis drei Tage. Der erste Schritt besteht darin, das Anstellgut anzufrischen. Das Anstellgut ist eine kleine Menge Sauerteig, den man entweder selbst ansetzt (hier ein Video dazu und hier ein Blogbeitrag) oder von jemandem bekommt, die oder der schon einen Sauerteig hat. Es soll ja auch Sauerteige geben, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden oder die sich in ganzen Freundeskreisen ausgebreitet haben. Frankas Sauerteig kommt von einem Bio-Bäcker aus La Palma.

Also, zuerst möchte der Sauerteig/das Anstellgut mit Mehl und Wasser gefüttert werden. Nach ein paar Stunden bei Zimmertemperatur, wenn sich das Volumen vergrößert und man viele Bläschen ausmachen kann, kommt ein Teil des Anstellgutes wieder zurück in den Kühlschrank für das nächste Brot. Mit dem anderen Teil wird der Vorteig gemacht. Wieder Mehl und Wasser mit dem Sauerteig vermengen und stehen lassen. Hier kann beobachtet werden, wie der Teig wächst, es dauert aber ein bisschen länger als bei Hefeteigen. Nach ungefähr 12 Stunden (je nach Rezept) kann noch einmal Mehl und Wasser zugegeben werden und dieses Mal auch Salz und optional Gewürze, das ist dann der Hauptteig. Der wird dann in Form gebracht und geht ein letztes Mal für ein bis zwei Stunden bevor er in den Ofen kommt. Der sollte richtig heiß sein (um die 250 °C, Ober- und Unterhitze). Nach zirka 20 Minuten kann der Ofen ein bisschen runtergeschalten werden, auf 200 °C ungefähr, damit die Kruste nicht zu dick und hart wird. Während wir über Brot sprechen, zwitschern im Hintergrund fröhlich die Vögel.

Hier noch einmal übersichtlicher:

  1. Anstellgut füttern, 2-8 Stunden warten (bei Roggen länger als bei Weizen), ein Teil zurück in den Kühlschrank
  2. Vorteig: anderer Teil des Anstellgutes + Wasser + Mehl ~ 12 Stunden gehen lassen
  3. Hauptteig: Vorteig + Wasser + Mehl + Salz (+ Gewürze) ~ 2-6 Stunden gehen lassen
  4. Laib formen oder Teig in bemehlte Kastenform füllen ~ 1-2 Stunden
  5. Backen 200-250 °C ~ 1 Stunde

Die angegeben Zeiten variieren je nach Rezept. Franka lässt das Anstellgut bei Roggenteig 8 Stunden gehen, den Vorteig 12 Stunden und den Hauptteig dann nochmal 2 Stunden. Grundsätzlich gilt, je länger der Teig steht, desto saurer wird er, weil die Mikroorganismen ja ständig arbeiten. Und je wärmer die Temperatur (des Zimmers bzw. des Teiges) desto schneller geht dieser Prozess. Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, diesen Prozess und damit das Endprodukt zu beeinflussen, am besten einfach mal ein paar Rezepte ausprobieren.

Das Mehl spielt eine große Rolle beim Brotbacken, je besser das Mehl, desto besser das Brot. Frisches Mehl, erzählt Franka, ist meist enzymaktiver und geht deshalb besser auf. Eine Zeit lang hat sie sogar ihr eigenes Mehl aus Körnern gemahlen. Darum: abgelaufenes Mehl tut dem Sauerteig nicht so gut, und in manchen Jahren ist das Mehl enzymaktiver, je nachdem wie das Wetter war. Beim Vollkornmehl wird das ganze Korn vermahlen, deshalb beinhaltet es mehr Vitamine und Spurenelemente, was das Brot gesünder und schmackhafter macht. Franka hat drei Sauerteige, einen Roggen-, einen Dinkel- und einen Weizensauerteig. Für Brot, das hauptsächlich aus Roggenmehl besteht, nimmt sie den Roggensauerteig, da dieser die Enzyme aus Roggenmehl am besten aufspalten kann, genauso für Weizen- und Dinkelteige. Sie hat sogar schon mit einem Reis- und Hafersauerteig experimentiert, als glutenfreie Alternative zu Brot. Franka ist überzeugt, dass Sauerteigbrot leichter bekömmlich und gesünder ist als Brot, das ausschließlich mit konventioneller Hefe gebacken wurde.

Körner, Samen und Flocken werden gern zum Brotbacken verwendet, auch Franka hat verschiedene Brotsorten damit. Haferflocken sowie auch Leinsamen machen das Brot feuchter, weil sie eine hohe Wasseraufnahmefähigkeit haben. Dadurch ist das Brot länger haltbar und auch gesünder, weil mehr Nährstoffe darin enthalten sind. Der Geschmack wird etwas milder und süßlicher, Franka erzählt, dass ihre Kinder Brot mit Haferflocken total gerne mögen. Am besten ist es die Haferflocken schon vorher quellen zu lassen, da sie bis zu dreimal so viel Wasser aufnehmen können, wie sie schwer sind. Außerdem sollte man aufpassen Haferflocken mit zum Beispiel Dinkel zu mischen, da Hafer alleine kein Teiggerüst aufbauen kann, erklärt Franka.

Manche Brotbäcker*innen setzen auch auf Schwarzroggen oder Malz, um den Geschmack intensiver und voller zu machen. Franka hat eher einen puristischen Ansatz, und verzichtet darauf. Jedoch hat sie uns von wilden Hefen erzählt, die sie anzieht und für bestimmte Brotsorten, zum Beispiel Baguette, als alleiniges Triebmittel nutzt (also ohne Sauerteig). Diese wilden Hefen können also als Alternative zu konventioneller Hefe verwendet werden. Das fand ich besonders spannend. Dafür vermischt sie Wasser, Zucker und Rosinen oder Kräuter und lässt das ein paar Tage stehen (Hier ein Link dazu). Die Hefen, die schon auf den (Bio)Rosinen sind, vermehren sich und machen später das Brot luftig. Franka erzählt „das Hefewasser ist wie ein Sauerteig: Je älter bzw. öfter aufgefrischt, desto triebstärker“. Da habe ich doch gleich mal selbst wilde Hefen angesetzt:

Für große Bläschen empfiehlt Franka auf die Temperatur zu achten, denn die Mikroorganismen brauchen ein angenehmes Klima, um sich ideal zu entwickeln, der Teig sollte um die 30 °C haben. Daher gerne etwas wärmeres Wasser nehmen, das Mehl ist oft kühler und das Anstellgut manchmal auch noch nicht ganz auf Zimmertemperatur. Und ein feuchterer Teig kann besser größere Bläschen machen. Außerdem wird das Brot mit Vollkornmehl kompakter, Franka mischt oft Vollkornmehl und fein gemahlenes Mehl 50:50 um den Geschmack und die Inhaltsstoffe des Vollkorns zu haben aber auch eine luftige Konsistenz.

Das Internet ist voll von feinen Rezepten für Sauerteigbrot und ganz vielen Informationen, um mehr über die mikrobiologischen Prozesse zu erfahren, damit diese besser kontrolliert werden können, z.B. hier. Und hier ist auch ein spannendes Video, das gleich mehrere Fermentationen miteinander kombiniert und mit Kombucha Brot bäckt. Mir persönlich macht es am meisten Spaß, einfach auszuprobieren und zu schauen was rauskommt, auch wenn es manchmal daneben geht und ich super Ergebnisse auch nicht so leicht wiederholen kann. Nach den ersten oft mittelerfolgreichen Versuchen bekommt man schön langsam ein bisschen ein Gefühl dafür, wie der Sauerteig aussehen und riechen soll und welche Teigkonsistenz gut ist.

Ein Tipp von Franka ist, mit Kastenbrot anzufangen, da das Formen von weichem Teig herausfordernd sein kann. Ich habe zu Beginn immer Laibe gebacken, war aber mit der Fluffigkeit nicht ganz zufrieden. Mit feuchterem Teig in einer Kastenform sind mir bislang bessere Ergebnisse gelungen. Nach dem ganzen Input habe ich aber auch Lust, mich wieder einmal an einem Laib zu probieren.

Falls ihr übrigens mal Frankas Brot probieren wollt, ab Ende März ist sie mit ihrem Lastenrad wieder donnerstags und samstags am Wochenmarkt am Alaunplatz und verkauft dort feine Brote und auch Kleingebäck!

Digitale offene Küche

Ein weitere langer Lockdown-Winter zieht sich hin, selbst die Sonne scheint Corona zu haben … Wir essen hoffentlich alle von unseren Vorräten aus dem letzten Sommer. Wie geht es euch damit, ist die Marmelade schon aufgebraucht? Ist auch was schlecht geworden? Und was ist euer Ladenhüter und steht noch immer unberührt im Keller?

Wieviel Regionales esst ihr? Und wann ist der Lust auf eine frische Tomate doch mal wieder größer als die Vernunft. Und wie schmeckt dann diese Tomate, die uns so schön rund und rot im Supermarkt angelächelt hat?

Wir würden uns freuen, uns mit euch auszutauschen. Um das allen und ohne viel Testen möglich zu machen, möchten wir es nochmal mit dem bekannten Format vom letzten Winter probieren, mit der Digitalen offenen Küche. Kommt vorbei, immer Donnerstags ab 16:30 Uhr in diesem Raum. Bis morgen!

Flexen und Schweißen for Future

Am 30. Oktober haben wir in einem Workshop unter der Anleitung von Fabian und Julia Flexen und Schweißen und noch ein bisschen was über andere Techniken der Metallbearbeitung gelernt.

Wir durften dafür die großartige Metallwerkstatt der Werkstadtpirat*innen im Rosenwerk nutzen, wo wir Winkelschleifer, Schweißgeräte, Metallschrott zum Üben und alles, was wir sonst so brauchten, gefunden haben.

Den Workshop wollten weit mehr Leute besuchen, als wir Plätze vergeben konnten, es scheint also ein wichtiges DIY-Thema zu sein.

Hier mal ein paar – sehr grob recherchierte – Zahlen zur Orientierung, warum das Selberbasteln mit Altmetall so sinnvoll sein kann:

  • Die Stahlproduktion verursachte 2018 ungefähr 8% der globalen Treibhausgas-Emissionen. (1)
  • Um ein Kilogramm Stahl herzustellen, werden ungefähr 1,7kg CO2-Äquivalente freigesetzt. (2) Das entspricht ungefähr 8,5km Autofahrt. (3)
  • Der Energieaufwand dafür liegt bei ungefähr 800Wh pro Kilogramm. (4)
  • Das ist aber nur das, was die Hochöfen brauchen und freisetzen. Dazu kommt natürlich noch der Aufwand, im Erzbergbau tonnenweise Gestein auszubaggern und aufzutrennen, mit allen Auswirkungen, die das auf die Mitwelt hat, der Transport des Erzes zum Hochofen, der Transport von dort zur Veredelung, der Energieaufwand dort, der Transport zur Herstellung des Produktes daraus und der Transport von dort in den Laden. Für diese Kette gibt es leider keine richtigen Zahlen, aber ingesamt ist es natürlich ein Vielfaches.

Das Flexen und neu zusammen Schweißen von Altmetall verbraucht natürlich auch viel Energie. Deshalb finde ich es wichtig, sich zu überlegen, ob das, was man damit herstellen will, wirklich wichtig ist.
Aber im Vergleich dazu, wenn man neue Produkte kaufen würde, ist es doch sehr viel weniger.

  • Alleine mit den 800Wh von oben aus dem Hochofen könnte man mit einer durchschnittlichen Flex (800W) und einem durchschnittlichen Schweißgerät (3500W) grob über den Daumen gepeilt vielleicht eine halbe Stunde lang durchweg flexen und dann sechs Minuten durchweg schweißen. Mit so viel Arbeit kann man weit mehr als Kilogramm Stahl verarbeiten.

Wenn man damit also mit vorhandenen Materialien etwas sinnvolles herstellen (mit dem man im besten Fall sogar noch Emissionen vermeiden kann – ich denke nur mal z.B. an ein Lastenrad) und einen Kauf vermeiden kann, macht das doch echt Sinn :-)

Die Lerninhalte des Workshops hier widerzugeben, wäre glaube ich ein bisschen vermessen, zumal es viel mit Ausprobieren und Feedback bekommen zu tun hat – und es viel gibt, was man beim flexen und schweißen zur eigenen Sicherheit beachten sollte. Deshalb kann ich euch nur empfehlen, fragt bei Fabian und Julia oder den Werkstadtpirat*innen an, ob sie mal wieder einen Workshop geben wollen, oder wartet, bis wir mal wieder einen organisieren (unsere Fördermittel gehen gerade leider zu Ende, deshalb steht es noch in den Sternen, wann das wieder möglich sein wird).

Wir haben außerdem vor, ein Schweißgerät für die UFER Werkzeug-Allmende anzuschaffen (gute Winkelschleifer haben wir ja schon), aber da uns gerade ein paar Fördermittel doch wieder abgesagt wurden, müssen wir erstmal schauen, wie wir es finanzieren.

Solange (und natürlich weiterhin) könnt ihr auf jeden Fall die Werkstadt im Rosenwerk nutzen. Dort ist immer dienstags 16-20 Uhr Offene Werkstattzeit. Und es gibt dort auch eine Holzwerkstatt, eine Nähwerkstatt, eine Plastikwerkstatt, eine IT-Werkstatt, ein tolles Materiallager und vieles andere.

Saisonabschluss in der Offenen Küche

Nun wird es kälter und auch immer früher dunkel draußen, sodass wir langsam einsehen müssen, dass das Koko langsam in den Winterschlaf geht, jedenfalls was die Einkoch-Aktivitäten und das Vereinscafé betrifft.

Obwohl die Saison corona-bedingt vorne und hinten knapper war als gewünscht, hatten wir doch eine schöne bunte Küchensaison mit vielen gefüllten Gläsern.

Und was gab es alles?

Hier folgt eine unvollständige Liste all der Leckereien, die teilweise noch hier sind und größtenteils bei den Teilnehmer*innen zuhause in Bäuchen oder Vorratsschränken:

Holunderblütengelee mit und ohne Zucker, und mit Rosmarin & Chili
Rosenblütengelee
Apfelsaft
Himbeermarmelade mit Shiso und mit Aronia
Pfirischmarmelade mit Thymian
Rote & Gelbe Himbeermarmelade
Eberesche Birne Marmelade
Szegediner Gewürzpaprika gemahlen & Gewürzpaprika „Franka“ gemahlen
Gärtnerei-Blütentee
Edler Himbeeressig Rot & Gelb
Kapuzinerblütenessig
Weißweinessig
Apfelessig
Grünes & Gelbes Erbsen Miso
Frisch fermentiertes Cortido
Frisch fermentiertes Sauerkraut
Süßkartoffel-Mirin
Süßkartoffel-Essig
Merrettich-Aufstrich
Felsenbirnen-Johannisbeer-Gelee
Dicke-Bohnen-Aufstrich
Birnen- und Apfelmus
Holunderbeeren-Saft
Eingelegter Knoblauch
Shiso-Senf, Himbeer-Senf und Blüten-Senf

Das liest sich doch lecker, oder?

Wenn Du Lust hast, nächstes Jahr mit dabei zu sein, mit zu kochen, eine Rezepte mitzubringen, dann melde dich bei uns. Trag dich in unseren Koko-Mailverteiler oder die Telegram-Gruppe ein oder schreib uns eine Mail. Wir freuen uns über weitere Aktive, die mit uns die Offene Küche gestalten, genauso wie über rege Teilnahme im nächsten Jahr.

Ihr hört von uns, sobald es wieder wärmer wird und wieder Veranstaltungen stattfinden können.

Bleibt gesund,

euer Koko-Team

Einfach mal die Presse halten

Der Workshop am letzten Wochenende drehte sich rund um den wunderschönen Apfel. Unser Referent hatte wieder viel Wissenswertes und Kuriose über die Kulturgeschichte des Apfel zu erzählen. Danach konnten wir bei herrlich herbstlichem Sonnenschein die Äpfel waschen, schneiden und zum Pressen vorbereiten. Schon bald floss der erste Saft aus der großen und kleinen Presse in die Gläser. Hmmm …, es geht doch nichts über frisch gepressten Apfelsaft.
Nebenbei erzeugten wir mit dem Apfelschneider so einige Apfelringe, was ein Riesenspaß für Groß und Klein war. Auf dem gerade neu gebauten Solardörrer trocknen sie nun zu leckeren, haltbaren Apfelchips.

Zwischendurch gab es Kürbissuppe und Apfelauflauf zur Stärkung.

Und auch die Reste haben wir verwertet: den Apfeltrester – das, was beim Pressen übrig bleibt – setzten wir zu einem großen Fass Apfelessig an, da die Essigsäurebakterien in der Lage sind, selbst aus dem Presskuchen noch die letzten Aromen und Inhaltsstoffe rauszuziehen.

Auch ein Cider wurde angesetzt, um dann in zwei Wochen einen frisch prickelnden, leicht alkoholischen Most genießen zu können. Zu guter Letzt haben wir den Apfelsaft pasteurisiert und in Bags abgefüllt, sodass jeder etwas Saft mit nach Hause nehmen konnte.

Das war wieder ein wunderschöner, gut besuchter Workshop im Koko, nach dem alle strahlend nach Hause gehen können.

Ökologischer Fußabdruck und Naturverbindung

Hast du schonmal einen Test zum deinem persönlichen ökologischen Fußabdruck gemacht?

Wie hast du dich danach gefühlt?

Lagst du auch weit über dem Wert, den der Planet jeder Person durchschnittlich bereitstellen kann? Verbrauchst du auch mehrere Erden?

Was dachtest du, als du merktest, dass es einen großen Anteil in deinem Fußabdruck gibt, den du gar nicht direkt beeinflussen kannst, weil er aus öffentlicher Infrastruktur besteht. Oder als du gemerkt hast, dass viele Sachen, die du für ein ökologischeres Leben schon machst, gar nicht so viel Wirkung haben, wie erwartet?

Es gibt viele Möglichkeiten, diesen Schwierigkeiten auf intellektueller Ebene zu begegnen: neue Ansätze finden, den Fußabdruck weiter zu reduzieren; Gründe finden, warum das vielleicht alles nicht so wichtig ist; resignieren und die Menschheit abschreiben und viele andere.

Wenn man aber merkt, man bemüht sich schon lange und trotzdem ist man Teil des überverhältnismäßigen Naturverbrauchs, der zum größten Massenaussterben seit dem Ende der Dinosaurier und zur unkontrollierten Erhitzung des Planeten führt – kommt man manchmal an Grenzen des Denkens und Fühlens.

Normalerweise organisieren wir Workshops zu den praktischen Möglichkeiten, seinen Fußabdruck zu verkleinern. Am Samstag fuhren wir aber mal zu einem Workshop mit dem Fahrrad auf den Dresdner Heller, um dem Thema emotionalen Raum zu geben und neue Kraftquellen für Genügsamkeit zu finden.

Dort führte Anne Wiebelitz, die als Wildnispädagogin & Natur-Prozessbegleiterin arbeitet, uns durch mehrere Runden des Austausches zu unseren Gefühlen angesichts unserer Fußabdrücke.

Dann aber gab sie uns einen Impuls, mit dem wir anderthalb Stunden allein in den Wald gingen. Dort konnten wir in völliger Ruhe, ohne Druck, Struktur oder Theorien den nichtmenschlichen Wesen begegnen, die ja zur der Ganzheit gehören, die wir durch unseren Lebensstil gefährden. Was wir dort erlebten und erfahren konnten, möchte ich hier gar nicht ausführen. Darüber zu lesen würde es nur wieder intellektuell verzerren. So viel sei aber verraten: Wir alle kamen berührt, mit neuen Sichtweisen und einem tieferen Verständnis unseres Eingebundenseins wieder zusammen. Als wir die Essenzen unserer persönlichen Erlebnisse miteinander teilten, resonierten die Erzählungen in uns gegenseitig. Daraus entstand auch neue Energie, unsere Lebensweisen zu verändern.

Ich empfehle euch, einen solchen Kurs mit Naturgang selbst mal zu machen, den das Erleben ist ungleich mehr wert, als darüber zu lesen.

Wir werden ähnliche Angebote sicher mal wieder organisieren, denn sie ergänzen die praktischen um ebenso wichtige Ebenen, die grundlegend dafür sind, dass wir den Wandel zu nachhaltigerem Leben schaffen: Die Aussöhnung mit unseren Emotionen und die Stärkung unserer Intuition.

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P.S.: Anne hat beim uma Institut gelernt. Dessen Initiator:innen Ursula und David Seghezzi haben einen sehr einsichtsvollen Artikel über Transformationsmöglichkeiten aus naturzyklischer Sicht geschrieben.